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Interview
Zur aktuellen Situation in der ASVK

Wie kommt es zur Auswahl der Planer, die an solchen Verfahren teilnehmen?

Szyszkowitz: Das ist ein schwieriges Kapitel. Wir versuchen gerade, aufgrund der Arbeiten, die die Leute schon durchgeführt haben, eine Liste anzulegen. Wir haben derzeit die ersten drei solcher Verfahren laufen, wovon zwei schon gute Erfolge zeigen.

Welche sind diese drei?

Szyszkowitz: Das eine war das „Tor“ an der Einfahrt zur Jakoministraße, da lag schon ein fix und fertiges Projekt vor, das von der ASVK genehmigt worden war. Aber das Projekt war schrecklich. Das war nur eine „alte Klatsche“, welche gleichgemacht und mit ein paar Dachflächenfenstern versehen werden sollte. Man hätte, von der Conrad-von-Hötzendorf-Straße kommend, genau auf dieses Haus geschaut. Das soll das Eingangstor zu Graz sein? Da haben wir gesagt: „Nein, so geht das nicht.” Wir rollen das Ganze noch einmal auf. Der Bauherr kam dann zu uns und meinte: „Ich habe keine Zeit mehr, ich mache das nicht. Wenn das heuer nicht entschieden wird, mache ich überhaupt nichts mehr.“ Daraufhin haben wir Sam Ott-Reinisch eingeladen, Volker Giencke und GS-architects. Und so sind drei Projekte entstanden.

Diese Teams sind aus dem Budget von LR Buchmann bezahlt worden?

Szyszkowitz: GS-architects hat er (der Investor, Anm. der Red.) bezahlt, weil wir vorgeben, dass die Investoren einen der Planer selbst bezahlen müssen. Die beiden anderen hat die ASVK übernommen. Es stand nicht viel Budget zur Verfügung. Die Architekten haben trotzdem gerne mitgemacht und würden das jederzeit wieder tun, haben sie gesagt. Da soll mir noch einer sagen, dass das eine schlechte Aktion ist!

Grundsätzlich ist die Organisation solcher Wettbewerbe aber nicht Aufgabe der ASVK.

Szyszkowitz: Kein Wettbewerb! Es wurden Studien in Auftrag gegeben ...

Das ist aber auch laut Altstadterhaltungsgesetz sowie Geschäftsordnung der ASVK nicht vorgesehen?

Szyszkowitz: Nein. Wir leiten das von der Aufgabe der „Manuduction“ ab. Wir wollen ein Projekt weiterbringen. Einzelne Projekte hauen unsere Statistik zusammen. Dann kommen wieder solche Brieflein, wie jenes von der Kammer, die hinterfragen, wie es mit unserer Statistik aussieht. Ein einziges Projekt, das zehnmal kommt, verhaut uns unsere gesamten guten Durchschnittswerte.

Welche sind die anderen Projekte, bei denen dieses Verfahren angewandt wird?

Szyszkowitz: Zum Beispiel der Leonhardplatz. Gegenüber der Leonhardkirche ist eine Apotheke, hinter welcher eine freie Fläche liegt. Für diese waren schon zwei Projekte in Planung, die nicht positiv zu bewerten waren. Da haben wir auch gesagt – es gäbe noch eine Chance. Der Investor war einverstanden, aber es müsse blitzartig passieren. Daraufhin haben wir zwei Leute gesucht und herumtelefoniert, um zu eruieren, wer kurzfristig Zeit hat. Ich habe jemanden ausgesucht, der sich mit Wohnbau gut auskennt; das waren Andreas Lichtblau und Alfred Bramberger, beides Architekten mit Erfahrung, die ihre Kompetenz, in der Innenstadt zu bauen, schon bewiesen haben.

Kommt es auch vor, dass sie einem Bauherrn auch auf kurzem Wege einen anderen Architekten empfehlen?

Szyszkowitz: Das schon, wobei wir eigentlich keine Namen nennen, sondern vorschlagen, es mit einem anderen Planer zu versuchen.

Das heißt, ich bekomme als Bauherr keine Empfehlung von der ASVK, zu wem ich gehen soll?

Szyszkowitz: Nein. Das würde ich auch nicht gerne machen. Ich habe so viele Freunde hier, dann sind die anderen beleidigt, wenn ich einen vorziehe. Wir empfehlen dem Bauherrn, in der Stadt zu schauen, was sie wirklich interessant finden und wozu sie selbst einen Bezug haben. Der Bauherr braucht einen direkten Bezug zu einem Architekten. Ich würde niemals jedem Bauherrn denselben Architekten vorschlagen. Das wäre ganz schrecklich. In der Stadt muss eine heterogene Architekturlandschaft gegeben sein.

Nun ziehen sich trotzdem manche Projekte über Jahre hin und werden unzählige Male eingereicht. Woran liegt das? Es müsste doch im Interesse des Architekten sowie des Investors liegen, zu reagieren, wenn klare Kriterien vorliegen, wenn klar kommuniziert wird – zum Beispiel: dieses Gebäude ist zu hoch, zu grün oder zu wenig verglast. Sind die Stellungnahmen der ASVK nicht klar genug oder sind die Bauherren und die Planer zu eigensinnig, die Meinung der ASVK anzunehmen? Wie kann es sein, dass sich Einreichphasen bis zu sieben Jahre hinziehen?

Szyszkowitz: Sieben Jahre? Das muss ein Projekt sein, das wirklich nicht funktioniert hat. Es gibt keine absichtliche Verzögerungstaktik der ASVK. Ich bin davon überzeugt, dass es an der Qualität des eingereichten Objektes liegt.
Unsere Gutachten werden immer von drei Juristen geprüft, von unserem Altstadtanwalt und zwei Juristen. Die sitzen immer dabei und prüfen die Schlüssigkeit. Unsere Gutachten müssen in der Struktur und in der Textur den Anforderungsprofilen entsprechen. Wenn das nicht gegeben ist, dann geht das Gutachten zurück.

Gilt das für alle Gutachten?

Szyszkowitz: Das gilt für alle Gutachten. Vor allem die negativ bewerteten. Die werden alle juristisch geprüft. Da kann nicht einer irgendetwas schreiben und damit ist die Sache erledigt. Der Bearbeiter verfasst das Gutachten, nachdem das Projekt der Kommission vorgestellt und dort diskutiert wurde. Ich habe in der ASVK drei Kategorien von Projekten eingeführt, um zu vermeiden, dass man über jede kleine Türschnalle diskutiert und dann für die großen Dinge keine Zeit mehr hat. Die wichtigen Projekte werden von drei Mitgliedern bearbeitet, welche sich das Bauvorhaben zu dritt ansehen und es zu dritt vorstellen. Da ist jedenfalls ein Architekt federführend dabei sowie ein Kunsthistoriker und jemand, der sich für das Projekt interessiert. Die zweite Kategorie wird von jemandem betreut, der sich die Situation vor Ort ansehen und mit Fotos belegen muss. Die dritte Kategorie betrifft kleine Dinge wie Schilder, Ausleger und Markisen. Die werden ebenfalls einer Person zugewiesen. Es wird da übrigens unglaublich oft geflunkert! Da steht zum Beispiel im Plan, dass ein Ausleger einen Meter misst. Wenn man dann auf die Baustelle geht, hat er 1,50 m.

Die ASVK kann solche Abweichungen aber nur bei der Baubehörde anzeigen?

Szyszkowitz: Ja, die ASVK hat keine Verfügungsgewalt. Da gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit mit Frau Verena Ennemoser (Abteilungsvorständin Bau- und Anlagenbehörde) und mit Bernhard Inninger (Grazer Stadtplanungschef). Inninger kommt zu jedem zweiten Termin zu uns, wir schreiben zusammen, welche die schwierigen Probleme sind. Bebauungspläne zum Beispiel. Ich lege großen Wert darauf, dass die Bebauungspläne auch von der ASVK bewertet werden, weil damit Stadtgestaltung gemacht wird.

Die wurden aber früher auch schon von der ASVK bewertet?

Szyszkowitz: Ja, aber häufig nicht ganzheitlich betrachtet.

Wie geht man dann damit um, wenn es für Bauvorhaben schon beschlossene Bebauungspläne gibt, welche zum Zeitpunkt ihrer Erstellung mit der ASVK abgestimmt wurden, aber nicht der heutigen Vorstellung entsprechen?

Szyszkowitz: Eine berechtigte Frage. Wir haben gerade jetzt einen Bebauungsplan energisch beeinsprucht. Stadtplanungschef Inninger hat gemeint, er würde sich das noch einmal anschauen.

Wie hoch schätzen Sie den Einfluss des „Tandems“ Szyszkowitz/Dreibholz auf Entscheidungen in der ASVK? Wie viel Gewicht hat die Meinung der Vorsitzenden?

Szyszkowitz: Ich denke schon, dass sie Gewicht hat. Aber ohne die entsprechende Argumentationslinie schafft man es nicht. Es gab auch Projekte, da waren Dreibholz und ich dagegen und die sind dennoch durchgegangen. Es zählt die einfache Mehrheit.

Verfasser / in:

Martin Brischnik

Datum:

Fri 14/12/2012

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Kommentare

Empörung zurecht

, die ich völlig teile.
es fragt sich nur, wann werden sich die restlichen Mitglieder der ASVK gegen diese seltsamen Studien, Jurybesetzungen etc. wehren.
Es wirkt nicht gut, wenn die ASVK ehemaligen Mitgliedern der ASVK wie eben Gienke Aufträge zuschanzt.
Die ASVK sollte übrigens genau die städtebaulich Vorgaben prüfen, bevor sie solche Sutdien beauftragt. Denn im Falle Jakoministraße herrscht Bebauungsplanpflicht laut Deckplan 1 des FLÄWI- Schutz der Innenhöfe.
Es gibt derzeit 3 größere sehr verdichtende Projekte in der Jakoministraße, und keinen Bebauungsplan!!! Im Fall der Pluto GmbH des Dr. Held Jakominstraße 3-5 fand heute die Bauverhandlung statt.
Es wäre der ASVK zu raten, hier ihre weitere Gutachten solange auszusetzen, bis die Stadtplanung einen generellen Bebauungsplan erstellt, worin abgeklärt wird, wohnin die architektonische Entwicklungsreise in der Jakomistraße gehen sollte: maximale Höhen an der Straße, wie geht Verdichtung mit dem Schutz und der Aufwertung der Innenhöfe einher -Verordnung im STEK und REPRO-, wie kann man zukünftig mögliche Baumassen gerecht auf alle Grundstücke verteilen und nicht nur für einige potente Investoren. ( z. B. CeStar- Lampesberger mit Jakominitor und anschließenden Häusern bzw. Pluto-Held mit Wilder Mann)

Papier ist geduldig

Zur Qualität der vom stellvertretenden Vorsitzenden der ASVK in der Grazer Altstadt - oder sonstwo - erzeugten Baulichkeiten sehe man besser in die diversen Publikationen des nicht nur österreichweit angesehenen Architekturkritikers Friedrich Achleitner anstatt den Geschichterln zu lauschen.
Was also qualifiziert Herrn S. dazu, gesetzeswidrig seit 1989 in der Grazer Altstadtsachverständigenkomission zu sitzen. Gesetzeswidrig deshalb weil bis 2008 die Berufung in die Komission auf 5 Jahre beschränkt war.
Ich wurde als Planer 2007 von der damals Vorsitzenden der ASVK erpreßt.
Dabei ging es um ein Genehmigungsverfahren für einen zweigeschoßigen Dachgeschoßausbau in der Schutzzone 3. Planungsbeginn war bei diesem Projekt 2005. Baubeginn für den eingeschoßigen Dachbodenausbau (obwohl ich eine positive Stellungnahme für den 2-geschoßigen Ausbau hatte wurde aufgrund der mangelhaften rechtlichen Begründung des Gutachtens dazu gezwungen auf die Zweigeschoßigkeit zu verzichten. Verlust für meinen Bauherrn: 6 Jahre und 100m2 Nutzfläche).
Ich bin gerne bereit mit Arch. Szyszkowitz über qualitätvolle Architektur zu diskutieren. Anhand der von ihm selbst zitierten Beispiele am Franziskanerplatz, in der Morellenfeldgasse usw.
Auch über die Qualität des Neubaus am Andreas-Hofer Platz wäre dabei zu sprechen. Dreibholz ist ja begeistert von diesem Gebäude (siehe Kleine Zeitung). Eine kleine Nachschulung in Architekturtheorie tut Not.
Das die beiden Vorsitzenden der ASVK mittlerweile auch mit ihnen befreundete Architekten zu Aufträgen verhelfen - und das auch noch mit Steuermitteln subventioniert - finde ich nahezu genial. Eine kleine Nachdenkpause würde in diesem Zusammenhang möglicherweise auch der Politik guttun.
Es gäbe noch viel zu sagen ....
eins noch: diese Art der Bewirtschaftung des Terrains sind zum Glück Auslaufmodelle und haben sich überlebt - wie Mann|Frau jeden Tag auf Neue in den Medien erfährt. Deshalb Hr. Dreibholz und Hr. Szyskowitz viel Freude in der Zukunft. Mögen Ihre Tage in der wohlverdienten Pension mit Sonne gesegnet sein. Ich werde dann trotz Ihrer Machenschaften noch immer bauen.

Arch. DI Gerald Hirsch

Nicht alles was lange währt wird endlich gut

Ich habe es satt, von bornierten, selbstherrlichen, wirklich alten Männern die einzig und alleinige Weisheit serviert zu bekommen. Ich bin entsetzt über das Selbstverständnis, unprofessionelle Methoden und Verfahren zu verteidigen und in keinster Weise das Thema "Fairness" dabei zu würdigen. Ich finde es reine Zeitverschwendung die persönliche Meinung des stellvertretenden Vorsitzenden einer demokratisch zusammengesetzten Kommission gelesen zu haben.

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