25/01/2024

Seit nunmehr 5 Jahren kämpfen die Aktivist:innen der Initiative Westbahnpark dafür, das Westbahnareal unverbaut in eine großflächige Parklandschaft zu verwandeln. Ein von der Stadt Wien veranstaltetes Bürger:innenbeteiligungsverfahren fragte sogar die Ideen der Bewohner:innen für eine zukünftige Gestaltung des Areals ab. Diesen Freitag (26. 01. 2024) wird nun Stadträtin Ulli Sima das von der Stadt Wien ausgearbeitete Stadtteilentwicklungskonzept der Presse vorstellen. Die Vertreter der Initiative Westbahnpark sind dazu nicht eingeladen.

25/01/2024

1_ Massendemo für den Westbahnpark, 2023, Foto Harald Leitner

2_ Luftbild Westbahnpark, 2023, Foto Benedikt Safer

3_ Absenden der Stimmen an die Stadt, Januar 2024, Foto Peter Moser

4- Quartierswerkstatt, 2023, Foto Peter Schneider

5_ Modellbau, 2023, Foto Jo Hloch

6_ Podium der PK, Januar 2024, Foto Peter Moser 

Das Ergebnis einer von der Initiative Westbahnpark ins Leben gerufenen Petition ist eindeutig: 10.755 Unterzeichnende sprechen sich für den unverbauten Erhalt der Fläche und dessen Umgestaltung zu einem weitläufigen Park aus. Präsentiert wurde diese beeindruckende Zahl, die stetig weiter steigt, in einer Pressekonferenz am 18. Jänner 2024.

100% jener Bürgerinnen und Bürger, die im Rahmen unterschiedlicher Anlässe abgestimmt haben, wollen also einen unverbauten Westbahnpark und sprechen sich gegen eine weitere Verbauung oder oberflächliche Behübschungsmaßnahmen der riesigen Fläche aus. Nachvollziehbar wird dies auch in den zahlreichen die Unterschriftenliste der Petition ergänzenden Kommentaren und geht aus Berichten verschiedener Gespräche und Gremien hervor. Unterschriftenliste und Petition werden die Aktivisten des Westbahnparks nunmehr der Stadt Wien übergeben, um dem Wunsch der Bevölkerung die gebührende Sichtbarkeit zu verleihen.

Eine historische Chance …

In der Pressemitteilung der Stadt Wien anlässlich des im November 2023 gestarteten Beteiligungsprozesses zur Erarbeitung eines Stadtentwicklungskonzeptes zur zukünftigen Gestaltung des Westbahnareals stand zu lesen: „Ob Nordbahnhof, Nordwestbahnhof, das Sonnwendviertel oder das „Neue Landgut“ in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof: Die Stadt Wien nutzt seit vielen Jahren ehemalige Bahnhofsareale und entwickelt gemeinsam mit den ÖBB moderne und klimafitte Stadtviertel mit großen Grün- und Freiflächen wie beispielsweise dem Helmut-Zilk-Park am Hauptbahnhof oder der Freien Mitte am Nordbahnhof“.

Und Planungsstadträtin Ulli Sima nutzte den Anlass, um die Philosophie der Stadt hervorzuheben: „Dank der Nachnutzung von brachliegenden Flächen, der sogenannten „brownfields“, wird kein zusätzlicher Boden versiegelt, im Gegenteil, Flächen werden entsiegelt und neuer Grün- und Freiraum kann entstehen. Nicht mehr genutzte Bahnhofs- und Industrieareale sind eine riesige Chance in der Stadtentwicklung, vor allem auch für die Schaffung von großen Grün- und Freiräumen“.

Sie betonte außerdem die zukünftigen gestalterischen Intentionen auf dem Westbahnareal: „Mein Schwerpunkt liegt ganz klar auf neuen, großräumigen Grünräumen im so dicht bebauten Gebiet. Denn der 15. Bezirk hat im Gebiet rund um den Westbahnhof nur wenige Grünanlagen, wie etwa den Auer-Welsbach-Park oder den Reithofferpark. Wir wollen daher im Rahmen der Stadtentwicklung die historische Chance nun nutzen, hier einen neuen, großen und einzigartigen Grünraum im Westen Wiens zu gestalten und damit das gesamte Gebiet entschieden attraktiveren “, sagt sie.

Bei dem freiwerdenden, rund 6 Hektar großen Bereich handle es sich, wie die Vertreter der Stadt Wien ebenso hervorhoben, im großen Ausmaß um versiegelte Lagerflächen entlang der Felberstraße und damit um eines der letzten großen innerstädtischen so genannten „brownfields“.

In einem Beteiligungs- und Planungsprozess der Stadt Wien wolle man die von den ÖBB nicht mehr benötigten Lagerflächen in den zukünftigen Planungen mit den Bedürfnissen und Wünschen der Bürger:innen in Einklang bringen – dies wurde eindrücklich kommuniziert. Anlässlich der damaligen Pressekonferenz merkte Stadträtin Sima an, dass sich vor allem in dicht bebauten Gegenden wie um den Westbahnhof neue Entwicklungen und auch neue Perspektiven und Attraktivierungen für die Bezirksbewohner:innen eröffnen würden. Die Worte der Stadt Wien ließen eine bevorzugte Intention zur Berücksichtigung des Grünraums zumindest vermuten. Alles nur ein werbewirksam gut artikuliertes, stadtpolitisches Ablenkungsmanöver?

… auch für die Entstehung von Wohnbau?

Die Grundeigentümerin ÖBB ließ bereits damals in ihrer Stellungnahme keinen Zweifel daran, dass es bei der Entwicklung dieses Areals auch um die Entstehung von Wohnbau gehen werde. Hört man genau hin, so ist es klar, dass die Schaffung von Wohnraum dabei an erster Stelle steht. So merkte Silvia Angelo, Vorständin ÖBB-Infrastruktur AG, unmissverständlich an: „Die ÖBB verfügen über einige spannende Liegenschaftsentwicklungsprojekte in Wien, die wesentlich zur Attraktivierung der Stadt beitragen. Als eines der größten Klimaschutzunternehmen in Österreich ist es uns wichtig, bei allen Stadtentwicklungsgebieten großzügigen Grünraum zur Verfügung zu stellen. (…) Im Zuge unserer Stadtteilentwicklung entlang der Felberstraße, die den langfristigen Bedürfnissen und Erfordernissen der Stadt gerecht werden soll, ist neben einer gemischten Bebauung ebenfalls die Errichtung attraktiver Grünflächen vorgesehen. Wir (…) sehen den Bürger:innenbeteiligungsprozess dabei als große Chance und Impulsgeber für die weiteren Planungen“.

Die angekündigte Präsentation

Die Ergebnisse dieses Beteiligungsprozesses, an dem Bewohner:innen der Bezirke 6., 7., 14. und 15. Bezirk mitwirkten, sollten in ein Stadtteilentwicklungskonzept (SEK) für das Gebiet rund um den Westbahnhof einfließen. Mit dem Ziel unter Betrachtung der besonderen Erfordernisse dieses Stadtteils, die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine künftige Entwicklungen festzulegen, eine Entwicklung die, wie in den Unterlagen zum Projekt Mitte 15 angemerkt, „die bestehende Lebensqualität sichern und weiter verbessern solle“.

Für die Erarbeitung des Stadtteilentwicklungskonzepts (SEK), die im Sommer 2022 mit einer Grundlagenerhebung startete, war etwa 1 Jahr angedacht, und eine Fertigstellung ab Sommer 2023 geplant. Nun soll in einer unerwartet rasch für kommenden Freitag anberaumten Pressekonferenz der Planungsstadträtin Ulli Sima das Ergebnis präsentiert werden. Darauf, auch Vertreter der Aktionsgruppe Westbahnpark zur Präsentation einzuladen, wurde leider vergessen.

Die Spannung steigt.


 

zusätzliche Bildinformationen:

1_ Wien ist grün – aber längst nicht überall und noch lange nicht genug! Die Initiative Westbahnpark.Jetzt fordert den 1,2 Kilometer langen Park entlang der Geleise hinter dem Westbahnhof.

2_ Die Westbahngeleise trennen den nördlichen und den südlichen Bezirksteil. Der WESTBAHNPARK hebt die Barriere-Wirkung auf und schafft mehr fußläufige und radtaugliche Quer- und Längsverbindungen.

3_ 10.755 Unterzeichnende sprechen sich für den unverbauten Erhalt der Fläche und dessen Umgestaltung zu einem weitläufigen Park aus. Dieses Ergebnis wurde der Stadt Wien übermittelt.

4_ Westbahnpark:Jetzt fordert die Realisierung des unbebauten Parks entlang der Felberstraße auf der gesamten Länge vom Westbahnhof bis zur Schönbrunner Brücke und setzt dabei auf Austausch mit Bewohner:innen.

5_ Bei Westbahnpark:Jetzt arbeiten zig Aktivist:innen unterstützt von tausenden Petitionsunterschriften für die Zukunft von hunderttausenden Stadtbewohner:innen und Millionen von Pflanzen und Tieren daran, dass Wien dem Klimawandel tatsächlich etwas entgegensetzt und das urbane Überleben sichert.

6_ Die Westbahnpark:Jetzt Aktivist:innen sind Angestellte, Jobhopper:innen, Studierende und Pensionierte aus den Bereichen Kunst und Landschaftsarchitektur, Verkehrsplanung und Architektur, IT und Biologie, Geschichte und Journalismus.

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