Die Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs gab am 14. November die GewinnerInnen des Bauherrenpreises 2014 bekannt. Aus 110 eingereichten Projekten haben 9 Nominierungsjurien die AnwärterInnen auf den Preis ausgewählt, von denen schließlich 27 die Nominierung zuerkannt und 7 mit dem Bauherrenpreis 2014 ausgezeichnet wurden.
Die GewinnerInnen kommen aus dem Burgenland, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Wien und geben laut Marta Schreieck, Präsidentin der Zentralvereinigung "... einen repräsentativen Überblick über das aktuelle Architekturschaffen in Österreich."
Im Rahmen eines Festakts im Odeon in Wien, bei dem Marta Schreieck nochmals betonte, dass "... gutes Bauen immer von einem Klima des Vertrauens zwischen den Auftraggebern und ArchitektInnen sowie allen in den Bauprozess Involvierten getragen sein muss", wurden die sieben GewinnerInnen geehrt.
PreisträgerInnen des Bauherrenpreis 2014
Office OFF, Steinberg-Dörfl, Burgenland
Bauherr: FOB-face of buildings, Johannes Stimakovits
Architektur: heri&salli (Heribert Wolfmayr, Josef Saller), Wien
Die Jury beschreibt das Projekt u.a. als ".. eine exquisite Firmen-Arche im alltäglichen Schindelkleid, das schon feine Patina ansetzt. Die freie Form der gefalteten Holz-Hülle aus vorfabrizierten Elementen ist von Holzrastern gestützt, die auch wechselnde Screens und Bewuchs erhalten sowie Fassadenprototypen der Firma präsentieren können. ... Innen entfaltet sich eine lebhafte Raumsequenz, vom großem Foyer aufsteigend zum erhöhtem Aufenthaltsraum samt Küche und Terrasse und weiter zu eleganten Arbeitsetagen mit individuellen Ausblicken..." (Juryprotokoll s. Download rechts)
Schatzkammer, Dom zu Gurk, Kärnten
Bauherr: Diözese Gurk, Klagenfurt; DI Fritz Breitfuss (Leiter Bauabteilung), Msgr.Mag.Gerhard Christoph Kalidz (Stiftspfarrer), Dr. Eduard Mahlknecht (Diözesankonservator)
Architektur: winkler + ruck architekten (Claudia Ruck, Roland Winkler), Klagenfurt
Dazu die Jury: ".. Die alten Gewölbe werden nicht berührt, da die gesamte Museums-Einrichtung auf neuen Holzböden lagert, die wie kräftige 'Flöße' mit Abstand zu den Wänden auf Kiesschüttungen in die Raumfolgen gelegt sind. Aus den gleichen Lärchenbohlen sind in variierten Stapelungen auch alle Möbel gefügt: Vitrinen, Sockel, Ständer, Pulte, ergänzt durch feines Metallwerk für Lampen, Stelen, Balken und für die nötige Sicherheitstechnik. So blieben die Wandflächen frei von Einbauten und wurden nur restauratorisch subtil behandelt. Sie bilden auf diese Weise schon die ersten Exponate, authentische Rahmen für alles übrige." (Juryprotokoll s. Download rechts)
Generalat Halleiner Schwestern Franziskanerinnen, Oberalm, Salzburg
Bauherrin: HSF Immobilien GmbH, SR Emanuela Resch, SR Benedicta Lienbacher Bmst. Manfred Steinlechner
Architektur: Heinz Tesar, Wien
Die Jury merkt an, dass Heinz Tesars Entwurf das weitaus kleinste Volumen brachte "... und doch ein Raumkonzept, das alle Wünsche erfüllte, den Schwestern ökonomisch wie praktisch bewältigbar und auch für künftige Veränderungen tauglich erschien. Und darüber hinaus bot er in seiner 'Einfachheit', im formalen Ausdruck, in der originären Raumschöpfung – mit dem offenen Erdgeschoß, dem hochgehoben piano nobile von Kapelle und Kreuzgang-Garten, den schlichten Klausuretagen – sowohl die dem Orden adäquate Symbolik als auch dem landschaftlich–baulichem Kontext den richtigen, neuen Kontrapunkt." (Juryprotokoll s. Download rechts)
Kulturzentrum Ischgl, Tirol
Bauherrin: Gemeinde Ischgl, Bgm. Werner Kurz
Architektur: parc ZT GmbH (Michael Fuchs, Barbara Poberschnigg), Innsbruck
Die Jury ist überzeugt, dass die Vision eines identitätsstiftenden Hauses für das Gemeindeleben "voll aufgegangen" ist. "... Der neue Probesaal, halb in die Hügelkuppe eingeschoben, eine spezielle Holzkonstruktion mit exzellenter, variabler Akustik, wird vor allem von der Musikkapelle genutzt – jeder dritte Ischgler ist da dabei! Chor, Bibliothek und Dorfarchivar fanden im alten, vorbildlich sanierten und barrierefrei neu erschlossenen Widum Platz. Ein allen Vereinen dienstbarer Raum dient zusätzlich als große Stube mit Schank, aber ohne Konsumzwang eines Gastronomiebetriebs. ... Zur Straße hin ist aus dem Gelände eine Freiluftarena mit überdachter Bühne und gegenüber ansteigenden Sitzstufen geformt. Von hier aus führt ein neuer Steig über das Foyerdach hinweg: eine fußläufige Diagonale in der neuen Ortsmitte, die Oben und Unten, alle Ebenen und Räume intern und rundum aufschließt, zusammenfasst." (Juryprotokoll s. Download rechts)
Werkraum Bregenzerwald, Andelsbuch, Vorarlberg
Bauherr: Werkraum Bregenzerwald, GF Renate Breuß, Obmann Anton Kaufmann
Architektur: Peter Zumthor; Haldenstein/Schweiz
Die Jury: "... Das Ergebnis zeigt etwas, was es in unserer globalen Konsum- und Wegwerfgesellschaft eigentlich gar nicht mehr geben dürfte: die völlige Einheit von Anlass, Idee, Planung, Herstellung und Nutzung. Von der Dachhaut bis zu den Fundamenten, vom gegossenen Boden, den 14 Stützen aus Fichte, den Akustikpolstern im Kassettendach bis zum Holztresen und zur Haustechnik ist hier alles geplant, gefertigt, montiert von Betrieben der Region aus überwiegend lokalen Werkstoffen. Dieser Pavillon ist spektakulär und originär – nicht als vordergründige Form, sondern als gesamtheitliche, prozesshafte Planung, mit der die Bauherrschaft 'sich selbst vorstellt' und regional wie global ein wegweisendes Beispiel gibt." (Juryprotokoll s. Download rechts)
PaN Wohnpark Interkulturelles Wohnen, 1020 Wien
Bauherr: Neues Leben, Dir. Johann Gruber, Dir. Wolfgang Reitterer, Dir. Karl Heinz Stadler
Architektur: Architekt Werner Neuwirth, Wien mit Sergison Bates, London und Ballmoos Krucker Architekten, Zürich
Die Jury: "... So entsteht trotz der beschränkten Dimension der Aufgabe und konträr zur Sprachlosigkeit der umliegenden Neubauten ein subtil definierter, individueller Ort, eine erlebbare Matrix, die aus der Anonymität schrittweise in immer individueller geprägte Schichten leitet, bis hinauf zu den wieder gemeinsam nutzbaren Dachterrassen. Auch die Dimension der Trakte ist überlegt mit je maximal 30 Wohneinheiten, was für die fühlbare Identität einer Hausgemeinschaft ein Optimum darstellt. Der Clou des Ganzen ist, dass dieser dichte 'Dreiklang' aus der Idee von Werner Neuwirth entstand, zum Bauträgerwettbewerb zwei Teams aus Ländern dazuzunehmen, die in Europa eher 'am Rande' agieren, Schweiz und Großbritannien, und so ein 'interkulturelles Projekt' zu wagen. Die Vision ging auf, ein unaufgeregter, funktional dynamischer Stadtpartikel entstand, 90 Wohnungen, die noch im Rohbau 'vergriffen' waren, in dem 20 Sprachen zu hören sind. So kann Wien schon wachsen." (Juryprotokoll s. Download rechts)
VinziRast mittendrin, 1090 Wien
Bauherr: Verein Vinzenzgemeinschaft St. Stephan, Cecily Corti, Doris Kerbler
Architektur: gaupenraub +/- (Alexander Hagner, Ulrike Schartner), Wien
Dazu betonz die Jury: "... Weit und breit gibt es nichts Vergleichbares. Es ist ein Projekt, das auf einen Mangel reagiert und viel riskiert – aber es ist kein Mangelprojekt! Denn zu dem lebenspraktischen Knowhow und sozialen Engagement, das da Platz greift, kommt eine planerisch-gestalterisch erstrangige Qualität hinzu, eine in jedem Detail spürbare Intelligenz der Lösung von technischen, räumlichen, funktionalen 'Problemen' und des souveränen Umgangs mit den Borniertheiten rechtlicher Normen, den Klischees 'professioneller' Ästhetik und vieles mehr. Dieses Beispiel, beispiellos, muss Schule machen." (Juryprotokoll s. Download rechts)