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Arch. DI Anderas Harich (ÖBA im Bauvorhaben "Kleiner Elefant", Albrechtgasse):
"Im Projekt Albrechtgasse war es so, dass das Büro Szyszkowitz die künstlerische Oberleitung hatte. Der Grobentwurf der Gaupen ist vom Büro Szyszkowitz gekommen. Die Werkpläne zu den Dachgaupen von Zimmerer und Schlosser wurden vom Büro Szyszkowitz schriftlich freigegeben. Nachdem die Gaupen bereits im Februar 2012 fertig gestellt wurden, wundert es mich sehr, dass Szyszkowitz jetzt behauptet, die Gaupen seien anders ausgeführt worden als von ihm geplant. Teilweise aufgrund von Änderungen seitens der Bauherrenschaft kam es zu mehrmaligen Einreichungen bei der Baubehörde und damit auch bei der ASVK. In der letzten Einreichphase wurden vom Büro Szyszkowitz das dritte Obergeschoß und das Dachgeschoß aus der Einreichplanung herausgestrichen. Man wollte offensichtlich möglichst rasch die Benutzungsbewilligung für die unteren Geschoße erwirken. Der Status quo ist daher, dass das dritte Geschoß und das Dachgeschoß derzeit de facto ein Schwarzbau sind, weshalb ein Abbruchbescheid der Behörde vorliegt. Die Vorgangsweise ist aber im Einvernehmen mit dem Bauherren und meines Wissens nach auf Empfehlung von Szyszkowitz geschehen. Das dritte Geschoß und das Dachgeschoß liegen nun auf der Baubehörde. Es gibt daher auch keinen ASVK-Bescheid für die Dachgaupen. Wir mussten nun in Abstimmung mit der ASVK nachträglich eine Gaupe zur Mustergaupe nach Angaben von Szyszkowitz umbauen. Ortgangbleche und Regenrinnen wurden rot gestrichen, das Regenrohr wurde verändert, wir warten auf die Besichtigung und eine positive Stellungnahme der ASVK, um im Frühjahr die restlichen Gaupen umbauen zu können."
Arch. DI Gerald Hirsch:
"Ich war mit einem kleinen, zweigeschoßigen Dachausbau am Dietrichsteinplatz beauftragt. Die Zweigeschoßigkeit von Dachgeschoßausbauten war damals generell ein Problem. Im gegebenen Fall war das Gutachten der ASVK positiv, das der Baubehörde der Stadt allerdings negativ. Die ASVK wurde daher seitens der Baubehörde um Präzesierung ihres Gutachtens gebeten, woraufhin ein negatives Gutachten der ASVK folgte. Ich wurde seitens der ASVK angehalten, das Bauvorhaben eingeschoßig einzureichen, was ich auch getan habe.
Interessant an der Sache war dann, dass ein in der ASVK vertretener Rechsanwalt zufällig eine Privatstiftung vertritt, welche in unmittelbarer Nachbarschaft einen Dachboden ausbauen wollte. Dieser Dachboden ist inzwischen dreigeschoßig ausgebaut und widerspricht allen Auflagen der Verordnung zum Schutz der Dachlandschaft. Ich habe mich dann, ich glaube im Zuge der elften Einreichung, an den Altstadtanwalt Dr. Rupprecht gewandt. Er hat aufgrund der widersprüchlichen Vorgangsweise zugesagt, das Projekt positiv zu unterstützen. Dabei ist aber ebenfalls nichts herausgekommen. Das Projekt hat 2005 begonnen und Baubeginn war heuer, so lange hat sich das gezogen. Es wird nun eingeschoßig ausgeführt.
Eines der Hauptprobleme ist, dass die Bauherren jedes Vertrauen in ihre Planer verlieren. Mein Bauherr hatte durch die widersprüchlichen Aussagen der Kommission und die nicht nachvollziehbaren Entscheidungen große Verluste zu verbüßen. Ganz zu schweigen davon, dass das Bauvorhaben für mich extrem unwirtschaftlich war."
Arch. DI Rolf Seifert:
"Ich habe mit der ASVK seit Jahren zu tun. Früher war es so, dass man noch bevor man eine Voranfrage bei der ASVK eingereicht hatte, Informationen einholen konnte. Das hat natürlich geholfen. Auch die Möglichkeit, ein Projekt selbst vorzustellen, wäre dringend nötig. Wir haben ein Projekt an der Ecke Kinkgasse/Volksgartenstraße dreimal eingereicht, und jedes Mal ein wenig niedriger. Hätten wir einmal klare Aussagen bekommen oder an der Diskussion teilnehmen können, hätten wir sehr viel Zeit gespart. Der Bauherr verliert dadurch jedes Vertrauen zum Architekten. Er sagt "Was habe ich da für einen Planer, wenn der das Ding drei-, viermal einreichen muss?".
Ein weiteres Beispiel - Digitalis, ein kleines Geschäft in der Murgasse - hatte immer zwei Eingänge in der historischen Fassade, was nicht mehr zum Raumprogramm passte. Da der Eingang baulich nicht unterscheidbar ist, wollten wir eine kleine Fahne mit 50 x 50 cm über der Eingangstüre aufhängen. Wir haben das im "Trial and Error"-System dreimal eingereicht und jedes Mal um einige Zentimeter verkleinert, bis es für den Betreiber uninteressant wurde. Das war ein großer Aufwand, mit farbigen Einreichungen. Nun klebt ein kopierter Zettel in dem gesperrten Eingang, welcher die Kunden auf den richtigen Eingang verweist. Grotesk ist, dass direkt nebenan 80 x 80 cm große Leuchtreklamen für Kastner&Öhler genehmigt wurden.
Es fehlt bei der ASVK an Struktur. Selbst, wenn diese nicht im Gesetz festgelegt ist, müsste es intern Richtlinien geben, an welche sich auch die Planer halten können. Mit den Begründungen der ASVK kann man nicht viel anfangen."
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Erst einmal Gratulation zu
Erst einmal Gratulation zu Ihrem Kommentar, der vieles, dass sich auch Studierende denken, die leider viel zu oft vollkommen uneingebunden in das Architekturgeschehen in Graz sind, einmal auf den Punkt bringt, wenn er auch leider etwas einseitig ausgeführt ist.
Ich musste im Zuge meiner Recherchearbeiten für das Palais Trauttmansdorff 2012 feststellen, dass die nicht nachvollziehbaren, teilweise grotesken, Entscheidungsfindungen in der ASVK bereits in den 80-er Jahren Gang und Gebe zu sein schienen und die "Ära Dreibholz", wie Sie es betiteln, nur das Tüpfelchen auf dem i darstellt. (Arbeit nicht zur Publikation freigegeben, Hinweis Stadtarchiv).
Als politisch und gesellschaftlich engagierter Mensch merke ich ohne Zweifel neben der momentanen Politikverdrossenheit auch eine zunehmende Architekturverdrossenheit in Graz, beziehungseise im ganzen Osten Österreichs.
Graz ruht sich schon über Jahrzente auf dem Ruf seiner Grazer Schule aus, die in der heutigen Zeit nennenswert ist und ohne Zweifel geschichtlich seine Relevanz hat, in der Diskussion der "modernen Architektur" jedoch nichts mehr zu suchen hat. Das wäre so, als würde man behaupten, Jugendstil wäre die zeitgenössische Baukultur. An den heutigen modernen Prunkbauten von Graz, allen voran das Kunsthaus und die neue Thalia(bit.ly/143fAup) oder das beinamentliche Ei von Szyskowitz-Kowalski, merkt man sofort, mit welchem antiquierten Architekturverständnis die Grazer Politik und die Behörden beraten werden.
Es gibt jedes Jahr etwas mehr als 230 Studienanfänger in der Architektur und jedes Jahr preisgekrönte Diplomarbeiten, sowie auch während des Studiums eine sehr nach Graz orientierte entwerferische Auseinandersetzung, wann werden wir endlich einmal gefragt oder zumindest gesehen?
Ein Altstadtschutz á la ASVK und GAEG ist durchaus sowohl bemerkens- als auch wünschenswert und sollte gewährleistet bleiben, jedoch fehlt es dem Apparat an Feinmotorik. Aus Mangel an anderen einflussreichen Plattformen wird hier das Amt (zumindest scheinbar) missbraucht.
Man sehe sich als Beispiel Frankreich an, hier Lyon mit dem Projekt "Confluence" (http://www.lyon-confluence.fr/), die schon lange auf den Zug der fünf Möglichkeiten der Partizipation aufgesprungen sind und das informieren der Bürger zu einem wichtigen Bestandteil für das funktionieren eines Projekts erklärt haben. (K. 1.2.4, S29, http://www.stadtentwicklung.berlin.de/soziale_stadt/partizipation/downlo...)
Ich kann sehr gut verstehen, dass die Grazer bei jeder Veränderung auf die Barrikaden steigen, werden sie doch noch nicht einmal informiert (ausser per Artikel in der kleinen Zeitung, bei denen nicht einmal der Architekt erwähnt wird, geschweige denn irgendeine Form von Kritik an der Architektur bzw. Gestaltung abgedruckt wird), ganz zu schweigen von Miteinbindung. Kommt eine Hand langsam auf mein Gesicht zu, werde ich weniger erschrocken sein als wenn sie blitzschnell auf mich zurast.
"Überlasst das den Profis, stellt keine Fragen, das is halt so" scheint hier das Motto zu lauten.
Ich könnte mich noch stundenlang in hundert Richtungen darüber aufregen, was sich seit dem Beginn des Studiums in mir ansammelt, werde Sie jedoch nicht Ihrer Aufmerksamkeit berauben. Von Zeit zu Zeit lasse ich ohne jedwede journalistische Manier auf www.benreichts.tk meinem Unmut freien Lauf, vielleicht wollen Sie ja daran teilhaben.
Ein letztes Gedankenspiel: Wo bleibt die architektonische Version einer Whistleblower-Plattform für Graz? Oder hat die ASVK, beziehungsweise die Stadt Graz, zu viel Angst davor, genauso wie Sie Angst davor hat, dokumentierte Leerstände öffentlich preis zu geben?
MfG
Ben
Abbruchbescheide
zum Kommentar von Arch. DI Anderas Harich, im Zusammenhang mit der Albrechtgasse stellt sich die Frage, ob auch für das Projekt Morellenfeldgasse 44 (Planung Szyszkowitz*) Abbruchbescheide vorliegen.
Hier wurden anstelle der eingereichten und auf der Bautafel abgebildeten vier Geschosse + zwei Penthousegeschosse, sechs Vollgeschosse errichtet.
Bei der Größe des Projekts, kann man aber schon beim Einreichprojekt von einer vollen Ausnutzung der zulässigen Dichte ausgehen.
*Zitat Szyszkowitz:" Ich habe die Einreichplanung gemacht, bereits an der Detailplanung gearbeitet. Der Bauherr hat das Projekt einfach verkauft und gemeint, er brauche die Detailplanung nicht. Danke und auf Wiedersehen."
Wie kommt es im Rahmen von Detailplanungen zu zusätzlichen Baumassen? Wer erhöht hier nachträglich die Dichte?
Lauter Ausreden um Anrainer
Lauter Ausreden um Anrainer für dumm zu verkaufen!
Szyszkowitz hat es unter Missbrauch seiner Funktion in der ASVK gemeinsam mit der Stadtplanung durchgedrückt - so einfach ist das in Graz - man nimmt als Bauträger nicht umsonst den Szyszkowitz für sowas.
Christian Brugger, Landeskonservator für die Steiermark:
"Es macht den Eindruck, als gäbe es zwischen Stadtplanung und ASVK eine abgesprochene Einigkeit, die Verdichtung im Grazer Stadtraum zu forcieren."
ASVK
Eine Schande, was sich da seit Jahren unter den Augen und geduldet von allen in Politik und Verwaltung dafür Zuständigen abspielt.
Die in der ASVK seit Jahrzehnten undurchsichtigen aber sehr durchschaubaren Zustände passen mitsamt ihren Neben- und Langzeitakteuren nahtlos in das total heruntergekommene österreichische Bild von Integrität.
Wie gesagt, eine Schande.
Der u.a. Link ist jedenfalls lesenswert:
http://www.falter.at/falter/2012/06/19/bald-ist-die-tratscherei-vorbei/