22/06/2010
22/06/2010

Am 7. Juni konnten SUE Architekten den von der BIG ausgelobten EU-weiten, offenen, einstufigen Realisierungswettbewerb zur Erlangung von Vorentwurfskonzepten für die Neuerrichtung eines Schubhaftzentrums in Vordernberg für sich entscheiden. Unter dem Vorsitz der Architektin Hemma Fasch ermittelte eine 8-köpfige Jury aus 42 eingereichten Projekten den Sieger, die Preisträgerinnen und Anerkennungen.

Die weitere Reihung:
2. Rang: Arch. DI Gottfried J. Haider, Neusiedl am See
3. Rang: Schätzler Architekten, München

Anerkennung (Nachrücker Preisränge): Dipl.-Ing. (FH) Arch. Friedrich Bär, Nürnberg
Anerkennung: Lorber+Paul Architekten BDA, Köln
Anerkennung: Gangoly&Kristiner Architekten, Graz

Nachrücker für Anerkennung: Wendl ZT-GesmbH, Graz

Die Aufgabenstellung für das Zentrum war, aufbauend auf internationale Erfahrungen mit Spezialeinrichtungen für den Vollzug fremdenpolizeilicher Maßnahmen Bedingungen zu schaffen, die die Achtung der Menschenwürde, die möglichste Schonung der angehaltenen Personen sowie deren Autonomie über den Tagesablauf strukturell auf einem höheren Niveau gestatten, als dies derzeit in den bestehenden Polizeianhaltezentren möglich ist.
Die Anhaltung im Rahmen fremdenpolizeilicher Maßnahmen soll in einem nach außen hin geschlossenen Areal, d.h. ohne direkten Kontakt zur örtlichen Bevölkerung, erfolgen, wobei der Aufenthalt den allgemeinen Lebensverhältnissen so weit wie möglich.

Beschreibung des Siegerprojektes:
Der Schubhaftteil mit seinen Fingern bildet für jede Abteilung eine individuelle Hofsituation. Um diese Höfe ist jeweils eine Abteilung gruppiert. Die ostseitigen Finger bilden die Gemeinschaftszonen und durchdringen den formal strengen Verwaltungstrakt. An diesen Punkten finden die funktionalen Berührungspunkte zwischen den Angehaltenen und der Verwaltung Platz. Diese Treffpunkte (Besuch, Verhandlung von Asylfragen, Rückkehrberatung, etc) sind zur Straßenseite orientiert.
Der Schubhaftteil ist so angelegt, dass hier Wohngruppen möglichst autark und mit hoher Lebensqualität funktionieren, gleichzeitig aber auch eine konservative Unterbringung möglich wäre. Die gemeinschaftlichen Freizeitzonen können sowohl als gesamtes Raumkontinuum als auch als unterteilte Einzelbereiche genutzt werden, wobei diese Zonen gleichzeitig auch als Verbindung zwischen den Abteilungen und der Verwaltung funktionieren. Der Verwaltungstrakt übernimmt an der Längsseite die Mauerfunktion. Trotz Erfüllung aller Sicherheitsanforderungen tritt das Gebäude nicht als Strafgefängnis in Erscheinung. Allen offenen Abteilungen soll ein Sichtbezug zum Wald hinter dem Vordernberger Bach ermöglicht sein.

In dem geplanten Zentrum sollen bis zu 220 Schubhäftlinge untergebracht werden. Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) rechnet Ende 2010 mit dem Baubeginn. Die Errichtungskosten von rund 20 Millionen Euro wird die BIG vorstrecken, die Mitete für das Gebäude wird dann das Innenministerium bezahlen. Die Fertigstellung ist für Mitte 2012 vorgesehen.

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
Fabian Wallmüllerfqb

Allen Unkenrufen im Vorfeld des Wettbewerbs zum Trotz kann man den Gewinnern des Verfahrens zu ihrem Projekt nur gratulieren. Es ist ihnen gelungen, einer ebenso heiklen wie sensiblen Bauaufgabe ein Maximum an Qualität für die zukünftigen NutzerInnen abzugewinnen. Sich einer solchen Herausforderung zu stellen: Das ist Architektur!

Mi. 23/06/2010 11:27 Permalink
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