29/10/2008
29/10/2008

Abb. 1: Masterplan Messequadrant Graz (zur Vergrößerung auf das Bild klicken)

Abb. 2: Am Areal Messe Ost wird die Wohnbaugruppe Ennstal Neue Heimat nach Plänen von Arch. DI Markus Pernthaler rund 400 Wohnungen errichten. Schaubild: Arch. DI Markus Pernthaler

Abb. 3: Im 1. Bauabschnitt werden 145 geförderte Wohnungen unterschiedlicher Größe und ca. 5000m² Geschäftsflächen errichtet. Ab Jänner 2009 wird der erste Bauabschnitt des Projektes „Messequartier“ umgesetzt. Planung/Schaubild: Arch. DI Markus Pernthaler

Abb. 4: Besonderes Highlight für die künftigen Bewohner: ein Swimmingpool, ein gemeinsamer Dachgarten sowie ein eigener Wellness- und Saunabereich. Planung/Schaubild: Arch. DI Markus Pernthaler

Die Neuorientierung der Messe Graz hat zum Freiwerden von attraktiven Bauarealen mit einer Gesamtfläche von ca. 88.000m² (Kern- Büro- und Geschäftsgebiet, Bebauungsdichte 0,3 - 2,5) geführt, die von der Messe 2004 zum Verkauf ausgeschrieben wurden. Anlässlich der Verlegung der Freiflächen für temporäre Veranstaltungen durch die Messe vom nordöstlichen Bereich zum Areal der ehemaligen K&Ö-Halle mussten städtebaulichen Rahmenbedingungen und Verkehrskonzept angepasst werden.

Seit 2006 sind die entsprechenden Dienststellen der Stadt Graz in kooperativer Abstimmung mit der Messe Congress Graz Betriebsgesellschaft m.b.H. dabei, den Standort mittels Masterplan (Abb. 1) zu entwickeln, indem die städtebaulichen Rahmenbedingungen, Standortmanagements und abgestimmten Vorleistungen zusammengeführt werden, um für Investoren Rechtsgrundlagen zu erarbeiten. Diese Rahmenplanung ist Grundlage für detaillierte Ausarbeitungen des Gebietes in Form von städtebaulichen Wettbewerben oder Bebauungsplänen.

Der Masterplan unterteilt den Stadtteil Messequadrant in vier Quartiere mit unterschiedlichen Nutzungen: Das Areal der Justizanstalt Jakomini im Norden dient der Erweiterung der Justizanstalt für Büronutzung. Im schmalen Teil gegenüber der Justizanstalt soll ein Parkhaus für die Messe entstehen, da die Parkplätze am Areal Fröhlichgasse verloren gehen. Das Messegelände Ost (mit Moserhofschlössl) ist hauptsächlich für Wohnnutzung bestimmt. Im Süden liegt das Areal Parkplatz Fröhlichgasse, das bis zur Conrad-von-Hötzendorf-Straße reicht. Es ist als Kerngebiet für Büro- und Geschäftsnutzung ausgewiesen, ausgeschlossen sind Einkaufszentren, im östlichsten Bereich ist auch Wohnnutzung denkbar. Im Westen befinden sich die Grundstücke der Styria AG und der Stadtwerke. Diese sind Kerngebiet für Büro und Geschäftsnutzung. Im Südwesten wird das Entwicklungsgebiet vom Areal der GBG tangiert. Hier soll nördlich des Ostbahnhofes ein Hotel errichtet werden. Für alle Bereiche herrscht Bebauungsplanpflicht. Die Stadt Graz verfolgt das Ziel, neben dem bereits durchgeführten Verfahren am Areal Messe Ost-Moserhofschlössl weitere quartiersbezogene Architekturwettbewerbe abzuwickeln.

Areal Messe Ost - Moserhofschlössl
Am Areal Messe Ost wird die Wohnbaugruppe Ennstal Neue Heimat rund 400 Wohnungen errichten. Architekt Markus Pernthaler konnte im Jahr 2006 den von der Stadt Graz ausgelobten städtebaulichen Wettbewerb Graz Messe-Ost Moserhofschlössl für sich entscheiden (GAT berichtete) und zeichnet auch für die weitere Planung verantwortlich. Im 1. Bauabschnitt werden 145 geförderte Wohnungen unterschiedlicher Größe und ca. 5000m² Geschäftsflächen errichtet. Ab Jänner 2009 wird der erste Bauabschnitt des Projektes „Messequartier“ umgesetzt. Er beinhaltet neben den geplanten Wohneinheiten und Geschäftsflächen eine Kinderkrippe, einen Kindergarten, Senioren- und Studentenwohnungen sowie eine Tiefgarage. Insgesamt errichtet die ENW- Ennstal-Neue Heimat-Wohnbauhilfe in diesem ersten Bauabschnitt etwa 20.500 m² Nettonutzfläche. Laut ENW wird hier "modernste Architektur gepaart mit Praktikabilität für die Herausforderungen des täglichen Lebens und Arbeitens entstehen". Als besonderes Highlight wird für die künftigen Bewohner ein Swimmingpool, ein gemeinsamer Dachgarten sowie ein eigener Wellness- und Saunabereich errichtet. (Staus Quo Projekt Pernthaler Abb. 2-4)

Das rund 6000 m² große Grundstück um das Moserhofschlössl, das direkt an das Areal der ENW angrenzt, ist im Besitz der GRAWE Immobilien Verwaltungsg.m.b.H.. Ein städtebaulicher Wettbewerb, der 2005 ohne Abstimmung mit der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten ausgelobt worden war, führte zu keinem befriedigenden Ergebnis (GAT berichtete). In Folge legte Architekt Gerhard Kreutzer einen Entwurfsvorschlag vor, der weder die Vorgaben des räumlichen Leitprojektes berücksichtigte, noch der von der Stadt Graz im Stadtentwicklungskonzept definierten Zielsetzung entsprach, wonach bei einer Bebauung der Gebietscharakter zu beachten sei. 2006 fand der Bebauungsvorschlag im Gemeinderat keine Mehrheit. In Folge wurde ein städtebaulicher Wettbewerb - unter Einbeziehung des Areals westlich der Geländekante – ausgelobt, das Siegerprojekt von Arch. Markus Pernthaler in einen rechtsgültigen Bebauungsplan übergeführt (siehe oben). Die GRAWE behält den eingeschlagenen Kurs eines Alleingangs bei und geht mit ihrem Projekt im Bereich des Moserhofschlössls von Arch. DI Gerhard Kreutzer ohne weitere Abstimmung mit dem Nachbarprojekt von ENW/Arch. DI Markus Pernthaler direkt ins Bauverfahren (auf Basis des B-Plans von Pernthaler).

Areal Fröhlichgasse
Am Areal Parkplatz Fröhlichgasse, läuft seit Jänner 2008 eine Investorenausschreibung der GBG - Grazer Bau- und Grünlandsicherungsges.m.b.H. Noch in diesem Herbst solI ein neuer Eigentümer, bzw. ein optionierter Entwickler feststehen. Dann erfolgt anhand von städtebaulichen und verkehrstechnischen Zielen eine detaillierte Planung. Geht es nach der Stadt Graz, soll es auch für dieses Gebiet einen Architekturwettbewerb geben. Laut GBG wird ein Nutzungsmix aus Bürogebäuden, Dienstleistungseinrichtungen und Versorgungseinrichtungen angestrebt. Die Liegenschaft ist ebenso ein möglicher Hotelstandort und für Wohnnutzung zulässig. In Zusammenarbeit mit der TU Graz/ Fakultät für Architektur wurde im WS 2007 im Seminar für Planungsmethode von Studierenden ein Nutzungsszenario für den "Messequadranten Fröhlichgasse" erarbeitet sowie von Studierenden des Institutes für Wohnbau ein Ideenwettbewerb durchgeführt, der interessante Entwürfe brachte. Darüber hinaus liegt eine Bebauungsstudie von Architekt Reissner (Abb. 5, 6) vor, die in die Investorenausschreibung eingeflossen ist (siehe LINK am Ende dieser Seite).

Areal Styria AG
Im Jahr 2007 hat die Styria AG einen geladenen Wettbewerb für das neue Styria Hauptquartier abgewickelt. Es wird aber nicht das Siegerprojekt von Riegler Riewe Architekten sondern ein Vorprojekt von Architektur Consult weiterentwickelt, das gegenüber der Stadthalle einen 15 Stockwerke hohen Büroturm vorsieht. Nach Aussage der Stadtbaudirektion sind in dieses Vorprojekt alle städtebaulichen Ziele der Stadt Graz eingearbeitet worden. Da der Wettbewerb nicht in Kooperation mit der Ingenieurkammer ausgeschrieben wurde, war die Stadt Graz in der Jury jedoch nicht vertreten.

Verkehr und Grünraum
Die Stadt Graz legt als städtebauliche Ziele u. a. Schwerpunkte auf den Grünraum sowie das Fuß- und Radwegenetz, um eine Durchwegung des Messeareals für Fußgänger und Radfahrer zu erreichen. Mit dem künftig nicht ausgeschlossenen Ausbau der Gürteltrasse könnten die Wohngebiete Fröhlichgasse und Moserhofgasse vom MIV (Motorisierter Individualverkehr; Anm.) entlastet werden. Ein von Nord nach Süd verlaufender Fuß- und Radweg ist in den Plänen von Architekt Pernthaler bereits berücksichtigt. Die Geländekante zum Moserhofschlössl soll als Grünzug erhalten werden. Über öffentliche Quartierparks steht die Stadt Graz derzeit mit den Investoren in Verhandlung.

Die Conrad-von-Hötzendorf-Straße muss künftig aufgrund des Schnellbahnausbaues vom Land Steiermark sowie des geplanten Ausbaus des Ostbahn (durch die ÖBB) im Bereich Fröhlichgasse unterführt werden. Eine mit der ÖBB/GBG/MCG abgestimmte Verkehrslösung wurde in Varianten ausgearbeitet. Die Fröhlichgasse wurde im Bereich der neuen Messehalle A bereits verbreitert und attraktiver gestaltet.

Es sind durchaus ambitionierte Vorhaben, die dieses Stadtviertel nach einer langwierigen und nicht immer erfolgreichen Vorplanungsphase aufwerten sollen. Es bleibt zu hoffen, dass es den Verantwortlichen der Stadt gelingt, die versprochenen öffentlichen Quartierparks, attraktiven Geh-/Fahrradwege und Grünzonen für diesen bisher mit öffentlichem Grünraum unterversorgten Stadtraum durch- bzw. umzusetzen.

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