16/11/2020

Urban Mind Shift
Prognosen für das Jahr 2050

Diplomarbeit von Alexandra Schmidl im Rahmen des Masterstudiums Architektur an der FH JOANNEUM Graz, Leitung Arch. DI Wolfgang Schmied.

Betreuung
Arch. DI Thomas Pucher

Urban Mind Shift ist ein Umdenken im städtischen Bereich – hin zu gesunden und sozialen Städten. Es werden mögliche Zukunftsprognosen für Städte im Jahr 2050 behandelt, wobei der Fokus auf einer Analyse der gegenwärtigen und daraus resultierenden zukünftigen Probleme liegt.

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Die Reihe young planning präsentiert architektonische und städtebauliche Entwürfe, die im Rahmen von Diplom- bzw. Masterarbeiten an österreichischen Technischen Universitäten und Fachhochschulen entstanden sind.
Die Arbeiten werden auf Empfehlung von ProfessorInnen und StudienlehrgangsleiterInnen ausgewählt.

16/11/2020

Visualisierung „Seepromenade“

©: Alexandra Schmidl

Visualisierung „Blick auf die Genussmeile“

©: Alexandra Schmidl

Übersichtsplan. Das Stadion-Viertel grenzt zum größten Teil an den Wiener Prater, welcher sich vor allem im Süden des Grundstückes ausbreitet. In der restlichen Umgebung, besonders nördlich und östlich befinden sich neben einer Vielzahl an Versorgungsmöglichkeiten sowie Freizeit- und Unterhaltungsoptionen, eine gute öffentliche Anbindung an die U2. Ein abwechslungsreiches Raumkonzept definiert zwischen öffentlich, semi-öffentlich und privaten Flächen. Freiräume wie die „Freundschaftsinsel“, „Stadion-Ring“, Pocket Parks und Co. definieren nachbarschaftliche Nutzungen. Der Shared-Space zieht sich dabei durch das komplette Stadtquartier.

©: Alexandra Schmidl

Leitprinzipien und Konzept. Die fünf Leitprinzipien geben ein nachhaltiges Nachbarschaftsmodell vor, an dem sich das komplette Städtebau-Konzept orientiert. Das denkmalgeschützte Ernst-Happel-Stadion ist zudem Branding-Indikator für das komplette Quartier. Des Weiteren wird anhand einer Studie, die das Modell des gut funktionierenden 7. Wiener Gemeindebezirks betrifft, eine Bebauungsdichte von 3,29 auf dem Grundstück umgesetzt.

©: Alexandra Schmidl

Städtebau-Prinzipien. Neun urbane Leitprinzipien definieren das Städtebau-Konzept des neuen Stadtviertels. Die Baukörper gliedern sich grundsätzlich in zwei Modelle: Hochhäuser und Blöcke. Die Blöcke sind an dem „Wiener Typ“ aus der Gründerzeit orientiert, während die Hochhäuser ihr Pendant bilden um die notwendige Dichte zu erreichen.

©: Alexandra Schmidl

Exhibition Plaza, Seepromenade und Co-Kreativ-Viertel. Die Fläche rund um die revitalisierten Wasserflächen (ehemalige Donauarme von 1912) dienen nicht nur als Aufenthaltsort und Promenade, sondern schaffen gemeinsam mit der umliegenden Vegetation eine natürliche Abkühlung im dichten Stadtgefüge. Der Exhibition Plaza ist eine Erweiterung des Co-Kreativ-Viertels, in dem Open-Air-Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden können.

©: Alexandra Schmidl

Wie werden wir leben?
Eine Frage, die als erstes im Kopf herum kreist, wenn man an die Stadt der Zukunft denkt. Aber was definiert eine lebenswerte Stadt im Jahr 2050 und wie müssen wir umdenken, um das zu erreichen? Wie schon in diversen Medien angekündigt, wird spätestens 2050 die Mehrheit der globalen Bevölkerung in Städten leben – ein Grund herauszufinden, wie wir den städtischen Raum noch besser als Lebensraum gestalten können. Kann eine Stadt etwa glücklich machen? Kann sie sogar gesund machen? Wie funktioniert eine gute Co-Existenz unter Nachbarn? Um Fragen wie diese zu beantworten, wird vor allem mit den Daten des „Zukunftsinstituts“ von Matthias Horx, einem deutschen Trend- und Zukunftsforscher, gearbeitet. Des Weiteren werden Ideen und Konzepte von Jan Gehl und David Sim verwendet, um beispielsweise die Zukunft des Wohnbaus zu kommentieren. Generell werden verschiedenste Stadtmodelle und -konzepte miteinander verglichen, um eine Reihe von Good-Practice-Beispielen zu den Schwerpunkten Wohnen, Arbeiten, urbane Produktion und öffentlichen Raum zu präsentieren. Grundsätzlich wird sich zukünftige Stadtplanung mit Thematiken wie Mixed-Use, Umgang mit urbanem Bestand und Einbindung digitaler Technologien auseinandersetzen müssen. Vor allem das Thema Krisenresilienz – insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Lage zu COVID-19 und allgegenwärtige Umweltbelastungen – nimmt einen neuen Stellenwert in der Stadtplanung ein. Der Megatrend, in der Stadt zu leben, bringt natürlich auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich: eine lebenswerte Stadtdichte, nachhaltige Stadtplanung und die Entwicklung zu (Digital) Smart Cities sind unerlässlich. Letzteres beschäftigt sich mit der sozialen sowie technischen Konnektivität des Stadtalltags, also hinsichtlich Mobilität, Sharing-Konzepte und digitaler (globaler) Vernetzung. Betrachtet man internationale Modelle, wie zum Beispiel die Stadt Seoul (Südkorea), die sich als sogenannte Sharing City bezeichnet, oder die Stadt Barcelona (Spanien) die als Smart City 3.0 auftritt, können bereits gut funktionierende Methoden abgelesen werden, die auch in anderen Städten funktionieren können. Eindeutiges Ziel ist es, Prognosen und Thesen für die Stadt 2050 zu erarbeiten und gleichzeitig den unweigerlichen Herausforderungen gut gerüstet begegnen zu können. Zudem dient die theoretische Ausarbeitung als Grundlage für den praktischen Entwurf eines neuen Stadtquartiers in Wien, um die Theorie in die Tat umzusetzen.

Auf Grundlage der umfassenden Recherche im Theorieteil begann der Entwurfsprozess mit der Ausarbeitung von insgesamt zehn Thesen:  
1.Stadt der fünf Sinne - Natur und Nachhaltigkeit in den Alltag integrieren
2.Reindustrialisierung - Ansiedeln von Produktionsstätten im urbanen Raum
3.Soziale Mobilität - „Nachbarschaftsgefühl maximieren“,
4.Räumliche Mobilität - Flexible Möglichkeitsräume anbieten
5.Gesundheit + Well-Being - Work-Life-Balance ermöglichen
6.Umgang mit Bestand - Kommunikation zwischen Alt und Neu
7.Dichte Hybrid-Kultur - Keine Monofunktionen mehr
8.Priorität FußgängerIn - Einführung Shared Space und multimodale Nutzungen
9.Sparsame Stadt - „Selbstversorgung in allen Bereichen unterstützen“ und
10.Alternativer Kreislauf - Mehr Mitbestimmen und mehr Verantwortung übernehmen

Als nächsten Schritt wurde ein passendes Grundstück für das neue Stadtquartier ausgewählt. Da die offenen Vorgaben des Wettbewerbs keinen genauen Standort vorsahen, wurde ein Grundstück ausgewählt, das bereits die Mehrheit der vorhin beschriebenen Thesen erfüllt. Schließlich wurde die Umgebung rund um das Ernst-Happel-Stadion als neues Stadion-Viertel bestimmt.
Weshalb dort? Unter anderem ist das größte Stadion Österreichs bereits ein sehr bekanntes Wahrzeichen, das der Umgebung Identität und Geschichte verleiht. Betrachtet man die Infrastruktur in unmittelbarer Nähe, so finden sich dort optimale Voraussetzungen durch die U2-Anbindung sowie eine Buslinie. Relevant für AutofahrerInnen ist die Meiereisstraße, welche im Zuge der Stadionallee in südlicher Richtung in den Knotenpunkt Erdberg und in nördlicher Richtung in den Handelskai verläuft. Weiteres befindet sich im Norden, maximal zehn Gehminuten entfernt, die Donau und in den restlichen Himmelsrichtungen verteilt sich der Wiener Prater als natürliche Infrastruktur. Zahlreiche Freizeitaktivitäten, wie Sportplätze, das Stadioncenter, das Stadionbad, eine Trabrennbahn sowie Indoor-Sporthallen versorgen BewohnerInnen bereits mit einer Vielzahl an Möglichkeiten der Freizeitgestaltungen. Die WU Wien sowie diverse andere Bildungseinrichtungen im nahen Umkreis, schließen die Versorgungskette mit einer bereits vorhandenen bildungstechnischen Infrastruktur. Die auf dem Grundstück vorhandenen elf Sportplätze bleiben, so wird die übrige Fläche exklusive Stadionbad, verdichtet. Damit eine lebenswerte Stadtdichte erreicht werden kann, wird als Konzeptansatz Bezug auf einen der dichtesten und beliebtesten Bezirke Wiens genommen: der 7. Wiener Gemeindebezirk Neubau. Der dort bestehende Nutzungsmix, sowie das Konzept der Gründerzeithäuser mit ihren flexiblen Grundrissen, sowie der geringen Geschoßhöhe wird ebenfalls im neuen Stadion-Viertel übernommen. Die vorherrschende Höhenentwicklung der Umgebung haben zudem einen wesentlichen Einfluss auf die neue Stadtsilhouette: die höchsten Gebäude in unmittelbarer Nähe sind die beiden Hochhäuser des Viertel Zwei (noch in Konstruktion) mit einer Höhe von 90 und 120 Metern, nordwestlich des Stadions. Die Donau im Nord-Osten flacht die Umgebung etwas ab, was durch die Kleingartensiedlung im Osten verstärkt wird. Die Nachbarbebauungen rund um das Stadion weisen eine durchschnittliche Höhe von etwa 20 Metern auf, mit einigen wenigen Ausnahmen, die höher sind. Dadurch, dass der Wiener Prater im Süden und Süd-Westen an das Grundstück anschließt, entwickelt sich dort keine städtische Bebauung. Eines der einleitend genannten 10 Ziele für die Stadt 2050 ist, eine Dichte Hybridkultur zu schaffen. Denn Städte müssen mit dem globalen Bevölkerungszuwachs umgehen können und flexible Räume schaffen, in denen sich Menschen gerne aufhalten. Um die kalkulierte Dichte und die erforderlichen Quadratmeter an BGF zu erreichen, die eine vordefinierte Fläche im 7. Gemeindebezirk vorgibt, müssen zudem Hochhäuser angesiedelt werden.
Das Stadion Viertel hat eine Gesamtfläche von 417.314m2, inklusive Stadionbad und elf Sportplätzen. Die notwendige Dichte von 3,29 wird auf einer Fläche von 321.740m2 (exklusive Stadionbad Areal) erreicht - das macht eine Bruttogeschoßfläche von 1.058.000m2. Die BGF wird auf insgesamt 124 Gebäude verteilt, die eine neue Skyline in Wien entstehen lassen. Insgesamt sind zwei Hochhäuser mit jeweils 120 Metern sowie Gebäuden mit 90 oder 60 Metern angesiedelt. Sie bilden die Hochpunkte dieser neuen Stadtkulisse. Die restliche Bebauung übernimmt die Gründerzeit-Normen von fünf bis sieben Geschoßen. Eine ausgewogene Höhen-Verteilung verteilt sich auf dem gesamten Viertel wobei Rücksicht auf Sichtbrücken, Mindestabstände und Eckausbildungen genommen wird. Da das Stadion in Teilen denkmalgeschützt ist, wird als Verdichtungs-Konzept eine Mantelnutzung fungieren. Eben in dieser Mantelnutzung, sowie rund um die bestehenden Sportplätze und das Stadionbad, sind Hochhäuser etabliert, da dort eine Beschattung und Blickbeziehung nicht störend wirkt. Durch eine Städtebaustudie mit zehn Grundstücksvarianten, die auf einer Städteanalyse mit internationalen Beispielen basiert, mit diversen Bebauungsschwerpunkten, Größenordnungen und Stadttypen. Schlussendlich wird im Zuge dieser Studie und unter Berücksichtigung der zu erreichenden Dichte, ein neues Städtebaukonzept für das Grundstück erstellt. In dieses endgültige Städtebaukonzept fließen dabei die Vorteile der einzelnen Varianten ein. Es entstehen durch Achsen- und Rasterbildung auf natürliche Weise polygonale Formen, welche sich durch das ganze Quartier ziehen. Ein unregelmäßiger Rhythmus an Hochpunkten lässt eine neue Silhouette entstehen, die Sichtbeziehungen und natürliche Durchlüftung sicherstellt. Das Konzept der Sockelbildung, ist die Aktivierung des Erdgeschoßes.
Mit großen Raumhöhen und der Orientierung zu semi-/öffentlichen Plätzen ist es Teil des Stadtgeschehens und ermöglicht eine transparente Beziehung zwischen Innen und Außen. Urbane Impulse wie Quartiersplätze resultieren aus dem Negativplatz der Clusterung einzelner Baukörper. Durch insgesamt fünf Leitprinzipien soll das neue Stadtquartier sich an den vorherigen Thesen orientieren. Das erste Prinzip ist ein komplett autofreies Quartier. Durch ein Shared-Space wird minimaler Verkehr und Multimodalität gefördert. FußgängerInnen erobern die Stadt zurück und beleben das Viertel.
Für StadionbesucherInnen wird eine Tiefgarage zur Verfügung stehen und eine gleichmäßige Verteilung der Besucherströme durch ein abwechslungsreiches Wegenetz sichergestellt. Das zweite Prinzip ist die Schaffung eines grünen Viertels. Grüne Plätze, Wege, Dächer und Fassaden in Kombination mit dem umliegenden Wiener Prater sorgen für eine Rückeroberung der Natur. Urban Gardening und die zwei Wasser-Elemente ermöglichen nicht nur einen neuen Lebensraum für Menschen und Tiere, sondern gleichzeitig auch eine Selbstversorgung mit Obst und Gemüse.
Drittes Leitprinzip ist die Entwicklung einer vielfältigen Stadtkulisse. Durch eine Diversität an Bebauungsstrukturen entsteht eine neue Skyline in Wien. Die hohe Dichte der neuen Gebäude-Cluster in Verbindung mit dem Stadion und seiner neuen Ummantelung, sorgen für eine abwechslungsreiche Nachbarschaft mit Plätzen und Treffpunkten.
Das vierte Prinzip folgt der Prämisse eine belebte Nachbarschaft zu erzeugen. Durch flexible Raumgestaltung ist ein ganzjähriger Betrieb garantiert. Mixed-Use-Konzepte die Arbeiten, Wohnen und urbane Produktion ermöglichen, verteilen sich gleichmäßig im ganzen Quartier. Das sorgt für eine Funktionsmischung und soziale Diversität. Die letzte Maßnahme läuft unter dem Prinzip gesund und nachhaltig.
Das Stadtquartier fördert BewohnerInnen, die nachhaltig leben wollen. Durch Monitoring und einer App können aktuelle Verbrauchswerte und Leistungen verfolgt und verglichen werden. Ziel ist eine autarke Gemeinschaft, die sich selbst mit Energie und Nahrung versorgen kann. Durch eine Vielzahl an öffentlichen Begegnungspunkten mit unterschiedlicher Identität, wie etwa das Co-Kreativ-Viertel, die Seepromenade oder der Grüne Ring - in Kombination mit Quartierswegen und -straßen, bildet sich ein komplementäres Gefüge an öffentlichem Lebensraum. Durch eine Hofbildung entstehen semi-öffentliche und private Zonen, die sowohl grüner Rückzugsort also auch Treffpunkt sind. Der Straßenraum, wie auch die einzelnen Blöcke, sind intensiv begrünt und autofrei, um eine möglichst natürliche Atmosphäre zu schaffen, die es FußgängerInnen ermöglichen soll, sich frei und ungestört auf dem Areal zu bewegen. Besonders das Aufleben der fünf Sinne (sehen, riechen, tasten, hören und schmecken) im städtischen Raum durch Materialität, Fauna und Flora wird in Verbindung mit einer abwechslungsreichen Formgebung erfüllt. Das Stadion ist dabei wichtiger Knotenpunkt für das ganze Viertel und übernimmt neben Kultur- und Gastronomiefunktionen, auch die Rolle des Administrators.
Erschließungswege und Plätze orientieren sich in Richtung Stadion und verteilen Besucherströme und Menschenmengen an Veranstaltungstagen. Grünbereiche wie Pocket Parks und Wasserflächen, sowie die vielfältig charakterisierten Aufenthaltsbereiche, sorgen für einen in Szene gesetzten Kontrast zwischen Stadt- und Grünraum.
Das Stadion Viertel soll 365 Tage im Jahr belebt sein - damit das möglich ist, wird sich eine hohe Diversität an Funktion durch das ganze Areal ziehen. Die Schwerpunkte Wohnen, Arbeiten, urbane Produktion sowie Entertainment erzeugen Flächen und Mixed-Use-Einrichtungen, die allen BenutzerInnengruppen gleichermaßen zugänglich sind. Ziel ist zudem eine nachhaltige Gebäudenutzung, die einen flexiblen Funktionstausch ermöglicht. Da das Areal 365 Tage belebt sein soll, teilt sich die Nutzergruppe des Stadtquartiers grundsätzlich in zwei große Einheiten: Bewohner*innen und StadionbesucherInnen. Der Bereich rund um das Stadion sowie das Stadion mit Mantelnutzung selbst, wird der BesucherInnenmagnet: Funktionen wie Entertainment, Gastronomie, Sporteinrichtungen und Hotels versorgen die temporären Besucherströme. NutzerInnen die im Viertel leben oder arbeiten verteilen sich gleichmäßig auf dem restlichen Gelände. Öffentliche Räume und Einrichtungen ermöglichen eine gute Durchmischung beider Hauptgruppen und den Untergruppen. Zu den Untergruppen zählen zum Beispiel die jungen Kreativen, Familien, PensionistInnen, StudentInnen, Start-Up-GründerInnen uvm.
Der hohe Andrang bei Nationalspielen, Konzerten und sonstigen Veranstaltungen, macht den konzeptionierten (oder durchdachten/organisierten) Umgang mit Besucherströmen unerlässlich. Durch einen „räumlichen Trichter“ werden BesucherInnen von der U-Bahnstation Richtung Stadion geleitet. Ziel ist die gleichmäßige Verteilung auf Nachbargebäude und -plätze. Durch eine abgewinkelte Straßenführung, die sich aus den öffentlichen Begegnungszonen und Treffpunkten ergibt, werden BesucherInnen zu mehreren Eingängen des Stadions geleitet. Eine Tiefgarage, in unmittelbarer Nähe zu Sektor B, steht AutofahrerInnen zur Verfügung. Reisebusse haben mehrere Haltemöglichkeiten/ Parkmöglichkeiten, die über das Gelände verteilt sind. In vielen Städten ist das Erdgeschoß eine Problemzone: Leerstand und ein lebloser Straßenraum sind die Folge. Durch Maßnahmen wie einer Doppelarkade im Stadion-Bereich wird dem entgegengewirkt. Durch die zusätzliche Breite des urbanen Raumes wird die Grenze zwischen Außen und Innen entschärft. Die Kombination aus Wohnen, Arbeiten, urbaner Produktion und Entertainment ermöglich vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die unterscheidliche Menschengruppen anlockt. Die neutralen Gebäude unterstützen die Funktionsvielfalt.
Durch ein gänzlich autofreies Mobilitätskonzept werden weder BesucherInnen noch BewohnerInnen durch Lärm oder Verkehr gestört. Durch Aufweitungen, Verengungen und Abzweigungen wird ein abwechslungsreiches Straßennetz geschaffen. Ziel ist ein attraktiver Stadtraum für FußgängerInnen und RadfahrerInnen. Die Quartiersstraßen erlauben eine höhere Farhgeschwindigkeit für RadfahrerInnen und E-Roller, als auf der üblichen Fläche des Shared Space. Die Quartierswege halten sich an das Schritttempo und führen als Nebenachsen von größeren Treffpunkten in die Innenhöfe und Pocket Parks. Ist die umlaufende Ring-Allee um das Stadion, die als natürliche Abkühlung durch Beschattung fungiert sowie Event- und Gastrobetriebe beherbergt. Angelehnt an den Wiener Ring bietet er zudem Platz für Versammlungen und ist Haupterschließungsweg. Insgesamt teilt sich die Stadtbegrünung in drei Ebenen: den grünen Bestand, das neue Grün sowie Fassaden und Dachgärten. Grüne Bestand: durch das Grün der Sportplätze und das bestehende Stadionbad mit seinen Wasserflächen, sowie der natürlichen Begrünung durch Bäume und Büsche, kann das Viertel sowohl von der Nord- als auch von der Süd-Seite aus durch Vegetation gekühlt werden.
Des Weiteren kann der umliegende Wiener Prater für Abkühlung sorgen. Neues Grün: Durch neue Wasserflächen, den revitalisierten historischen Donauarmen, werden Luftdurchzüge abgekühlt und durch das Viertel transportiert. Pocket Parks und begrünte Innenhöfe sorgen für ein angenehmes Mikroklima. Begrünte Fassaden und Dächer sorgen dafür, dass die Hitze nicht auf öffentliche Plätze reflektiert werden, sowie Gebäude überhitzen. Die Dächer aller Gebäude, mit Ausnahme der 120 und 90 Meter Türme, werden begrünt. Das Stadion ist das Herzstück des Quartiers - es übernimmt nicht nur das eigene Managament, sondern ist auch als Quartiersbüro für die Organisation des gesamten Areals verantwortlich.
Hauptaufgabe ist dabei, 365 Tage im Jahr genutzt zu werden. Damit das funktioniert, wird ein/ eine Kurator*in, der/die zu gleich ImmobilienentwicklerIn ist, erste Ansprechperson für alle Benutzergruppen sein. So wird die Nutzungsvielfalt gewährleistet, der Veranstaltungskalender bleibt überschaubar und partizipative Meetings mit allen Beteiligten werden organisiert. Durch ein Monitoring mit der Quartiers-App, können BewohnerInnen ihre aktuellen Energieverbrauchswerte vergleichen und gegebenenfalls ein verbessertes Energiedatenmanagement aufbauen. Durch ein Punktesystem ist ein Vergleich und wechselseitige Motivation mit Nachbarn möglich. Die App regelt zudem auch Sharing-Dienste wie Fahrgemeinschaften, Raumvergabe, Vermietung gemeinsam genutzter Gegenstände, wie etwa Werkzeugkasten, Gartentools und Co. und fungiert als Eventkalender sowie ganz allgemein als Plattform zum Austausch von Informationen.
So werden wir leben! Der Entwurf soll als Interpretation und Antwort auf die zuerst gestellte Frage Wie werden wir leben? gesehen werden.

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