13/03/2024

Im Rahmen des Programms rund um die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 hat sich der Verein LandLuft mit dem Projekt „Lust auf Baukultur“ zum Ziel gesetzt, Menschen hinsichtlich ihrer gebauten Umgebung zu sensibilisieren und an der Vergrößerung eines thematischen Netzwerks in der Region mitzuwirken. Denn sich bewusst und aktiv mit Baukultur zu beschäftigen bedeutet auch, den eigenen Lebensraum verantwortungsvoll zu gestalten und damit die Zukunft nachhaltig zu formen.

13/03/2024

Lust auf Baukultur, © Roswitha Natter

 

Gestaltung des öffentlichen Raums in Trofaiach, © lippzahnschirm + raneburger

 

Verein LandLuft 2023, ©LandLuft

 

Anneke Essl, Geschäftsführerin LandLuft ©ArianLehner

Anlässlich der Ernennung Bad Ischls und des Salzkammerguts zur Kulturhauptstadt Europas 2024 setzt der Verein LandLuft 2023 und 2024 im Rahmen der Programmlinie „Globalokal – Building the New“ auf Vermittlungsaktivitäten und Best-Practice-Beispiele zur Bewusstseinsbildung von Entscheidungsträger*innen und Baukulturinteressierten in Gemeinden.

„Baukultur machen Menschen wie du und ich.“

In drei Phasen werden (land-)luftige Formate angeboten, die zum Tun anregen und Lust darauf machen sollen, sich bewusst mit Baukultur auseinanderzusetzen.

23 Gemeinden zwischen Roitham am Traunfall und Bad Mitterndorf sind Teil der Kulturhauptstadt-Region. In einem ersten Schritt ging es Anfang 2023 darum, die Verantwortungsträger*innen und Schlüsselpersonen einzelner Gemeinden kennenzulernen sowie aktive Menschen und Initiativen aufzuspüren. Die Erkenntnisse aus dieser „Feldforschung“ bildeten die Basis der thematischen Ausrichtung der Baukultur-Werkstatt 2023 und einer passenden Veranstaltungsreihe 2024.

Werkstatt: Lust auf Baukultur

Im Herbst 2023 fand eine eintägige Veranstaltung in Bad Ischl inklusive Abendprogramm mit etwa 100 Personen statt. Am 17. Oktober trafen sich Bürgermeister*innen, Involvierte in Gemeinderat und -verwaltung, Baukultur, Architektur und Raumplanung zu Keynote-Vorträgen rund um Fragestellungen wie „Was kann Baukultur?“ oder „Wie geht Baukultur?“

Referate zeigten Best-Practice-Beispiele, Vortragende aus der kommunalen Praxis inspirierten auf Augenhöhe und regten dazu an, gegenseitig in den Dialog zu treten. Das so entstehende Netzwerk soll wiederum Themen, Orte und Akteur*innen der für 2024 geplanten Veranstaltungen beeinflussen.

Den Auftakt der Werkstatt bildete eine Keynote zum Thema „Lust auf Baukultur?“ Unter dem Motto „Außischaun – Gute Beispiele kennen lernen“ gab es anschließend acht kurze Beiträge zu Projekten rund um die Themen Starke Ortskerne, Qualität im Bauen & Baukulturerbe, Wohnen der Zukunft und Prozesse in Gang setzen. Abschließend konnte man unter dem Programmpunkt „Zamsitzen – Gute Beispiele besser verstehen“ mit den Vortragenden ins Gespräch kommen.

Ab dem 19.4.24 werden dann eine Exkursion, eine Ausstellung, ein Kinoabend und eine Veranstaltung zu Umbaukultur stattfinden und sich mit konkreten Themen beschäftigen, die Gemeinden im Salzkammergut beschäftigen. Auf der Agenda stehen unter anderem Aspekte wie die Ortskernbelebung, Leerstandsaktivierung und der Umgang mit Bestand.

 

Anneke Essl, Geschäftsführerin des Vereins LandLuft, studierte Architektin und Architekturvermittlerin, stellt sich 5 Fragen zum Thema.

1. Mit dem Verein LandLuft möchten Sie die Komplexität von Baukultur „watscheneinfach kommunizieren“ – wie kann das gelingen?

Der Verein LandLuft setzt in seiner Vermittlungsarbeit auf die Kraft guter Beispiele und lässt diejenigen zu Wort kommen, die für die Lösungen verantwortlich sind. Durch unseren LandLuft-Baukulturgemeinde-Preis haben wir einen wachsenden Pool an Best-Practice-Beispielen im ländlichen Raum aufgebaut. Wir vermitteln auf verständliche und praxisnahe Weise einfach genau das, was bereits gut gelungen ist und verpacken die Komplexität in verständliche Geschichten, die motivieren, selbst ins Tun zu kommen.

2. Warum ist der Fokus auf Bewusstseinsbildung und Baukulturvermittlung in Ihren Augen gerade in ländlichen Kommunen ein aktuelles Thema?

LandLuft setzt sich seit mittlerweile 24 Jahren für Baukultur in ländlichen Räumen ein. Für uns war das Thema also schon immer aktuell. Erfreulicherweise ist die Zeit, in der Baukultur vorrangig im städtischen Kontext diskutiert wurde, Geschichte und die Herausforderungen des ländlichen Raums, aber auch Ihre Pioniere und Akteur*innen bekommen viel Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit erreicht auch Gemeindestuben, Stammtische und Lokalmedien. Und das ist gut.

3. Inwiefern kann hierbei die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 als Katalysator wirken?

Das Salzkammergut versteht sich mit den 23 teilnehmenden Gemeinden ja erstmalig nicht als Stadt, sondern als Region. Daher freuen wir uns sehr, dass 2024 Themen des ländlichen Raums in den Fokus gerückt werden. Unser Ziel ist es, vor Ort Lust zu machen, selbst einen nächsten Schritt zu setzen. Wir wissen, ein kleines, gutes Projekt kann im Schneeballprinzip viele weitere bewirken. Wir hoffen mit dem Lustprinzip eine gute Basis für Ideen, Projekte und Weiterentwicklung dafür zu schaffen, wie man sein eigenes Lebensumfeld zum Besseren gestalten kann – auch nach 2024.

4. Was erhoffen Sie sich von Veranstaltungen wie der Baukulturwerkstatt?

Im Frühjahr 2023 fand eine Dialog- und Aktivierungsphase statt, bei der wir die aktuellen Baukultur-Themen der Region für uns herauskristallisieren konnten. Daher sprachen im Herbst 2023 dann auch Vortragende aus der kommunalen Praxis zu den Themen Starke Ortskerne, Wohnen der Zukunft, Prozesse in Gang setzen und Qualität im Bauen & Baukulturerbe und man konnte bei einem Stammtisch-Karussell im informellen Rahmen diese vertiefen. Wir hoffen, dass Gemeindepolitik, Verwaltung und Interessierte sich Anregungen holen, sich vernetzen und motiviert sind, unsere weiterführenden Veranstaltungen im Jahr 2024 zu besuchen.

5. Ein Projekt, das in Ihren Augen als besonders nachahmenswertes Vorbild dienen kann?

LandLuft hat über den Baukulturgemeinde-Preis bereits 36 gute Beispiele gefunden. Jeder Ort hat seine spezielle Erzählung. Thalgau hat beispielsweise mitten im Ort eine Begegnungszone mit Tempo 30 auf einer Landesstraße umgesetzt und „nebenbei“ eine verkehrsfreie Mitte geschaffen, die es zuvor nicht gab. Trofaiach kurbelt stetig und konsequent die Entwicklung im Stadtkern an und beschäftigt dafür hauptberuflich einen Zentrumskümmerer. Mödling setzt, als erste Gemeinde Niederösterreichs, bei Baumpflanzungen auf das innovative Schwammstadtprinzip und hat vor kurzem baukulturelle Leitlinien im Gemeinderat beschlossen.

Dieser Artikel wurde um 10 Uhr am 14.3. aktualisiert

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