30/03/2020

CORONA GEDANKEN 03

Zuhause

30/03/2020
©: Susanne Nahold

Wussten Sie, dass man aus dem Wörtchen "bleiben" ganz schnell das Wort "lieben" bilden kann? Man muss dazu lediglich die ersten vier Buchstaben ein wenig verändern. 

So wird beispielsweise ganz schnell aus "zuhause bleiben" ein "zuhause lieben". Dieser Gedanke ist mir heute gekommen, als ich darüber nachgedacht habe, was uns aktuell, in Zeiten der Corona-Krise, am meisten beschäftigt. Und ja, auch das hat unweigerlich mit Architektur zu tun. Denn es ist unser Zuhause. Unser Nest, unser Rückzugsort, der Ort, an dem viele unserer liebsten Dinge, Erinnerungen, aber auch Menschen hausen, die uns Geborgenheit und Sicherheit geben. Und dieser Tage ist es auch der Ort, an dem wir uns (hoffentlich) die meiste Zeit aufhalten. 

Auch ich befinde mich derzeit im Homeoffice. Für mich ist das kein Problem, da ich ohnehin zweimal die Woche von zuhause aus arbeite. Nach dem Aufstehen frühstücke ich erst mal gemütlich, ziehe mir dann alltagstaugliche Klamotten an und setze mich anschließend an meinen Schreibtisch. Der Blick geht dabei zum Fenster hinaus in den Garten, wo die Hummeln bereits umherfliegen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag meine Kolleginnen sehr gerne, aber ich gehöre zu den Menschen, die Homeoffice lieben. Die ihr Zuhause lieben. Den Lichteinfall nachmittags in meinem Schlafzimmer, die warmen überstehenden Holzdachlatten oder das schrullige Vogelhäuschen in unserem Garten. Selbst diesen Duft, den man mit keinen Worten beschreiben kann, der unser Heim als unseres kennzeichnet. 

Ich lade alle herzlich dazu ein, sich bewusst einen Moment zu nehmen und durch die Wohnung oder das Haus zu blicken. Achten Sie dabei auf jedes kleine Detail. Auf die ordentlichen und unordentlichen Ecken. Betrachten Sie all Ihre Bücher, den Kleinkram oder die Möbelstücke, die vielleicht schon längst das Zeitliche gesegnet haben, aber von denen Sie sich einfach nicht trennen können. Vermutlich taucht dabei auch die eine oder andere Erinnerung vor Ihrem geistigen Auge auf. Vielleicht sitzen Sie ja gerade, wie ich nebenbei bemerkt, an dem Platz, an dem Sie sich am wohlsten fühlen. Vielleicht gibt es auch eine Ecke, die Sie schon lange umdekorieren möchten, aber nie Zeit dafür hatten. Dann schnappen Sie sich ein Gläschen Wein, setzen Sie sich hin und beginnen Sie mit der Planung. Solange, bis Sie jede kleine Ecke in Ihrem Daheim ebenfalls lieben.        

Worauf will ich hinaus? Ich will darauf hinaus, dass ich die letzten Tage dank dem Corona-Chaos einmal mehr erkannt habe, dass ein schönes, heimeliges Zuhause ein großes Privileg ist. Ich muss nicht zuhause bleiben, sondern ich darf zuhause bleiben. Draußen mag der Wahnsinn der Welt sein Unwesen treiben, aber sobald die Haustür hinter mir ins Schloss fliegt, ist da ein Ort, der mich auffängt. Ein Ort, an dem ich sein kann, wer ich bin. Ein Ort, der so ist, wie er ist, weil meine Mitmenschen und ich ihn tagtäglich mitgestalten und formen. Ein Zuhause ist schließlich nichts anderes, als Architektur, die durch unser Gelächter, unsere Liebe und unser Tun verstärkt und zum Leben erweckt wird. Dieser Gedanke hat mich die letzten Tage zum Lächeln gebracht und wer weiß, vielleicht bringt es Sie, in diesen unsicheren Zeiten, ebenfalls ein bisschen zum Schmunzeln. 

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+