19/11/2015

Haus der Geschichte: Architekturwettbewerb ohne öffentliche Ausschreibung?

Nach Bundesvergabegesetz muss im Oberschwellenbereich öffentlich ausgeschrieben werden.

19/11/2015

Das 'Haus der Geschichte Österreich' soll 2018 in der 'Neuen Burg' beheimatet sein.

©: APA / Hans Klaus Techt

Klar ist, dass das Haus der Geschichte Österreich in der Neuen Burg in Wien seinen Platz finden wird. Klar ist auch, dass dafür ein Architekturwettbewerb abgehalten werden muss. Nach der Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats (1) soll es ein geladenes Verfahren geben. Das kann die Interessensvertretung der ArchitektInnen nicht hinnehmen:

Architekturwettbewerb ohne öffentliche Ausschreibung?

Die Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen begrüßt die von Bundesminister Ostermayer geplante Durchführung eines Architekturwettbewerbs für das Haus der Geschichte. Die Beschränkung des Wettbewerbs auf bloß geladene TeilnehmerInnen wäre aber vergaberechtlich nicht zulässig und wird von der gesetzlichen Interessensvertretung der ArchitektInnen und Ingenieurkonsulen-tInnen nachdrücklich kritisiert.
Die Vergabe öffentlicher Aufträge ist im Bundesvergabegesetz geregelt. Abhängig vom Auftragsvolumen enthält das Gesetz Regelungen darüber, welche Verfahren zulässig sind und welche nicht. Bei kolportierten Projektkosten von 27,8 Mio. € für das Haus der Geschichte Österreich muss ein Wettbewerb zur Vergabe der Planung öffentlich ausgeschrieben werden. Die Durchführung eines Wettbewerbs, zu dem bestimmte TeilnehmerInnen direkt eingeladen werden, ist daher vergaberechtlich gar nicht möglich. Genau einen solchen geladenen Wettbewerb sieht die von Herrn Bundesminister Ostermayer vorgestellte Umsetzungsstrategie (Seite 108, s. Link rechts) aber vor.

„Wir haben sehr begrüßt, dass ein politisches ‚Schwergewicht‘ in der Bundesregierung für den Bereich der Baukultur zuständig ist. Umso enttäuschender ist es, dass der Bundesminister die Vorzüge eines offen ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs beim Projekt Haus der Geschichte offenbar nicht zu schätzen weiß“, betont der Präsident der Kammer der Ziviltechniker, Architekt Aulinger.
Aulinger weiter: „Der offene Wettbewerb stellt nicht nur die optimale Auswahl aus einer Fülle kreativer Ideen sicher, sondern ist aufgrund seiner Transparenz und Fairness hervorragend geeignet, gerade kontrovers diskutierten Projekten zu breiter gesellschaftlicher Akzeptanz zu verhelfen.“
Im Unterschied zu geladenen Verfahren genießen Wettbewerbe, die öffentlich bekannt gemacht werden und einem großen Teilnehmerkreis offen stehen, den Ruf der besonderen Chancengleichheit und Unparteilichkeit. Wettbewerbe ohne offenen Zugang können diese Wirkung nur sehr eingeschränkt entfalten, da sie leicht unter dem öffentlichen Generalverdacht der Bevorzugung einzelner Planungsbüros stehen. Es wäre höchst bedauerlich, ein Vorhaben von solch zentraler kultureller Bedeutung diesem Vorwurf auszusetzen und aufgrund der Ansiedelung des Projekts im Oberschwellenbereich darüber hinaus auch noch das Risiko der Vergaberechtswidrigkeit einzugehen. (APA - OTS)

(1) Zur Realisierung des Hauses der Geschichte in der Neuen Burg hat der internationale wissenschaftliche Beirat unter der Leitung von Oliver Rathkolb am 4. September 2015 ein Umsetzungskonzept vorgelegt. (s.a. Link rechts)

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