26/11/2014

Eine Nachlese zum Symposium der KinderUniGraz, das am 22. September 2014 anlässlich ihres 10-jährigen Jubiläums stattgefunden hat.

Die KinderUni ist ein Teil der Nachwuchsförderung, die bei den SchülerInnen im Alter von 8-19 Jahren Freude und Interesse an der Wissenschaft wecken soll, indem sie an den Universitäten wissenschaftliche Themenfelder kennenlernen und je nach Altersgruppe mehr oder weniger spielerischen Zugang zu komplexen Forschungen erhalten.

26/11/2014

Interview in der Aula

©: ARCHelmoma

Bastelwerkstatt

©: ARCHelmoma

Unterwasserarchitektur

©: ARCHelmoma

Dieser Artikel erscheint im Rahmen des Schwerpunkts 'Im Fokus: Architektur- und Baukulturvermittlung'.

©: Alexander Krischner

Endlich war es soweit und 200 junge, wissenschaftsinteressierte SchülerInnen stürmten am 22. September 2014 das Hauptgebäude der Karl-Franzens-Universität Graz. Die KinderUniGraz, eine Institution, die acht Universitäten und Hochschulen umfasst, lud die jungen ForscherInnen ein, am Symposium Wenn ich einmal groß bin, dann... teilzunehmen. 

Ganz im Sinne des Forschers Ingenieur Friedrich Schmiedl und dessen Stiftung wird seit 2004 in Form von Ringvorlesungen, Seminaren und Workshops Wissen an den Unis an die jüngere Generation vermittelt. Deren Aufgeschlossenheit, Interesse und Neugierde werden von den ehrenamtlichen DozentInnen der KinderUniGraz aufgenommen und anhand spannender Projekte in den einzelnen Veranstaltungen noch vertieft. Die SchülerInnen haben an diesem Tag, wie auch schon seit 10 Jahren bei aktuell über 900 Veranstaltungen, universitäre Luft geschnuppert und neue Erfahrungen gewonnen. Die KinderUniGraz erkennt und weckt das Potenzial, das in den SchülerInnen schlummert und bietet ihnen eine Plattform als sanfte Begegnungszone mit der Wissenschaft.
Die Workshops des Symposiums, die sich, wie der Titel schon verrät, mit dem Thema Zukunft befasst haben, waren thematisch sehr breit gefächert. Jede Schulklasse hat einen der Workshops, für den sie sich im Vorfeld angemeldet haben, besucht und dann in einer großen Abschlussrunde in der Aula allen anderen darüber berichtet. Begrüßt durch  Vizerektorin ao. Univ.-Prof. Dr. Renate Dworczak, untermalt von Livemusik und moderiert von Dr. Doris Rudlof-Garreis, erzählten die SchülerInnen in kurzen Interviews vom Erlebten und Gelernten des Vormittags: vom Bau einer Rakete oder eines Rennautos, einer Informations- und Diskussionsrunde zu den Rechten der Kinder, zum Thema der Zivilcourage und dem spielerischen Zugang zum architektonischen Modellbau. Workshopfotos, die an die Wand projiziert worden sind, haben auch den Rahmen zur Erzählung gebildet und anschließend wurden den TeilnehmerInnen Zertifikate verliehen.

Ein kleiner Festakt

10 Jahre KinderUniGraz – dies ist bewusst mit einem Symposium gefeiert worden. Es ist keine offizielle Feier gewesen, sondern es war ein ausgeklügelter Festakt mit vorangegangenen Workshops, mit anschließender Zertifikatsverleihung und dem Höhepunkt für die TeilnehmerInnen im Alter von 8 bis 12 Jahren: das Fliegenlassen hunderter bunter Luftballons vor dem Hauptgebäude der Karl-Franzens-Universität Graz. Diese Privatheit der Veranstaltung war nicht beabsichtigt, denn die Planung der Workshops, des Gesamtablaufes und des abschließenden Festaktes war aus logistischen Gründen nur mittels kontrollierter Anmeldung der teilnehmenden Schulklassen möglich. So blieb es leider nur einer kleinen auserwählten TeilnehmerInnenanzahl vorbehalten, diese erfolgreichen 10 Jahre mitzufeiern.

Hintergrund

Kinder für Wissenschaft begeistern, so lautet generell das Motto der KinderUniGraz. In den Herbst- und Sommersemesterwochen werden Veranstaltungen  wie Workshops oder Vorlesungen im Rahmen einer Ringvorlesung für die TeilnehmerInnen kostenfrei angeboten. Zu Ferienbeginn gibt es noch die Veranstaltungen der Sommerkinderuni, bei der im Rahmen einer Tagesbetreuung ein buntes, vielfältiges Programm besucht werden kann, dies ist dann allerdings kostenpflichtig. Die Vortragenden agieren in beiden Fällen ehrenamtlich und bieten spannende Wissensvermittlung innerhalb ihrer Fachgebiete an: Informatik, Architektur, Chemie, Musik und Sprachen, um nur einige Beispiele zu nennen. 
Die Tendenz zeigt eine größere Nachfrage nach den Workshops, wo es um die aktive Teilnahme geht, hier könnte das Angebot noch viel größer sein. Die Anmeldung erfolgt über die Schule, pro Workshop nimmt eine gesamte Schulklasse teil. Wohingegen das Interesse an der Ringvorlesung, bei der die Anmeldung und der Besuch privat erfolgen, geringer wird. 
Wie auf der Homepage der KinderUniGraz unter der Rubrik Wer, Was, Wie und Wo nachgelesen werden kann, wird die Idee, Kinder und Jugendliche (Altersgruppe 8-19 Jahre) bereits frühzeitig mit dem Wesen der Universität vertraut zu machen, von öffentlicher Hand unterstützt, sodass das Angebot auch noch in den kommenden Jahren aufrecht erhalten werden kann. 
Positiv ist, dass immer mehr Bildungseinrichtungen an der KinderUniGraz teilnehmen. Es ist jedoch ein Trend zu beobachten, dass auch andere Institutionen verstärkt Vermittlungsprogramme anbieten, die im weiteren Sinne in Konkurrenz zur KinderUniGraz gesehen werden können, da diese neben dem gleichartigen Angebot auch meist von den gleichen Förderstellen abhängig sind. 

Eine neue Idee

Doch wie ist das Symposium, das übrigens das allererste dieser Art in Österreich war, überhaupt zustande gekommen? Gudrun Haage, seit 2008 als KinderUni-Beauftragte an der TU Graz tätig,  erzählt, dass dies eine Entscheidung war, die das gesamte KinderUniTeam aller beteiligten Institutionen in angeregten, intensiven Diskussionen entschieden, gemeinsam konzeptuell erarbeitet und dann ausgeführt hat. Haage organisiert die Workshops, Vorträge der Ringvorlesung, Führungen und pflegt die Kontakte mit den Schulen. Die KinderUniTUGraz hat sich mit zwei Workshops beteiligt: … habe ich ein tolles Auto unter der Workshopleitung von Florentine Frantz und Mathias Gleis und …mache ich etwas Einzigartiges unter der Workshopleitung von ARCHelmoma. Haage sieht den Vorteil der Workshops darin, dass hier gesamte Schulklassen gemeinsam mit ihren LehrerInnen die Workshops besuchen, sodass kein/e SchülerIn bevorzugt oder ausgeschlossen wird. Es können alle an diesem Erlebnis teilhaben, während der Besuch der Ringvorlesung, wie schon erwähnt, privat organisiert und nicht extern von einer Institution durchgeführt wird.
Das Konzept der Workshops ist österreichweit einzigartig und es gibt an der TU Graz ebenso die Möglichkeit, dass Schulklassen außerhalb der Workshopwochen, die zweimal im Jahr stattfinden, beim Büro für Gleichstellung und Frauenförderung (namentlich bei Verena Reixeis) gezielt um zusätzliche Workshops anfragen können. Derzeit gibt es Schulkooperationen mit zehn höheren Schulen, deren SchülerInnen und LehrerInnen regelmäßig an Veranstaltungen teilnehmen und auch über Veranstaltungen informiert werden.

Resümee

Das Feedback aller Beteiligten war durchwegs positiv. Die Workshops sind sehr gut angekommen, möglicherweise wäre eine Art Stationenbetrieb, bei dem die Schulklassen mehr als einen Workshop besuchen könnten, wünschenswert gewesen. Kritikpunkt einiger WorkshopleiterInnen war, dass bei manchen Workshops die TeilnehmerInnen von ihren LehrerInnen zu früh hingebracht wurden, sodass die letzten Vorbereitungen unter Beobachtung der schon kribbeligen SchülerInnen, die bereits durchstarten wollten, schnell und nicht in Ruhe und überlegt erfolgen konnten.  Der Festakt in der Aula als Schlusspunkt war sehr wichtig, könnte aber in seinem Ablauf noch etwas kind-/ altersgerechter erfolgen – das Steigenlassen der Luftballons als Abschluss des Symposiums war eines der größten Highlights des Tages. 
Fazit: Das Interaktive, das Ausprobieren von Dingen, die normalerweise nicht möglich sind, macht es für die TeilnehmerInnen spannend und weckt Interesse an Neuem und kann in weiterer Folge zur leichteren Berufs- sowie Studiumswahl beitragen. Auf jeden Fall wird die Hemmschwelle, ein Studium zu beginnen, frühzeitig abgebaut, indem die TeilnehmerInnen den Wissenschaftsbetrieb von einer sehr intimen Seite kennenlernen, bei dem offen von den DozentInnen unterschiedlichste Themen vorgestellt, diskutiert und auch im Versuch ausprobiert werden. 
Für die jüngere Generation ist es besonders wichtig, sich die Welt im eigenen Tun zu erschließen, bzw. verständlich zu machen und hier bietet die KinderUni eine Plattform des Wissensaustausches und einen Ort der Begegnung. Eine sehr gute Veranstaltung, die unbedingt wiederholt werden sollte, aber auf jeden Fall noch ausbaufähig ist.

Vorschau

In der Woche vom 23.02.-27.02.2015 findet wieder die Sommersemesterwoche statt, die Anmeldung ist über die Webseite der KinderUniGraz möglich!

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