03/12/2007
03/12/2007

Lungauer Bürgermeister diskutierten mit Fachleuten beim 5. Bürgermeisterfrühstück in Tamsweg. © fachbeirat architektur

Diskussionsrunde beim 5. Bürgermeisterfrühstück in Tamsweg – über 36 Bürgermeister, Bauamtsleiter, Architekten, Bauausführende und Kulturinteressierte nahmen sich am Samstag Vormittag Zeit, um in der Wirtschaftskammer in Tamsweg über moderne Baukultur in Salzburgs Gemeinden zu diskutieren. © fachbeirat architektur

Auf Initiative des Fachbeirates Architektur Land Salzburg fand bereits zum 5. Mal das s. g. "Bürgermeisterfrühstück" statt, ein durchaus, auch für die Steiermark, nachahmenswertes Beispiel für eine rege Architekturdiskussion zwischen verschiedenen Interessensgruppen.

Damit Sie sich ein Bild machen können, veröffentlicht GAT nachfolgend die Nachlese zum 5. Bürgermeisterfrühstück. Verfasser ist der Fachbeirat Architektur Land Salzburg. Zu Gast war diesmal übrigens der Grazer Architekt Gerhard Mitterberger.

5. Bürgermeisterfrühstück zum Thema:
„Moderne Baukultur in unseren Gemeinden - Vision oder Notwendigkeit“

Das 5. Bürgermeisterfrühstück fand in in Tamsweg bei Bürgermeister Lankmayr statt und war eine Initialzündung für weitere Dialoge über Architektur im Bezirk Lungau.

Auf Initiative des Fachbeirates Architektur (Landeskulturbeirat Salzburg) und auf Einladung von Bürgermeister Lankmayr fand am Samstag das 5. Bürgermeisterfrühstück in der Wirtschaftskammer Tamsweg statt. Mehr als 36 (!!) Bürgermeister, Bauamtsleiter, Landesfachbeamte, Raumplaner, Architekten, Bauausführende und Kulturinteressierte nahmen am Dialog über zeitgenössische Baukultur teil.

Den Auftakt der Veranstaltung bildete das Impulsreferat des Grazer Architekten DI Gerhard Mitterberger, der über Bauen am Land, den damit verbundenen Strukturwandel und seine Überzeugung, dass nur ein Sichtbarmachen von Kreativität in der Architektur die gewünschte Qualität sichern könne - referierte. Anhand zweier gelungener und bereits ausgeführter Beispiele im ländlichen Kontext - Neubau des Gemeindezentrums samt Platzgestaltung und Winzerhaus in St. Nikolai (Südsteiermark) sowie das Fußballstadion in St. Lamprecht in derObersteiermark – erläuterte er wichtige Zusammenhänge und seine Erfahrungen.
(s. Virtuerller Architekturführer Steiermark).

Der Vorsitzende vom Fachbeirat Architektur des Landeskulturbeirats Land Salzburg Arch. Simon Speigner moderierte die anschließende Diskussion, in der zahlreiche aktuelle Themen in Hinblick auf die Lungauer Baukultur diskutiert wurden. Bürgermeister Lankmayr sprach über die Vorbildwirkung der öffentlichen Bauten, die der Allgemeinheit dienen und Zeichen des jeweiligen Zeitgeistes sind. Sie widerspiegeln das wirtschaftliche, soziale Verhalten und Handeln der Verantwortlichen und der Gesellschaft. Die öffentliche Hand hat eine besondere Verpflichtung, im Sinne der Baukultur mit gutem Beispiel voranzugehen, wobei sein Ansinnen einen regionalen Stil zu erhalten durchaus auch Priorität hat.

Bürgermeister Wind aus Unternberg berichtete vom Wettbewerb und derzeitigen Stand im Projekt Neubau Gemeindehaus Unternberg – über seine anfängliche Skepsis gegen zeitgenössische Architektur und seine Vorbehalte diesen Bau in Holzbauweise umzusetzen. Nichts bewegt die Gemüter derart, wie die zu jedem Bürgermeisterfrühstück gehörende Diskussion um Flachdächer und Dachneigungen im ländlichen Raum. Im Lungau soll es gar einen Erlass geben, der eine Dachneigung von 36-42° Neigung verpflichtend vorschreibt. Die Bausachverständige Helga Santner erläutert dazu, dass die jeweilige Landschaft durch Ortskern, Siedlungsstrukturen, Gewerbebau, Bauernhöfe und Einfamilienhäuser definiert ist und in diesem Zusammenhang die baurechtliche Vorgabe für eine Dachneigung von rund 36 Grad heute noch aufrechterhalten wird – es sei herrschender politischer Wille, ausgehend von alten traditionellen Bauten mit einer Dachneigung von 36-42 Grad, die Tradition beizubehalten. Diese nicht mehr zeitgemäße Regelung wurde von Seiten der Diskutanten, u. a. auch von einigen Bürgermeistern in Frage gestellt – im Zusammenhang mit Gewerbebauten und bei Bauten mit speziellen Anforderungen will man von dieser Haltung durchaus abgehen.
Der Lungauer Architekt Brandstätter kritisierte diese Regelung als nicht haltbares Dogma –„Hauptsache der Krapfen mit 36 Grad Dachneigung muss drauf sein, was sich darunter abspielt ist sekundär und wird zu wenig hinterfragt“.

Auch Robert Wimmer von der >lungau kultur

Der Gewerbetreibende Rupert Pagitsch aus Tamsweg schilderte seine Schwierigkeiten sowohl als Bauherr als auch als regionaler Arbeitgeber. Ihm sei auch gedankt, dass er für die Unkosten des Vortragenden aufkam, da bis heute vom Land Salzburg leider keine Mittel für derartige Beiträge zur Verfügung gestellt werden
konnten.

Die Architektin Irene Prieler, geborene Tamswegerin, nahm als Vertreterin der Plattform Architekturpolitik in Wien und als Mitarbeiterin am Baukulturreport der Bundesregierung an der Diskussion teil. Sie überreichte ein Exemplar des Baukulturreports an Bürgermeister Lankmayr und berichtete über die Installierung eines Beirates für Baukultur beim Bundeskanzleramt. Als Tamswegerin sprach sie auch den anstehenden Neubau der Sporthalle in Tamsweg an – sie appellierte wie andere Diskutanten - hier ein höchstes Maß an Sorgfalt in der Verfahrensvorbereitung walten zu lassen, um am Ende ein stimmiges Ergebnis zu erhalten und verwies auf basisdemokratische Verfahren.

Die Diskussion über Gestaltungsthemen, ein Sichtbarmachen von Kreativität und das mögliche Zusammenspiel von traditioneller Baukultur im Einklang mit zeitgemäßer Architektur in unserem Land muss fortgesetzen werden, zu diesem Zweck sind bereits weitere Veranstaltungen – steigende Teilnehmerzahlen bestätigen die große Akzeptanz und Nachfrage - im Land Salzburg geplant.

Das nächste Bürgermeisterfrühstück wird in der Gemeinde Hallwang bei Bürgermeister Mödlhammer im Frühjahr 2008 stattfinden. Interessierte Gemeinden sind eingeladen mit dem Fachbeirat Architektur in Kontakt zu treten, um in Zukunft auch in Ihrer Gemeinde ein Bürgermeisterfrühstück veranstalten zu können.

Nähere Information gibt es beim Fachbeirat Architektur Land Salzburg

KONTAKT:
Postfach 527
A 5020 Salzburg
kultur@salzburg.gv.at

Verfasser/in:
Fachbeirat Architektur, Land Salzburg
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