11/11/2008
11/11/2008

Abb. 1: Bürgermeister Anton Vukan betritt sein Büro von außen. Den gleichen Weg können auch die Bürger gehen.

Abb. 2: Arbeitstisch mit Rundblick. Wegen hauptsächlich nächtlicher Anwesenheit allerdings eingeschränkter Ausblick, dafür aber bester Einblick von außen.

Abb. 3: Die alte Halle aus den 1970er-Jahren

Abb. 4: Die neue Halle neben dem Gemeindeamt.

Abb. 5: Großzügig öffnet sich die Halle dem dörflichen Leben...

Abb. 6:...bietet im Inneren Raum für Theater, Konzerte, Lesungen, Feste und Feiern,...

Abb. 7:...öffnet sich zum Birkenhain im Süden...

Abb. 8:...der in warmen Jahreszeiten mittels rollender Servicetheke bedient werden kann.

Abb. 9: Südansicht vom Birkenhain an der Bahntrasse gesehen

Abb. 10: Südwestansicht mit schwerelos wirkenden Bühnennebenräumen

Abb. 11: Bgm. Anton Vukan (rechts), Gernot Ritter (links). Fotos: Karin Wallmüller und Büro Hofrichter-Ritter

Oder: Mühen und Freuden des Bauens am Beispiel “Mehrzweckhalle Gosdorf”

Wenn Planer, Bürger und Politiker eine Partnerschaft im Sinne der nachhaltigen Entwicklung eines Ortes, bzw. einer Gemeinde bilden, lassen sie sich in der Regel auf einen länger dauernden Prozess ein. Architekten von außen werden ja meist als fremd empfunden, haben ungewöhnliche Ideen und konfrontieren die Gemeindebürger mit Lösungen, die erst einmal kommuniziert werden müssen. Wenn da nicht ein Verantwortlicher (z. B. der Bürgermeister) ist, der in den Visionen des Architekten ein Potential für die Zukunft sieht, geht der Prozess nicht im Sinne des Planers aus.
Was das Architektenduo Hofrichter-Ritter an der Aufgabe Ortsentwicklung Gosdorf (GAT berichtete, siehe Link am Ende dieser Seite) interessiert hat, war die angemessene Vision für einen kleinen Ort.

Zuerst realisierte Hofrichter-Ritter den Umbau im Erdgeschoss des Gemeindeamtes, wo durch den Auszug der Post Platz für ein modernes Bürgerservicezentrum frei wurde. Das Amt ist jetzt ein “open house”, barrierefrei, rundherum einsehbar, in dem Bürgermeister, Amtsleiter und andere Helfer ihre Bürgernähe demonstrieren (Abb. 1, 2).
Danach stand die Sanierung der Mehrzweckhalle neben dem Gemeindeamt an der Landesstraße bevor, die in den 1970er-Jahren durch Eigenleistung der Vereine vor Ort gebaut wurde. In der heutigen Realität, in der die Menschen zu ihren Arbeitsstätten auspendeln und höchstens nur mehr an Wochenenden in ihrer Heimatgemeinde sind, ist das nicht mehr möglich - auch baurechtlich und haftungsmäßig nicht.

Dass Gosdorf eine moderne neue Halle wollte, war klar. Aber braucht man dazu gleich einen Architekten? Noch dazu von außen? Mühevoll und aufreibend für die Lokalpolitiker, die Notwendigkeit einer fachlich fundierten Planung, die auch für Sicherheit und Technik haftet, zu argumentieren. Genauso wie das Thema Größe: Soll es dem Kirchturmdenken entsprechend eine Halle für 800 Personen sein, die dann 1-mal im Jahr voll genutzt wird, oder genügt nicht auch eine für 320, die aber öfter für mehrere Zwecke gebraucht wird? Die Angemessenheit von Investitionen ist schwer zu erkämpfen. Das zur Verfügung stehende Budget beendete diese Diskussion.

Wie aber erklärt man einer Gemeinde, dass für größere Events die Halle der Nachbargemeinde gemietet werden kann, obwohl der Ort eine neue Halle gebaut hat? Denn letztlich wurde aus der Sanierung doch ein Neubau, der zwar über dem Keller der Vorgängerin errichtet wurde, sonst aber eine vollkommen andere formale Sprache spricht (Foto 3, 4).
Die neue Halle, deren Standort als ortsräumlich richtig erkannt wurde, weil er sich zum Dorf hin öffnet und über zwei qualitativ gut nutzbare Freiräume = Erweiterungsräume verfügt, bietet den Anforderungen der Gemeinde eine zeitgemäße Hülle. Offen zum dörflichen Leben, versucht die Halle mit ihrer transparenten Fassade den Aktivitäten der Gemeinde zu begegnen (Begegnungshalle). Den bestehenden Birkenhain aufnehmend, öffnet sie sich auch nach Süden, um die Nutzfläche in den warmen Jahreszeiten um ein Vielfaches zu vergrößern. Die Proben- und Bühnenräume runden scheinbar schwerelos das Bild eines auf der Höhe der Zeit stehenden Gebäudes ab (Foto 5, 6, 7, 8, 9, 10).

Dass es gelungen ist, einen Kulturbau in dieser Art zu realisieren, war nur durch die starke Achse Bürgermeister – Architekten möglich. Errichtet wird die Halle von der Gemeinnützigen Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Ennstal, die die Architekten direkt beauftragte und von der die Gemeinde Gosdorf das Gebäude least. Die Skepsis der Bürger und damit der Druck auf die Verantwortlichen war und ist groß. Trotzdem: Die Freude über die fast fertige Arbeit ist ihnen anzusehen. Am 16.November wird es für ALLE – ob Freunde oder Skeptiker - ein Eröffnungsfest geben.

Verfasser/in:
Karin Wallmüller, Bericht

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