10/06/2020

MINUS – Grünraumpflege

Zur mangelhaften Grünraum- und Baumpflege der Holding Graz in der Corona-Krise

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In der Kommentar-Reihe PLUS / MINUS werden kurz und bündig positive wie negative Gestaltungen und Details aufgezeigt, die das Auge erfreuen oder beleidigen.

Sollten Sie, werte Leserin und werter Leser, auch bemerkenswerte Entdeckungen im öffentlichen Raum machen, so laden wir Sie ein, diese abzulichten und im jpg-Format mit einem kurzen Text und Ihrem Namen per eMail an redaktion@gat.st zu senden.
Machen Sie mit!

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10/06/2020

Graz, Idlhofgasse: Zwei Jungbäume von den vier Bäumen, die erst 2019 in die jahrelang leer gebliebenen Baumscheiben gepflanzt wurden, sind vertrocknet ...

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

... 2019 gepflanzt, im Mai 2020 vertrocknet ...

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

... wöchentlich werden Baumscheiben gemäht, auch wenn es nichts zu mähen gibt.

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Oeverseepark: Brennesseln & Co konkurrieren mit Sträuchern ...

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

... Beete sind wegen Nichtpflege von Unkraut überwuchert.

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Die Corona-Pandemie bzw. der dadurch geänderte Grünraum-Pflegeplan der Holding Graz sind Schuld an der zerstörten Grasnarbe in der Allee in der Oeverseegasse und sind auch schuld, dass die Sträucher im Oeverseepark nicht ausgemäht werden können und Blumenbeete wegen Nichtpflege von Unkraut überwuchert sind.
Normalerweise wird monatlich, seit Wochen wird unverständlicherweise wöchentlich gemäht, auch wenn es nichts zu mähen gibt – das Gras ist nach dem sehr trocken Winter und Frühjahr nur spärlichst gewachsen, im Bereich der Baumscheiben ausgebrannt. Dennoch fährt der Traktormäher wöchentlich unbeirrt und erbarmungslos über das spärliche Gras und rasiert die Baumscheiben bis auf die nackte Erde ab.
Nach dem dritten Mal fragte ich den Arbeiter, warum er so oft mäht. Antwort: er müsse, weil das angeordnet ist, er sehe auch, dass es nicht notwendig sei, wenn er aber nicht mäht, würde er seinen Job verlieren.
Daraufhin erkundigte ich mich beim Zuständigen in der Holding nach den Gründen für die kurzen Mähintervalle. Die Erklärung war extrem seltsam. Mit Corona habe man Umstellungen vorgenommen, deshalb werde nun öfter gemäht. Die Mäher haben Einzelarbeitsplätze und da gäbe es keine Abstandsprobleme.
Aber wenn doch kein Bedarf fürs Mähen sei und damit Grasnarbe und Bauscheiben verletzt würden, gab ich zu Bedenken. Könnten die Arbeiter nichts Sinnvolleres im Oeverseepark machen, wie z.B. Blumenbeete von dem vielen Unkraut befreien, die eingewachsenen Sträucher ausmähen oder die stark unter der Trockenheit leidenden Jungbäume in der Allee gießen?
Also, für das Gießen sei seine Abteilung nicht zuständig. Blumenbeetpflege und Sträucherausmähen gingen auch nicht, im Gegenteil, diese Arbeitskräfte wurden alle auf Mähmaschineneinzelarbeitsplätze umgestellt.
Wieso? „Man kann zwei Personen aus Abstandsgründen nicht gemeinsam fahren lassen, das sind die Bestimmungen und eine Person hinschicken, zahlt sich schlichtweg nicht aus. Aber man wird bald zum monatlichen Mähintervall zurückkehren“.
Sprachlos beendete ich dieses Telefonat.
Zwei Tage später radle ich nach längerer Zeit wieder einmal durch die Idlhofgasse. Zwei Jungbäume von den vier Bäumen, die erst 2019 in die jahrelang leer gebliebenen Baumscheiben gepflanzt wurden, (GAT berichtete) sind vertrocknet; bei den zwei noch grünen Bäumen sind die obersten Äste bereits verdorrt. Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, wie lange sie überleben werden. Auch Gießwägen sind Maschineneinzelarbeitsplätze nach Definition Holding – oder nicht?
Kurz darauf fahre ich in Wien auf die Triester Straße stadtauswärts und sehe Gießwägen, die die vielen Jungbäume gießen. Im Internet finde ich einen Artikel der Wiener Zeitung vom Mai 2020, wo es um das Problem mit der zunehmenden Trockenheit in der Stadt geht. Wien stellt 150 bis 200 Mitarbeiter für das Gießen der Jungbäume ab, da diese in den ersten drei Jahren ansonsten die Trockenheit nicht überstehen.
In Graz lässt man Jungbäume verdursten, mäht aber wöchentlich kurzes Gras.
Nachhaltige Grünraumpflege darf nicht an Zuständigkeiten und Abteilungsgrenzen scheitern.

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