04/07/2010
04/07/2010

Nationalratsabgeordneter Gerhard Kurzmann / FPÖ und Nationalratsabgeordneter Gerald Grosz / BZÖ

Anlässlich der steirischen Landtagswahl im Herbst findet am 13. Juli im Haus der Architektur eine Podiumsdiskussion mit den SpitzenkandidatInnen der wahlwerbenden Parteien zum Thema Architekturpolitik und Baukultur statt.

Auf GAT werden im Vorfeld die Antworten der einzelnen KandidatInnen auf drei themenspezifische Fragen veröffentlicht.
Nationalratsabgeordneter Gerhard Kurzmann / FPÖ unterstreicht die Bedeutung von Architektur als Ausdruck der Kultur eines Volkes und nennt angemessene Wohnformen für ältere Menschen als wichtiges Anliegen. Nationalratsabgeordneter Gerald Grosz / BZÖ gibt ein allgemeines Statement ab, das u.a. als Ziel die Förderung von qualitätvoller Architektur und Baukultur nennt und die Bedeutung von Interessensvertretungen und Ausbildungsstätten in diesem Zusammenhang hervorhebt.

Welchen persönlichen Zugang oder Bezug haben Sie zum Themenkreis Baukultur und Architektur?
Nationalratsabgeordneter Gerhard Kurzmann, FPÖ (GK): Die Architektur ist für mich neben der Sprache und der Schrift der wichtigste sichtbare Ausdruck der Kultur eines Volkes. Als Geschichtswissenschaftler beeindrucken mich die Bauten der Gotik ebenso wie die Pyramiden der Pharaonen oder die der indianischen Völker Mittelamerikas, die große „chinesische Mauer“, aber auch die Burgen und Schlösser unserer Heimat. Ein vordringliches Anliegen ist derzeit die Erhaltung des Freilichtmuseums in Stübing, dessen Bauten ein wichtiges Zeugnis für die Geschichte der Volksarchitektur unseres Landes darstellen.

Welche Schwerpunkte aus den baupolitischen Leitsätzen des Landes Steiermark sind für Sie besonders wichtig und wo sehen Sie Möglichkeiten im Rahmen der politischen Arbeit, diese konkret zu unterstützen bzw. einer rechtlichen Verbindlichkeit zuzuführen?
GK: Von besonderer Bedeutung ist der verantwortungsbewusste Umgang mit Bauland, da unsere Bauten das Landschaftsbild nachhaltig prägen und beeinflussen. Die Abstimmung mit strengen Regeln für die Raumordnung ist im Sinne einer zukunftsorientierten Planung unerlässlich, um die weitere Zersiedelung zu verhindern. Räume müssen klar definiert werden.
Ein anderes wichtiges Anliegen ist es, Bauten für alte Menschen in der Steiermark voranzutreiben (Stichwort: letztes Wohnumfeld). Sie müssen regional sinnvoll verteilt und gefördert werden, wobei auf die besonderen Bedürfnisse (Barrierefreiheit usw.) Rücksicht zu nehmen ist (wo, in welcher Form, mit welcher Struktur). „Wohnghettos“ nur für alte Menschen sind keine Lösung.

Die nachhaltigsten Bauten sind jene, die in jeder Hinsicht qualitätvoll geplant und umgesetzt werden. Welches Bauprojekt der jüngeren Vergangenheit, das Sie näher verfolgt haben, hat sich hinsichtlich Prozessqualität und Ergebnis Ihrer Meinung nach besonders positiv auf das Land ausgewirkt?
GK: Alle jene Bauten, die das Ort- und Landschaftsbild positiv beeinflusst haben. Vor allem Bauten von zeitloser Eleganz, die mit vernünftigen Mitteln errichtet auch im Betrieb Nachhaltigkeit zeigen. Gute Architektur kann das und benötigt keine exorbitanten Darstellungen. Oft ist weniger mehr.

Fragen 1 bis 3
Nationalratsabgeordneter Gerald Grosz, BZÖ: Architektur und Baukultur stellen – nicht nur historisch – ein wichtiges Element in unserem Staate dar, die Menschen verbringen einen Großteil ihres Lebens in Gebautem. Das sogenannte Gebaute ist der wohl wesentlichste Eindruck, den die Menschheit in der gegebenen Naturlandschaft hinterlässt. Die Anbindung an die historischen und kulturellen Lebensfäden – und dafür sind die Architektur und die Baukultur eine wesentliche Basis – eines Landes gibt den Menschen zudem ihre Identität. Daher bekennen wir uns zur Architektur bzw. Baukultur und sind uns ihrer herausragenden Bedeutung bewusst. Maßnahmen, die geeignet sind, die Qualität der österreichischen Baukultur und Architektur weiter zu steigern, werden vom BZÖ immer unterstützt werden.
In der Architektur geht es immer um den Zweck, dem ein Bauwerk genügen soll, und vor allem um seine künstlerische Form. Aus diesem Grunde ist es von allergrößter Bedeutung, dass die Entscheidung über das Bauwerk und dessen Gestalter nach Qualitätskriterien getroffen wird. Ziel der Architekturpolitik muss es daher sein, zeitgemäße qualitativ hochwertige Architektur zu fördern. Otto Wagner hat dieses Ziel wie folgt ausgedrückt: „Alles modern Geschaffene muss dem neuen Material und den Anforderungen der Gegenwart entsprechen, wenn es zur modernen Menschheit passen soll, es muss unser eigenes, besseres, demokratisches, selbstbewusstes, unser scharf denkendes Wesen veranschaulichen und den kolossalen technischen und wirtschaftlichen Errungenschaften sowie dem durchgehenden praktischen Zug der Menschheit Rechnung tragen – das ist doch selbstverständlich!“ Bei der Umsetzung dieser Ziele wird den Interessensvertretungen und den Ausbildungsstätten eine besondere Bedeutung zukommen. Es liegt daher auch auf der Hand, dass auch die finanziellen Ressourcen in entsprechender Weise zur Verfügung stehen müssen.

Das HDA lädt ein:

Thema Baukultur: Podiumsdiskussion mit den steirischen SpitzenkandidatInnen anlässlich der Landtagswahl 2010.

WANN: 13. Juli 2010, 17.00 Uhr
WO: HDA, Palais Thinnfeld
Mariahilferstraße 2, 8020 Graz

Mit:
Landeshauptmann Franz Voves, Klubobmann Christopher Drexler (in Vertretung für Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer), Nationalratsabgeordneter Werner Kogler, Landtagsabgeordnete Claudia Klimt-Weithaler, Nationalratsabgeordneter Gerald Grosz, Nationalratsabgeordneter Gerhard Kurzmann

Moderation:
Bernhard Steger, Sprecher der Plattform für Architekturpolitik und Baukultur

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