18/10/2023

Milica Tomic erhält den Kunstpreis der Stadt Graz 2022. Zudem wurden Kulturförderungspreise und Stipendien 2023 an weitere Künstlerinnen unterschiedlichster „Art-en“ vergeben.

18/10/2023

Archäologische Ausgrabung in Aflenz

©: Simon Oberhofer

Anja Korherr, Brigade 005, © Künstlerin

Belinda Winkler, © Künstlerin

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Balkalito. Die klassisch ausgebildeten Musiker aus Serbien, Mazedonien, Österreich und Brasilien interpretierten ihre Herkunft abwechslungsreich und feierlich zwischen Bach und Balkan.

Der Moderator des Abends, Gernot Rath, Leiter Kultur und Kommunikation ORF Steiermark, führte zunächst in die Bedeutung der Preise ein. Die Anerkennung und Wertschätzung für Werke und künstlerisches Schaffen sollen auch in finanzieller Zuwendung gegeben sein. Es setzt ein gutes Zeichen für die Stadt, wenn Arbeiten aus Graz langfristig gefördert werden.

Einstimmig fiel der Beschluss der Jury aus, dass Univ.-Prof. Mag. Milica Tomic, Leiterin des Instituts für Zeitgenössische Kunst an der TU Graz, mit dem Kunstpreis der Stadt Graz 2022 gewürdigt wird.

Katrin Bucher-Trantow, Chefkuratorin des Kunsthauses Graz, erklärte die Ehrung mit einer Laudatio auf Tomic und ihr künstlerisches Schaffen.

Ihre Kunst decke auf und mache bewusst, denn auch „das Private sei politisch“.

Die Laudatio beleuchtete unterschiedliche internationale Schauplätze des zutiefst gesellschaftspolitisch verankerten künstlerischen Schaffens von Tomic. Im Sinne eines „taumelnden Widerstands und aktiven Erinnerns“ setzt sie (gemeinsam mit Studierenden) „Denkmäler jenseits der offiziellen Mahnmal-Ästhetik“.

Im Anschluss an die Laudatio hielt Tomic eine Dankesrede, die die Zusammenhänge von politischer Gewalt und geografischer Verdrängung in ihrer Arbeit thematisierte. Sie schloß mit einer Definition von „Zuhause“ ab, wann es gesucht, gefunden und neu bestimmt werden muss, nicht ohne sich zu bedanken, ein solches in Graz gefunden zu haben: „Definition of home in an undivided society, for all who have been displaced and who will be in the future“.

 

Es wurden drei Arbeitsstipendien vergeben. Eines für bildende Kunst erhielt die Künstlerin Helene Thümmel. Sie setzt sich in ihrer Bild-Collage „Augen-Meer“ mit den sinkenden Flüchtlingsbooten auseinander. Belinda Winkler erhielt eines für ihre Textilien, die sie unter dem Stichwort „Entbinden“ (Teilen, Trennen) subsumiert. Gemeint ist hier der gesellschaftliche Druck, unter dem Frauen mit Kindern in ihrer Work-Life-Balance stehen. Der Fotograf Christoph Grill dokumentiert – frei inspiriert – Orte und Landschaften mit einem Fokus auf Peripherien.

Zwei Kunstförderungspreise gehen an Anja Korherr und Nadine Nebel. Korherr befasst sich mit Malerei und Comics. In der Malerei behandelt sie Perspektiven und Zeitebenen und in ihren Comics verarbeitet sie Träume und Traumszenarien. Für viele Künstlerinnen sind „Vergessen, Erinnern und Sehnsucht“ große Themen, die in unterschiedlichen Formaten bildnerisch und literarisch aufgearbeitet werden, so auch für Nadine Nebel.

Das Auslandsstipendium Bildende Kunst ging an das Duo Maria Schneider und Luis Martinez Fenollar, die ihre dreimonatige Fahrradreise in einem selbst gedrehten Dokumentarfilm verarbeiten.

 

Lena Baloch erhielt den Foto Förderungspreis für ihre Arbeit, die unter dem Motto „Depression als menschliche Reaktionsweise“ ein beeindruckendes Fotobuch und eine Ausstellung erarbeitet. Die von der Kulturvermittlung organisierte Ausstellung ist noch bis zum 20.10.23  in der Fotogalerie im Rathaus Graz zu sehen.

Der Musikförderungspreis geht an Claudia Cañamero Ballestar und Sergi Puig Serna, der ihnen einen längeren Aufenthalt an der Kunstuni Graz ermöglicht.

Kamilla Bischof erhält den Literaturförderungspreis und zeigt ihren künstlerischen Alltag in einem Video. Alle ausgezeichneten Arbeiten und Künstlerinnen wurden filmisch eingeführt.

Weitere Literaturstipendien gehen an: Max Höfler, dessen Wortkunst sich mit der Unzufriedenheit der Antwortmöglichkeiten im Spiel Trivial Pursuit beschäftigt. Günter Eichberger, der die Dekadenz des erworbenen Stipendiums mit einem täglichen Champagnerfrühstück mit Magentee und Kaviar balanciert. Cordula Simon, die Wörter lieber als Menschen hat.

Den „manuskripte“ Förderungspreis erhält 2023 der Wiener Simon Skrepek für seinen an die Techniken des Trickfilms angelehnten Schreibstil.

In den Richtlinien für die Zuerkennung der Kulturförderungspreise heisst es:  „Die vorgesehenen Preisträger*innen mit ausgewiesenem Graz-Bezug sollen bereits durch eigenständige Beiträge auf ihrem Schaffensgebiet hervorgetreten sein. Preise können auch in Würdigung eines Gesamtwerkes zuerkannt werden.“  
 

Weiterführende Informationen zu den ausgezeichneten Künstlerinnen und Kriterien der Preisvergabe: www.kultur.graz.at

Weiterführende Informationen zum international und national ausgerichteten Projekt „Aflenz Memorial in Becoming“ von Milica Tomic: www.memorialinbecoming.net

 

 

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