Zimmer_04 – die Location:
Kunsthaus Graz, Space_04. Ein symbolhafter Ort für eine kleine, aber feine Veranstaltung des Architekturnetzwerkes „Living Rooms“ am Donnerstag, dem 07. Juli 2005.
Zimmer_04 – die Präsentation:
Inhalt der Veranstaltung ist die Präsentation des Projektes „Kinder erforschen eine Stadt“, das dank der Unterstützung von Sponsoren aus der Wirtschaft sowie des Landesjugendreferates der Steiermärkischen Landesregierung und der Stadt Graz/Kultur stattfinden konnte. Als Fortsetzung der Veranstaltungsreihe Zimmer_X wendet man sich mit diesem Projekt bewusst einer Nutzergruppe zu, die im allgemeinen von stadtplanenden Erwachsenen oft übersehen wird – den Kindern.
Nach einführenden Worten von DI Martin Brischnik, der gemeinsam mit Maria Kübeck für Konzept und Organisation des Projektes verantwortlich zeichnet, wurde eine Videodokumentation von der Begehung der Plätze Jakominiplatz, Karmeliterplatz, Griesplatz und Mariahilferplatz gezeigt. Danach konnten die von den Kindern gestalteten Plakate besichtigt werden, die einen überraschend prägnanten Überblick über die Situation auf den vier analysierten Grazer Plätzen bieten. Die Ergebnisse wurden von einer interessant besetzten Diskussionsrunde kommentiert, an der Ass.Prof. DI Dr. Johann Zancanella (TU Graz, Institut für Städtebau), Arch. DI Marlies Binder (Architektin), DI Klemens Klinar (Stadtplanungsamt, Gestaltung öffentlichen Raumes), Prof. Marianne Baumann (Direktorin der Übungs VS Hasnerplatz) und Mag. Gerald Friedrich (Amt f. Jugend und Familie, Stadt Graz) teilnahmen.
Zimmer_04 – die Analyse:
Die Analyse der Plätze Jakominiplatz und Karmeliterplatz fand in Zusammenarbeit mit der VS Elisabethschule statt, der Griesplatz und der Mariahilferplatz wurde von einer Klasse der Übungs VS Hasnerplatz unter die Lupe genommen.
Vorgehensweise: nach einer einstündigen Einführung in die bevorstehende Stadterforschung im Klassenzimmer, machte man sich auf den Weg zu den jeweiligen Plätzen, die von den Kindern in Gruppen nach den Kriterien Bewegung/Verkehr, Zonen/Funktionsbereich, Materialien/Optik und Überblick/Umgebung analysiert wurden. Ihre Eindrücke hielten die Kinder noch vor Ort auf Plakaten fest.
Zimmer_04 – das Ergebnis:
Ziel des Projektes war nicht so sehr eine exakte Analyse der Grazer Plätze. Man erhoffte sich vielmehr eine Antwort auf die Fragen: Wie erleben Kinder öffentliche Plätze? Wie akzeptieren sie die verschiedenen Nutzer des Platzes? Inwieweit sind sie in der Lage, die Gegebenheiten zu analysieren?
Jakominiplatz:
Auf diesem Platz kamen die Kinder mit der Verkehrssituation gut zurecht, auch wenn Lärm und zahlreiche andere Reize rasch zur Ermüdung führten. Als Mangel wurden die nicht eindeutig definierten Übergänge zwischen den einzelnen Funktionsbereichen, die fehlenden Ruheräume sowie die schmutzigen und abgenützten Materialien genannt. Als magnetischer Anziehungspunkt erwies sich, wie übrigens auf allen anderen Plätzen auch, der Springbrunnen.
Die originelle Idee der Kinder, die grauen E-Schaltkästen als Plakatständer zu verwenden, versprach DI Klemens Klinar weiterzuverfolgen.
Karmeliterplatz:
Der neu gestaltete Karmeliterplatz, der den meisten Kindern noch unbekannt war, erwies sich vor allem durch sein Wasserbecken als d e r Kinderplatz. Die große, freie Fläche wurde von den Kindern aufgrund der fehlenden Orientierungspunkte weniger positiv aufgenommen. Die Gleichförmigkeit der den Platz umgebenden Häuser und die Bäume auf dem Platz empfanden die Kinder als zu regelmäßig und fad. Als Manko wurde der fehlende Schatten und die nicht vorhandenen "Gassi"-Möglichkeiten für Hunde angeführt.
Griesplatz:
Der am wenigsten kinderfreundliche Platz scheint wohl der Griesplatz zu sein. Besonders hervorgehoben wurde die unübersichtliche Verkehrssituation, die es Kindern schwer macht, den Platz sicher zu überqueren. Es fehlen Radwege und die Gehsteige sind zum Teil für Kinderwägen und Rollstuhlfahrer schwer passierbar. Im Gegensatz zum Karmeliterplatz ermöglichen Schlossberg, Posthochhaus und Pestsäule eine gute Orientierbarkeit. Die Marienstatue der Pestsäule sollte allerdings auf Augenhöhe herabgesetzt oder mit einem Lift wie am Eisernen Tor erreichbar sein, so der Wunsch der Kinder.
Mariahilferplatz:
Dieser Platz wurde von den Kindern im großen und ganzen gut angenommen. Unsicherheit gab es nur hinsichtlich der Radfahrer, da nicht eindeutig klar war, ob und wo diese den Platz überqueren dürfen. Deutlicher Anziehungspunkt auch auf diesem Platz: das Wasser.
Als Negativpunkt aus Kindersicht wurde das Kopfsteinpflaster erwähnt, welches beim Rollerbladen, Scooter- und Skateboardfahren störend ist.
Zimmer_04 – das Resumee:
„Living Rooms“ lässt mit seinem Projekt „Kinder erforschen eine Stadt“ erahnen, wie fruchtbar eine engagierte Zusammenarbeit zwischen Schulen, Planern und Behörden sein kann.
Das vielleicht interessanteste Ergebnis für uns Erwachsene: Plätze müssen keine Spielplätze sein, um von Kindern als positive, gefahrenfreie Verweilräume wahrgenommen zu werden.