18/01/2019

Prinzessin Veranda

Sechsgeschoßiges Wohn- und Geschäftshaus, Wiener Straße und Grüne Gasse, Graz-Lend

Architektur
PENTAPLAN, Graz

Bauherr
Prolend Projektentwicklung, Graz

Fertigstellung: 7/2017

ZV Bauherrenpreis 2018
Preisträger

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In der GAT-Reihe bauwerk.aktuell werden Architekturproduktionen innerhalb und außerhalb Österreichs präsentiert, die kürzlich fertiggestellt wurden. Bei der Kuratierung werden Projekte von AkteurInnen bzw. ProtagonistInnen mit Bezug zur Steiermark bevorzugt.

Vorschläge an redaktion@gat.st

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18/01/2019

Prinzessin Veranda, städtebaulicher Kontext.

©: Christian Repnik

Ansicht von der Wiener Straße

©: paul ott photografiert

Ansicht von der Wiener Straße

©: Franz Leber

Westfassade zur Wiener Straße

©: paul ott photografiert

Detail Sichtbetonfassade

©: paul ott photografiert

Atrium

©: paul ott photografiert

Skylight Atrium

©: paul ott photografiert

Detail Stiegenhaus

©: paul ott photografiert

Wohnung

©: paul ott photografiert

Veranda

©: paul ott photografiert

Regelgeschoß

©: PENTAPLAN

Schnitt

©: PENTAPLAN

Heterogenität bestimmt das Umfeld der Prinzessin Veranda im Grazer Stadtbezirk Lend, die im Erdgeschoß vorherrschende, gewerbliche Nutzung durchmischt sich zunehmend mit Wohnraum.

Die unregelmäßige Grundrissfigur des Gebäudes ergibt sich durch die konische Form des Baugrundstücks zwischen den Straßenzügen der Wiener Straße und der Grüne Gasse, sowie durch zwei unter Denkmalschutz stehende Bestandsbauten im Norden und Süden des Areals. Als Fortsetzung des Baumbestands des nahe gelegenen Lendplatzes wirken in beiden Straßen Baumalleen als Puffer zum Baukörper.

Durch die Ausformulierung des Objektes als Solitär konnte ein urbaner, das Gebäude umspülender Außenraum generiert werden. So sind in der Erdgeschoßzone öffentliche Gewerbe- und Gastronomieflächen vorgesehen und in den oberen Geschoßen Wohnungen, wobei auch hier durch großzügig dimensionierte Raumhöhen eine flexible Nutzung möglich bleibt.

Es wurden unterschiedliche Wohnungsgrößen und Typologien von der Garçonnière bis hin zur Vierzimmerwohnung errichtet, durch die außergewöhnliche Gebäudegeometrie ergeben sich zahlreiche, differenzierte Wohnungsgrundrisse.

Zwei Erschließungskerne, zugänglich von der Grüne Gasse, führen zu den Wohnungen, während die Nutzeinheiten im Erdgeschoß über einen Arkadengang direkt vom öffentlichen Stadtraum aus erschlossen werden.

Die Verwendung von rohem Ortbeton als Fassadenmaterial und die sich dadurch ergebende Möglichkeit zum Verzicht auf aufwendige Fassadendetails erlauben die Ausformulierung eines klar gezeichneten, skulpturalen Stadthauses. Eine natürlich wirkende Farbgebung der Fassade wird dabei durch die Verwendung von Weißzement erreicht.

Großzügig dimensionierte Loggien in Form einer umlaufenden Verandazone bieten den unterschiedlich großen Wohneinheiten einen privaten Außenraum und prägen gleichzeitig die architektonische Gestalt des Gebäudes. Durch ein Atrium mit umlaufendem Laubengang wird die Tiefe des Solitärs gebrochen. Der stille Innenhof stellt einen Kontrapunkt zum geschäftigen, urbanen Außenraum dar.

Jurybeurteilung Bauherrenpreis 2018

"In den peripheren Neubauquartieren rasch wachsender Städte bleibt urbane Vielfalt oft ein Phantom. Demgegenüber haben gegebene Strukturen – seien es auch schlecht beleumundete Problemzonen – bessere Chancen, die Qualitäten eines lebendigen Stadtteils anzunehmen. Die Transformation des Lendviertels in Graz vom schwierigen Stadtteil zur begehrten Adresse hat in kleinen Schritten begonnen und ist längst nicht abgeschlossen. Das Projekt mit dem klingenden Namen Prinzessin Veranda beweist in heterogen bebauter Umgebung, dass nicht nur gute Grundrisse, konsequente Materialisierung und hochwertige Ausstattungsdetails den Stellenwert eines Stadtbausteins bestimmen, sondern vor allem seine städtebauliche Strahlkraft im Kontext der Entfaltungsmöglichkeiten eines Quartiers.

In der seit 20 Jahren bewährten Personalunion aus Projektentwicklung und Architekturbüro wurde auf den Grundstücken eines ehemaligen Tischlereibetriebs unweit des Lendplatzes ein sechs-geschoßiges Wohn- und Geschäftshaus errichtet, das in seiner strukturellen Robustheit in der Lage ist, die Funktion eines urbanen Katalysators zu übernehmen. Zwei miterworbene denkmalgeschützte Bestandsbauten begrenzen im Norden und Süden den polygonalen Bauplatz an der Schnittstelle von Gewerbe- und Wohngebiet.
Die spezielle Konstellation Bauträger/Architekturbüro ermöglichte die reibungslose Abwicklung sämtlicher Planungsschritte von der Umwidmung der Gewerbegrundstücke zum Kernbaugebiet, über die Mitwirkung bei der Erstellung des Bebauungsplans (der u.a. die Konturen eines öffentlichen Platzes festschrieb, der auch für künftige Ansiedlungen verbindlich ist), bis hin zur Fertigstellung und Verwertung des gemischt genutzten Objekts.

Ein Merkmal des Gebäudes, das in der Umrundung des Blocks gleich auffällt, ist das ausgewogene Verhältnis von Offenheit und Zurückhaltung sowie das Selbstverständnis, mit dem die Kubatur auf dem Areal Fuß gefasst hat. Eine selbsttragende skulpturale Fassadenschicht aus Sichtbeton – durch die Verwendung von Weißzement veredelt – umfängt den Baukörper auf allen Seiten. Sie definiert im für Büronutzung vorgesehenen Erdgeschoß einen offenen Arkadengang und rahmt in den Obergeschoßen die Loggien und Veranden der Wohnungen, die mit einer Raumhöhe von 2,8 m und der Großzügigkeit der Freiräume weit über dem Standard liegen. In der Tiefe des Baublocks erhellt ein elliptisches Atrium mit umlaufenden Laubengängen die Erschließung. Diese durchlichtete Mitte des Gebäudes, in die beide Stiegenhäuser münden, bildet in zerfranster Quartiers-Umgebung einen starken Ruhepol – selten hat man die Nutzung einer Parzellentiefe so elegant gelöst gesehen."
(siehe auch Artikel unten)

Anonymous

Bis auf die leider hässliche Sichtbetonfassade ein ausgesprochen gelungener Neubau in einem von starker Bautätigkeit geprägten Umfeld wo aktuell eine Urbanisierung in 2. Lesung stattfindet.
Es ist auch sehr positiv das diese zwei denkmalgeschützten kleinen Häuschen der Nachwelt erhalten bleiben nachdem verständlicherweise in dieser zentralen Lage die restliche Vorstadtbebauung höheren Neubauten platz macht bzw platz gemacht hat.

Sa. 19/01/2019 5:04 Permalink

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