11/08/2017

Umfassende Sanierung
Münzgrabenstraße 7
8010 Graz

Durch Revitalisierung und Erweiterung wurde ein barockes Gebäudeensemble, dessen Substanz und historische Struktur erhalten werden konnte, zu einem zeitgemäßen Geschäfts- Ordinations- und Wohnhaus.

Architektur
n17.architektur graz
2014–2015

Bauherr
Münzgrabenstraße 7
Errichtungs-GmbH

In der GAT-Reihe bauwerk.aktuell werden Architekturproduktionen innerhalb und außerhalb Österreichs präsentiert, die kürzlich fertiggestellt wurden. Bei der Kuratierung werden Projekte von AkteurInnen bzw. ProtagonistInnen mit Bezug zur Steiermark bevorzugt.

Vorschläge an redaktion@gat.st

11/08/2017

Wohnung mit Dachgarten

©: n17.architektur

Münzgrabenstraße 7, Graz

©: n17.architektur

Treppenhaus

©: n17.architektur

Hof

©: n17.architektur

Dachgeschoß mit Dachgärten

©: n17.architektur

Obergeschoß

©: n17.architektur

Erdgeschoß

©: n17.architektur

Schnitt, Hofansicht Süd

©: n17.architektur

Schnitt, Hofansicht West

©: n17.architektur

Das Gebäudeensemble geht auf ein solitäres Bürgerhaus in barockem Stil nach Plänen von Josef Hueber aus dem Jahr 1773 zurück, das heute nur noch zum Teil erhalten ist.
1864 wurde die Hofbebauung für die Nutzung als Seifensiederei allseitig geschlossen.
Der straßenseitige, barocke Gebäudeteil, sowie der im 19. Jahrhundert glasüberdachte und als Werkstatt genutzte Innenhof wurde durch einen Bombentreffer im zweiten Weltkrieg zur Hälfte zerstört.
In die damalige Hofeinfahrt mit gut erhaltenem, barockem Steinportal wurde 1952 ein Antiquariat eingebaut und eine neue Hofeinfahrt ins flankierende Nachbargebäude verlegt.

Sanierung

Der denkmalgeschützte, straßenseitige Gebäudeteil wurde 2014 von n17.architektur umfassend saniert. Die Stuckdecken in den Räumen und im Barockstiegenhaus wurden restauriert, das Relikt des historischen Geschäftsportals aus Holz auf seine ursprüngliche Felderteilung rückgeführt und die gesamte Straßenfassade bereinigt.
Alte Kamine konnten für die Vertikalversorgung herangezogen werden.
Erforderliche Um- bzw. Neubaumaßnahmen sind behutsam integriert und dem barocken Raumplan entsprechend als eigenständige Einbauten mit glasigen Anschlüssen an Mauern und Gewölbe untergeordnet.
In den Gewölberäumen im Erdgeschoß befinden sich nun Geschäfts- und Praxisräume, im Obergeschoß die Ordinationen der Ärzte.
Das historische Dachgestühl ist freigelegt, die Sparrenlage aus dem 20. Jahrhundert wurde hofseitig um ca. 2,20 m aufgeklappt, sodass die beiden neu ausgebauten Dachwohnungen mit herrlicher Aussicht auf das Herz Jesu Viertel eine schmale, in die Dachkubatur eingeschnittene Balkonvorzone als Freifläche erhielten. Die bündig eingebauten Dachflächenfenster wurden straßenseitig mit aufklappbaren Lamellenrosten in Farbe der Dachdeckung in die Fläche integriert.

Erweiterung

Die Kubaturlücken der L-förmigen Hofbebauung wurden 2015 im Obergeschoß aufgefüllt und die rezenten Anbauten bereinigt um das Ensemble auf ein einheitliches, zweigeschoßiges Erscheinungsbild mit umlaufendem Laubengang zu ergänzen.
Die hier eingebauten, vom Land Steiermark geförderten Wohnungen, gruppieren sich um den Hof und sind durch einen neuen Lift behindertengerecht erschließbar. Die pawlatschenartigen Umgänge haben die Funktion einer Freifläche und Kommunikationszone zugleich.
Das Motiv der ehemals vorhandenen Dachoberlichten wurde aufgenommen und in die Idee integriert, jeder Wohnung einen eigenen, verglasten Aufgang auf den jeweils darüberliegenden Dachgarten mit Terrasse zuzuordnen, sodass eine Querlüftung und zusätzliche Belichtung der einseitig orientierten Mietwohneinheiten gewährleistet ist.

Die Verdichtung von Kubaturen durch Baumassenauffüllung und Bestandssanierung der urbanen Kernzonen unterstützt sowohl kommunikatives Wohnen und Arbeiten in zentraler Lage als auch die Wiederbelebung der Grazer Innenstadt.
(Text: n17.architektur, Ulrike Rigler)

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