12/07/2011
12/07/2011

Foto @ Asset One, Claudio Alessandri

In der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause stellte sich der Grazer Bürgermeister in seiner Funktion als Planungsstadtrat den Fragen der Oppositionsparteien (Gerald Grosz, BZÖ, und Dagmar Krampl, SPÖ) zur Causa Reininghausgründe, nachdem in den Medien kolportiert worden war, dass die Asset One rund 25.000 m² Grund im Bereich Ecke Alte Poststraße/Friedhofgasse an den ÖAMTC zum Bau eines Headquarters verkauft hätte. Dieser beabsichtigt bis 2014 rund 15 Millionen Euro für die Errichtung seines Flagschiffs zu investieren. Wie auf steiermark.orf.at zu lesen war, sollen neben der gesamten Lehrlingsausbildung auch die Mitarbeiterschulung auf diesen Standort konzentriert und außerdem „mindestens“ 20 Prüfspuren errichtet werden.

„Vom ÖAMTC kannten wir schon lange den Wunsch, dort zu investieren“, führte Bürgermeister Nagl aus, und „das Bauvorhaben erscheint an diesem Standort richtig und passend“, womit er sich auf den rechtskräftigen Rahmen- bzw. Masterplan bezog. „Daher hat man dem Teilverkauf zugestimmt, weitere Verkäufe sind möglich. Allerdings gehört eine Gesamtlösung her. Wir wollen uns mit den Eigentümern und Banken gemeinsam an einen Tisch setzen“, berichtete Nagl weiter. Dass eine Bebauung in dem angegebenen Zeitrahmen für die Fertigstellung realistisch sei, bestätigte Bürgermeister Nagl, weil die gegenwärtige „Widmung“ als Gewerbegebiet passe. Allerdings sei nach Auskunft des Landes Steiermark eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig. Wie dieses Bauvorhaben und die derzeitige Vorgehensweise der Stadt Graz mit deren Vision, in Reininghaus einen autofreien Stadtteil und eine "Null-Emissions-Stadt" zu errichten (GAT berichtete) zusammengehen, ist fraglich. Außerdem stellt sich die Frage, wie viele potenzielle Investoren dort in Zukunft unter einer Gewerbegebietsnutzung profitabel spekulieren werden.

Grundsätzlich stehe die Stadt also nicht im Zugzwang, das 54 Hektar große Areal umzuwidmen, wie der Bürgermeister betont: „Ohne die Stadt Graz, ohne eine Umwidmung und ohne UVP auf den Reininghausgründen kann niemand etwas entwickeln.“ Vor allem, nachdem das Land Steiermark als Aufsichtsorgan sein prinzipielles Okay für den „weißen Fleck“ Reininghaus in der Revision des 4.0 Stadtentwicklungskonzepts (STEK) gab (GAT berichtete). Um einer Filetierung entgegenzuwirken, werde zudem zurzeit über die Möglichkeit einer „Bausperre – bautechnisch und juristisch – nachgedacht und diese abgeklärt“.

Zum Stand der Verhandlungen von Asset One mit dem Petruswerk berichtete der Bürgermeister von seiner schriftlichen Anfrage an die Asset One und dass es vom Petruswerk keine definitive Absage gebe, sondern nochmals Verhandlungen geführt werden sollen. Aber „wir warten Gewehr bei Fuß auf einen neuen Käufer, wenn dieser nicht kommt, dann werden wir neu verhandeln. (…) Eine Fraktionsdiskussion wird neu zu führen sein.“ Allerdings müsse auch der derzeitige Kaufpreis zurückgehen. Für die Verzögerung bei der Kaufabwicklung mit dem Petruswerk werden steuerliche Gründe angeführt. Den Vorschlag von Gerald Grosz (BZÖ), doch gleich mit der Steiermärkischen Bank, welche den Kauf der Reininghausgründe durch Asset One finanzierte, zu verhandeln, schlug Nagl mit den Worten aus, er verhandle nur mit den Eigentümern, die im Grundbuch stehen.

Insgesamt kann die Zukunft der Reininghausgründe als ungewisser den je interpretiert werden: Einerseits ist eine UVP unumgänglich, andererseits könnte wegen der gegenwärtigen Grundstückswidmung das Headquarter des ÖAMTC gebaut werden. Zudem wird gerade fleißig an einem geladenen Wettbewerb für das Pflegeheim Hummelkaserne gearbeitet, das zusammen mit einem sozialen Wohnbau bereits 2013 umgesetzt werden soll. Mit dem Grundstücksverkauf an den ÖAMTC würde jedenfalls die Filetierung der Reininghausgründe beginnen.

Bleibt zu hoffen, dass die Stadt Graz sich doch noch dazu durchringt, die Reininghausgründe zu erwerben, um endlich die Entwicklung dieses Stadtteils selbst in die Hand zu nehmen.

Verfasser/in:
Petra Kickenweitz, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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