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Interview
Zur aktuellen Situation in der ASVK

In der „Kleinen Zeitung“ wurde berichtet, dass seitens Dreibholz und Ihnen der Abbruch diverser Grazer Bauten wie u. a. des Girardihauses in der Leonhardstraße empfohlen wird. Entspricht das der Aufgabe der ASVK?

Szyszkowitz: Wir haben in diesem Gespräch versucht, zahlreiche Ideen und Ansätze zu kommunizieren, über welche aber nicht berichtet wurde. Dieter Dreibholz (ASVK Vorsitzender, Anm. der Red.) hat schließlich gemeint: „Eigentlich müsste man das abreißen!” „Was müsste man abreißen”, fragte der Reporter dann und die ganze Geschichte wurde Bild-Zeitungsmäßig aufgeblasen. Wir haben darüber gesprochen, dass wir die Innenhöfe verdichten wollen, auch in der zweiten Reihe.

Seit wann sind Sie in der ASVK aktiv?

Szyszkowitz: Seit 1989.

Ist es ein Vorteil für planende Architekten, wenn diese in der Kommission sitzen? Werden diese eher von Bauherren beauftragt, weil dann die Sicherheit gegeben ist, dass das Projekt schnell von der ASVK genehmigt wird?

Szyszkowitz: Das könnte so sein, ist aber eine zweischneidige Sache. Es werden alle Projekte, die von Mitgliedern der ASVK geplant werden, viel härter von der Runde beurteilt. Ich glaube auch, dass meine Projekte härter beurteilt werden, weil ich in der Kommission sitze.

Sind Sie anwesend, wenn Ihre Projekte besprochen werden?

Szyszkowitz: Nein, natürlich nicht!

Sie verlassen den Raum, wenn Ihre Projekte besprochen werden?

Szyszkowitz: Natürlich. Da passen schon die drei Rechtsanwälte auf. Und auch ich selbst musste manche Projekte viermal einreichen.

Sie haben das Bauvorhaben „Kleiner Elefant“ in der Albrechtgasse eingereicht. Derzeit gibt es nach Fertigstellung Widrigkeiten hinsichtlich der Gestaltung der Gaupen. Es soll nun eine Gaupe als Mustergaupe umgebaut werden, um von der ASVK begutachtet zu werden. Der Abbruch oder Umbau der übrigen Gaupen soll folgen. Wie konnte das geschehen?

Szyszkowitz: Es wurde anders gebaut.

Als Sie eingereicht haben?

Szyszkowitz: Ja, sicher. Der Auftrag wurde mir nach der Einreichung entzogen. Ich habe davor gekämpft wie ein Wahnsinniger und viermal eingereicht. Dann machte jemand anderer die Detailplanung, wieder jemand anderer die Bauaufsicht, der Bauherr meinte, das sei zu teuer, daraufhin wurde das Projekt abgespeckt, die Dachrinnen sind entsetzlich, an Stellen, wo wir sie nie eingezeichnet hatten. Und dann hieß es, ich hätte das gemacht. Oder ein anderes Projekt – in der Morellenfeldgasse: Ich habe die Einreichplanung gemacht, bereits an der Detailplanung gearbeitet. Der Bauherr hat das Projekt einfach verkauft und gemeint, er brauche die Detailplanung nicht. Danke und auf Wiedersehen. Ich habe vom neuen Besitzer einen Brief bekommen, in dem er auf die Detailplanung verzichtet.

Am 22. Oktober wurde in der ASVK die Geschäftsordnung geändert, sodass ASVK-Mitglieder nur noch in Jurien entsandt werden, wenn sie dort entscheiden können. Bislang waren Sie beratend tätig. Was hat es damit auf sich?

Szyszkowitz: Es stimmt nicht, dass die ASVK bislang nur beratend in Jurien tätig war. Teilweise waren sie in Jurien beratend, teilweise stimmberechtigt. Ich war mehrmals in Jurien, wo ich stimmberechtigt war.

Als ASVK-Mitglied?

Szyszkowitz: Als ASVK-Mitglied, ja. Prinzipiell ist es so, wenn man ein Mitglied der ASVK in eine Jury beruft, dann kann diese Person lediglich  für sich sprechen, nicht für das gesamte Gremium. Das Bundesdenkmalamt hat erst unter dem ehemaligen Landeskonservator Dr. Bouvier angefangen, beratend tätig zu sein. Bouvier hat es vorgezogen, nur beratend tätig zu sein, um nicht festgelegt zu werden. Wir sehen das anders. Auch Celedin war teilweise beratend und teilweise stimmberechtigt in Jurien tätig. Wir haben gesagt, wir gehen in Jurien hinein und geben dort unsere Stimme ab, weil wir vielleicht dort einem Projekt, dass wir für richtig halten, eine Stimme geben und damit viel mehr bewegen können, als wenn wir einfach nur sagen, dies fügt sich nicht ein oder jenes schon. Ich würde in keine Jury mehr gehen, wo ich nur beratendes Jurymitglied bin. Das habe ich auch aufgrund meiner Kompetenz nicht verdient. Wir haben deshalb einen einstimmigen Beschluss in der ASVK gefällt, alle gefragt und alle waren einverstanden.
Weiters müssen die entsandten ASVK-Mitglieder natürlich auch bezahlt werden. Es wurden schon Anliegen an uns herangetragen, dass wir ohnedies von der ASVK bezahlt würden und daher ohne Honorar beratend in der Jury zu sitzen haben. Das kommt ja gar nicht in Frage. Die Instanz als solche wurde einfach durch die Tatsache despektierlich behandelt, dass sie ohne Stimmrecht und ohne Honorar in Jurien bestellt wurde. Nicht, dass es mir um das Geld geht, sonst würde ich den Blödsinn ja nicht machen.
Im speziellen Fall ging es um den Wettbewerb „Andreas-Hofer-Platz“. Ich weiß nicht, wieso es da diese Kämpfe gab: Darf jetzt der Dreibholz in die Jury und der Szyszkowitz mitmachen? Der Szyszkowitz war schon eingeladen, bevor der ganze Zauber überhaupt passiert ist. Da war mir schon versprochen worden, dass ich mitmachen darf, eben wegen der Nachbarschaft, weil ich dort schon gebaut habe. Nun bin ich nicht einmal zum Wettbewerb eingeladen – und davon bin ich überzeugt – als ASVK-ler – sondern als einer, der dort wirklich etwas gemacht hat.

Aber Ihre Büropartnerin Architektin Karla Kowalski ist geladen?

Szyszkowitz: Bitte sehr. Damit ist es für mich sowieso erledigt. Das wäre ja Sippenhaftung.

Wer wird  nun für die ASVK in die Jury zum Wettbewerb „Andreas-Hofer-Platz“ gehen?

Szyszkowitz: Ganz klar – das macht der Herr Wallner, sein Stellvertreter ist Herr Dreibholz. Herr Gollenz wollte Dreibholz ursprünglich als Vorsitzenden haben.

In der Wettbewerbsauslobung steht meines Wissens nach Architekt Andexer als Vertreter der ASVK?

Szyszkowitz: Das war eine Eigenmächtigkeit von einer dazu nicht befugten Stelle.

Danke für das Gespräch!

Verfasser / in:

Martin Brischnik

Datum:

Fri 14/12/2012

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Kommentare

Empörung zurecht

, die ich völlig teile.
es fragt sich nur, wann werden sich die restlichen Mitglieder der ASVK gegen diese seltsamen Studien, Jurybesetzungen etc. wehren.
Es wirkt nicht gut, wenn die ASVK ehemaligen Mitgliedern der ASVK wie eben Gienke Aufträge zuschanzt.
Die ASVK sollte übrigens genau die städtebaulich Vorgaben prüfen, bevor sie solche Sutdien beauftragt. Denn im Falle Jakoministraße herrscht Bebauungsplanpflicht laut Deckplan 1 des FLÄWI- Schutz der Innenhöfe.
Es gibt derzeit 3 größere sehr verdichtende Projekte in der Jakoministraße, und keinen Bebauungsplan!!! Im Fall der Pluto GmbH des Dr. Held Jakominstraße 3-5 fand heute die Bauverhandlung statt.
Es wäre der ASVK zu raten, hier ihre weitere Gutachten solange auszusetzen, bis die Stadtplanung einen generellen Bebauungsplan erstellt, worin abgeklärt wird, wohnin die architektonische Entwicklungsreise in der Jakomistraße gehen sollte: maximale Höhen an der Straße, wie geht Verdichtung mit dem Schutz und der Aufwertung der Innenhöfe einher -Verordnung im STEK und REPRO-, wie kann man zukünftig mögliche Baumassen gerecht auf alle Grundstücke verteilen und nicht nur für einige potente Investoren. ( z. B. CeStar- Lampesberger mit Jakominitor und anschließenden Häusern bzw. Pluto-Held mit Wilder Mann)

Papier ist geduldig

Zur Qualität der vom stellvertretenden Vorsitzenden der ASVK in der Grazer Altstadt - oder sonstwo - erzeugten Baulichkeiten sehe man besser in die diversen Publikationen des nicht nur österreichweit angesehenen Architekturkritikers Friedrich Achleitner anstatt den Geschichterln zu lauschen.
Was also qualifiziert Herrn S. dazu, gesetzeswidrig seit 1989 in der Grazer Altstadtsachverständigenkomission zu sitzen. Gesetzeswidrig deshalb weil bis 2008 die Berufung in die Komission auf 5 Jahre beschränkt war.
Ich wurde als Planer 2007 von der damals Vorsitzenden der ASVK erpreßt.
Dabei ging es um ein Genehmigungsverfahren für einen zweigeschoßigen Dachgeschoßausbau in der Schutzzone 3. Planungsbeginn war bei diesem Projekt 2005. Baubeginn für den eingeschoßigen Dachbodenausbau (obwohl ich eine positive Stellungnahme für den 2-geschoßigen Ausbau hatte wurde aufgrund der mangelhaften rechtlichen Begründung des Gutachtens dazu gezwungen auf die Zweigeschoßigkeit zu verzichten. Verlust für meinen Bauherrn: 6 Jahre und 100m2 Nutzfläche).
Ich bin gerne bereit mit Arch. Szyszkowitz über qualitätvolle Architektur zu diskutieren. Anhand der von ihm selbst zitierten Beispiele am Franziskanerplatz, in der Morellenfeldgasse usw.
Auch über die Qualität des Neubaus am Andreas-Hofer Platz wäre dabei zu sprechen. Dreibholz ist ja begeistert von diesem Gebäude (siehe Kleine Zeitung). Eine kleine Nachschulung in Architekturtheorie tut Not.
Das die beiden Vorsitzenden der ASVK mittlerweile auch mit ihnen befreundete Architekten zu Aufträgen verhelfen - und das auch noch mit Steuermitteln subventioniert - finde ich nahezu genial. Eine kleine Nachdenkpause würde in diesem Zusammenhang möglicherweise auch der Politik guttun.
Es gäbe noch viel zu sagen ....
eins noch: diese Art der Bewirtschaftung des Terrains sind zum Glück Auslaufmodelle und haben sich überlebt - wie Mann|Frau jeden Tag auf Neue in den Medien erfährt. Deshalb Hr. Dreibholz und Hr. Szyskowitz viel Freude in der Zukunft. Mögen Ihre Tage in der wohlverdienten Pension mit Sonne gesegnet sein. Ich werde dann trotz Ihrer Machenschaften noch immer bauen.

Arch. DI Gerald Hirsch

Nicht alles was lange währt wird endlich gut

Ich habe es satt, von bornierten, selbstherrlichen, wirklich alten Männern die einzig und alleinige Weisheit serviert zu bekommen. Ich bin entsetzt über das Selbstverständnis, unprofessionelle Methoden und Verfahren zu verteidigen und in keinster Weise das Thema "Fairness" dabei zu würdigen. Ich finde es reine Zeitverschwendung die persönliche Meinung des stellvertretenden Vorsitzenden einer demokratisch zusammengesetzten Kommission gelesen zu haben.

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