30/04/2014

Thalia Neu von Sam / Ott-Reinisch / Bette, Wien

Wettbewerb:
Sam / Ott-Reinisch in Kooperation mit Urs Bette, 2009

Bauherr:
Thalia Errichtungs- und Vermietungs-GmbH

Entwurfs- und Einreichplanung:
Sam / Ott-Reinisch / Bette, Wien

Ausführungsplanung:
DI Guido Stohecker ZT-GmbH, Graz

Projektleitung:
Acoton Pojektmanagement & Bauträger GmbH, Graz

Fertigstellung: Sept. 2013

In der GAT-Reihe bauwerk.aktuell werden Architekturproduktionen innerhalb und außerhalb Österreichs präsentiert, die kürzlich fertiggestellt wurden. Bei der Kuratierung werden Projekte von AkteurInnen bzw. ProtagonistInnen mit Bezug zur Steiermark bevorzugt.

30/04/2014

Thalia Neu, Herbst 2013, Dachdraufsicht Nord mit dem Lichtschwert, Skulptur von Hartmut Skerbisch, 1994

Architektur: Sam / Ott-Reinisch / Bette©: Hertha Hurnaus

Thalia Neu, Herbst 2013, Fluchtstiege Ostseite

©: Hertha Hurnaus

Thalia Neu, Herbst 2013, Ansicht Girardigasse gegen Norden

©: Hertha Hurnaus

Thalia Neu, Herbst 2013, Dachterrasse Nord mit Blick auf das Lichtschwert von Hartmut Skerbisch und die Grazer Oper

©: Hertha Hurnaus

Thalia Neu, Herbst 2013, Ansicht Girardigasse gegen Norden

©: Hertha Hurnaus

Thalia Neu, Herbst 2013, Ansicht Opernring gegen Süden

©: Hertha Hurnaus

Thalia Neu, Herbst 2013, Tanzstudio mit Stadtblick

©: Hertha Hurnaus

Thalia Neu, Herbst 2013, Fitnessstudio

©: Hertha Hurnaus

Thalia Neu, Herbst 2013, Empfang

©: Hertha Hurnaus

Thalia Neu ist das Ergebnis eines baukünstlerischen Realisierungs-wettbewerbs, mit dem Ziel den, nach nur teilweiser Umsetzung des Projekts Bühnenturm und Hotel (Arch. H. Hierzegger, 2001), inhomogen verbliebenen Gebäudekomplex Girardigasse, neu zu ordnen. Als Mittel zur Neustrukturierung stehen 4.000m2 Nutzfläche für ein Fitnesscenter und Büroräume zur Verfügung.

Der Entwurf basiert auf der Prämisse, alle bestehenden Dächer und Fassaden entlang der Girardigasse, mit Ausnahme der denkmalgeschützten Gebäudeteile, als Baugrund zu betrachten. Die Baumasse verteilt sich zu gleichen Teilen östlich und westlich des Bühnenturms und schmiegt sich in alle verfügbaren Nischen des Bestandes an, wodurch die Gesamtkubatur gering gehalten und wichtige Blickbeziehungen, wie z.B, vom Opernring zur Heilandskirche, erhalten werden konnten. Dabei präsentiert sich der Baukörper nicht als gesichtsloser Lückenfüller, sondern als ein individueller Charakter, der sich aus dem Dialog mit dem Bestand entwickelt hat. Die durchgehend einheitliche Außenhaut, die nicht zwischen Fassade, Dach und Untersicht differenziert, betont die Körperhaftigkeit des neuen Bauvolumens. Dieser grenzt sich vom darunterliegenden Bestand ab, stellt aber farblich eine Verbindung zu umgebenden Dachlandschaften, der Oper und der Heilandskirche, her.

Die heterogene Agglomeration der existierenden Gebäudeteile wird durch das neue Volumen gefasst und der solitäre Bühnenturm in eine nachvollziehbare stadträumliche Höhenentwicklung eingebunden. Durch die Spangenwirkung vor dem Bühnenturm wird ein Equilibrium hergestellt und eine – die Umstände des Bestandes berücksichtigend – proportional ausgewogene Gesamterscheinung erzielt. Durch die Neigung der Fassade bleibt der Straßenraum der Girardigasse in seiner vertikalen Offenheit erhalten. Im Bereich der historischen Fassade (vis-a-vis der Oper) kann durch das Zurücksetzen des aufgesetzten Volumens erreicht werden, dass die denkmalgeschützte Fassade in ihrer Wirkung ungestört bleibt. Der denkmalgeschützte, aus den 1950iger Jahren stammende Veranstaltungsraum, wird durch das Zurückziehen des Gebäudevolumens in seiner bestehenden Wirkung belassen.

Die skulpturale Großform wird im Innenraum dort räumlich fortgesetzt, wo eine geschoßübergreifende Raumkonfiguration dieses ermöglicht. Durch das Umgreifen des Bühnenturms, sowie V-förmige Einschnitte in den beiden Hauptvolumen, werden Blicke unterschiedlicher Ausrichtung in die umliegende Dachlandschaft gewährt. Der hochwertigen städtebaulichen Lage wird dadurch Rechnung getragen.

Der Baukörper wird als Stahlgrundgerüst errichtet, das auf die bestehenden Auflagerpunkte aufgesetzt wird. Dach- und Fassadenkonstruktion bilden eine durchgehende einheitliche Gebäudehülle, die aus aus einer Warmdachkonstruktion mit Foliendach auf Trapezblechdecken mit außenliegender Zierschale und Pfostenriegelverglasung besteht. Sämtliche raumbildende Aufbauten sind als Stahlleichtbau mit geschoßhohen Fachwerksträgern konzipiert. Die Lastabtragung erfolgt dabei im Bereich vorhandener Wandscheiben, welche örtlich verstärkt oder substituiert werden. Die vorhandenen Konstruktionsebenen unter Basisgeschoß OG4 werden zur Einleitung der Untergurt-Druckkräfte sowie der allgemeinen Horizontallasten der auskragenden Fachwerksebenen verwendet. Neu zu errichtende Deckenebenen werden aus Betonhohldielen ausgeführt. Sie steifen die Hauptdruckdiagonalen der Fachwerksebenen seitlich aus, und werden lastabtragend punktuell in die Fachwerksebenen eingebunden.

Auf dem Bestand werden westseitig 3 Voll- und ein Teilgeschoß, im Ostteil 2 Voll- und 4 Teilgeschoße errichtet. Das Fitnessstudio benützt beide Flügel und wird durch einen Ost-West verlaufenden Verbindungsgang zusammengeschlossen. Dieser Verbindungsgang wird an der Girardigasse in der Höhe des OG4 und OG5 geführt.

Die Haustechnikräume werden teilweise in bestehenden Gebäudebereichen untergebracht, teilweise werden Technikräume aber auch neu errichtet. Die Zentrale für die Aufbereitung der Badewassertechnik befindet sich jedenfalls direkt unter dem Swimmingpool im OG2.

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+