Seitengewaltig liegt sie auf dem Tisch, strahlt mit weißen Lettern auf frischem Gras, welches kraftvoll zwischen rostigen Gitterstäben emporsprießt: Nextland, die erste Publikation zu zeitgenössischer Landschaftsarchitektur in Österreich.
Nachdem im Frühjahr 2014 eine Ausstellung im HDA Graz erste Einblicke in die hierzulande noch relativ wenig beleuchtete Landschaftsarchitektur(szene) gewährte (Landschaftsarchitektur in Österreich?!, Rezension zur Ausstellung Landschaft ist überall, Stevens, auf GAT, 22.05.2014), ist im Mai diesen Jahres nun eine umfassende Buch-Publikation zu diesem Thema erschienen. Der im Birkhäuser Verlag erschienene Band gibt auf 560 Seiten einen ausführlichen Überblick über die Disziplin in Österreich und ist das Ergebnis mehrjähriger Beobachtung landschaftsarchitektonischer Aktivitäten und Sammlungstätigkeit.
An 187 Projekten werden beispielhaft die Entwicklung und Ausprägung zeitgenössischer Landschaftsarchitektur in Österreich in einem Zeitraum von 1997 bis 2014 dokumentiert. Darüberhinaus wird anhand von 5 Essays verschiedener ExpertInnen aus dem österreichischen und europäischen Fachkreis der aktuelle Stand der Disziplin im fachlichen, historischen und internationalen Kontext gezeichnet. Gerahmt wird der Band von einer Fotoserie, die räumliche Kontexte und Stimmungen thematisiert.
Entstanden ist ein „Statusbericht“, wie es die HerausgeberInnen Lilli Lička, Professorin und Leiterin des Institutes für Landschafsarchitektur (ILA) der BOKU Wien sowie Karl Grimm, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur (ÖGLA) bescheiden im Vorwort nennen, aber auch ein Stück Zeitgeschichte österreichischer Freiraumgestaltung, in dem Essays und Projektsammlung ein ambitioniertes Porträt mit Mehrfachfunktion als enzyklopädischer Führer, repräsentativer Maßstab, Statement und Ausblick bilden.
Wer sich ein Bild über zeitgenössische Projekte der Landschaftsarchitektur in Österreich machen möchte, bekommt hier einen informativen Führer in die Hand, der zum Stöbern und Anschauen von Landschaftsaarchitektur auch vor Ort einlädt und einen Gradmesser, eine Art benchmark für die in den letzten Jahren gewachsene Qualität. Genau hier setzt die Publikation auch ihr Statement und fordert nicht nur die Auseinandersetzung, sondern auch die stärkere Integration als Mehrwert für unsere gebaute Umwelt.
Mit Blick auf die Potenziale der Disziplin werden darüberhinaus auch Ausblicke auf die Rolle der Landschaftsarchitektur gewährt, die weit mehr beinhalten, als die Behübschung von Freiflächen, sondern zentrale Aufgaben in der Planung eben unserer urbanen Landschaft umreißen. Entstanden ist eine Werk, welches den Spagat zu meistern versucht: zwischen Dokumentation und Repräsentation, Quantität und Qualität, Entwicklungsstand und Potenzial, Projektführer und thematischer Auseinandersetzung, zwischen Stöbern und Eintauchen in Landschaftsarchitektur in Österreich.