04/05/2014

Der Artikel von Bertram Werle und Simone Reis erschien im ISG Magazin Lebensqualität in Stadtzentren und wurde GAT zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Resümee der 2013 durchgeführten Bevölkerungsbefragung zur Lebensqualität in Graz.

DI Mag. Bertram Werle
Stadtbaudirektor und Welterbebeauftragter der Stadt Graz
Mag. Simone Reis
Projektleiterin LQI (Lebensqualitätsindikatoren) -Modell Graz

04/05/2014

Eine Stadt mit verkehrsberuhigten Flächen bietet Raum für Interaktionen zwischen den BewohnerInnen. Der öffentliche Raum ist Bindeglied zwischen den BewohnerInnen einer Stadt

©: Lupi Spuma - Fine Photography OG

Öffentliche Grünraume sind eine wesentliche Voraussetzung für eine lebenswerte Stadt

©: Lupi Spuma - Fine Photography OG

Eine lebenswerte Stadt weist zahlreiche Durchwegungen für FußgängerInnen und Radwege auf. In Graz wird die Murpromenade sowohl als Gehweg als auch zu Freizeitzwecken genutzt

©: Stadt Graz

Im Wettbewerb der Städte spielt die Lebensqualität eine bedeutende Rolle, denn sie ist nicht nur ein Faktor bei der Wahl des Wirtschaftsstandortes von großen Unternehmen, sondern auch wesentlich für die Entwicklung der Bevölkerungszahlen. Nur eine sich dynamisch entwickelnde Stadt kann die Anforderungen eines modernen Wohn- und Arbeitsumfeldes gewährleisten. Die Stadt Graz hat zur Messung ihrer Lebensqualität elf Indikatoren entwickelt, um auf notwendige Erfordernisse reagieren zu können.

Die Städte und Ballungszentren sind seit einigen Jahren wieder beliebter Wohnstandort. Auch Graz als zweitgrößte Stadt Österreichs liegt mit einem Bevölkerungszuwachs von rund einem Prozent pro Jahr im internationalen Trend. Der Großraum Graz hat zudem prozentuell das stärkste Bevölkerungswachstum von allen österreichischen Ballungsregionen. Die Versorgung mit Arbeitsplätzen sowie die gute infrastrukturelle Ausstattung sind maßgebliche Gründe für den Zuzug in die mittelgroßen Städte. Bei der Wahl des Wohnstandortes ist jedoch eine hohe Lebensqualität von besonderer Wichtigkeit im Konkurrenzkampf zwischen den Stadtregionen. Hierzu zählen neben vorhandenen Arbeitsplätzen und Versorgung an Sozial-, Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen auch die gute Erreichbarkeit von Wohnstandort, Arbeitsplatz und Freizeiteinrichtungen. Auch die Umweltqualität und das subjektive Sicherheitsgefühl sowie die Kosten des täglichen Lebens spielen eine wesentliche Rolle.

Im Grazer Modell der Lebensqualitätsindikatoren (LQI) wurden diese Themenbereiche in elf Indikatorengruppen zusammengefasst, um einen Einblick in die Erfordernisse für die Stadtentwicklung der einzelnen Stadtteile zu erlangen. Im Abstand von fünf Jahren wird die Grazer Bevölkerung zu unterschiedlichen Fragestellungen des täglichen Lebens befragt. Daraus wird ein Handlungsbedarf errechnet, der als strategisches Planungsinstrument für die Fachabteilungen herangezogen werden kann. Die jeweiligen Auswertungen werden dem Lebensumfeld der BefragungsteilnehmerInnen zugeordnet, so dass für die einzelnen Grazer Stadtgebiete Aussagen getroffen werden können.

Im Herbst 2013 fand eine neuerliche Bevölkerungsbefragung zur Lebensqualität in Graz statt. Insgesamt nahmen fast 10.000  Menschen an der Befragung teil, das entspricht rund 3,5 Prozent der Hauptwohnsitze in Graz. Bei der Befragung wurde nach der subjektiven Wichtigkeit bzw. der Zufriedenheit für die unterschiedlichen Themenbereiche gefragt, zum Beispiel wie die befragte Person mit dem Kinderbetreuungsangebot im Wohnumfeld zufrieden und ob das Vorhandensein dieser Einrichtungen von persönlicher Wichtigkeit ist. Erst dadurch kann eine genaue Abschätzung über den politischen Handlungsbedarf abgeleitet werden. Zusätzlich wurden generelle Fragestellungen zur persönlichen Zufriedenheit zum Wohnumfeld gestellt, etwa ob der Wunsch nach einem Wohnungswechsel besteht oder ob sich nach der persönlichen Einschätzung die Lebensqualität verändert hat.

Von den genannten Lebensqualitätsindikatoren weisen die Themen Nahversorgung, Lebenserhaltungskosten, Wohn-  und Umweltsituation sowie die Arbeitsplatzsituation die höchste Bedeutung auf. Diese haben einen sehr starken Einfluss auf die subjektive Lebensqualität der Bevölkerung im gesamten Stadtgebiet. Die Bezirke Geidorf, Andritz, Innere Stadt, St. Leonhard und Jakomini weisen die höchste Zufriedenheit mit dem Lebensumfeld auf. In Mariatrost, Andritz, St. Peter und Waltendorf gibt es eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Wohnsituation.

Auffallend ist, dass besonders Bezirke, die offenkundig eine hohe Verkehrsbelastung haben, einen leichten Rückgang in der subjektiven Lebensqualität verzeichnen. Lärmemissionen, oftmals ausgelöst durch den Verkehr, sind zudem ein sehr häufig genannter Grund, warum Menschen den Wohnort wechseln. Das betrifft in Graz primär jene Stadtteile, die an Zufahrtsstraßen in das Stadtgebiet angrenzen. Die Stadtentwicklung in Graz setzt daher nicht von ungefähr auf eine verkehrsberuhigte Nachverdichtung in einer urbanen Stadt mit einer Anbindung an den öffentlichen Verkehr und einem gut ausgebauten Wegenetz, so dass die täglichen Wegstrecken auch ohne Auto zurückgelegt werden können.

Eine kompakte Stadt benötigt zudem großzügige öffentliche Flächen, wie Platzbereiche und Grünräume, die fußläufig erreicht werden können. Stadtteilentwicklungen im Grazer Westen, wie z.B. in der Waagner-Biro-Straße und in Graz-Reininghaus, die große Potenziale für die wachsende Nachfrage an Wohnraum aufweisen, setzen daher auf intelligente Mobilitätskonzepte bis hin zur „autofreien“ Quartiersentwicklung.

Das Wohnen in der Stadt bietet zahlreiche Chancen und Herausforderungen. Durch das Bevölkerungswachstum rücken die Menschen enger zueinander, was nicht immer ohne Konflikte abläuft. Nachbarschaftsthemen gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Eine generell sehr hohe Zufriedenheit mit der infrastrukturellen Ausstattung hinsichtlich Bildungs-, Betreuungs- und Gesundheitseinrichtungen kann fast im gesamten Stadtgebiet festgestellt werden, wobei die zentrumsnahen Bezirke hier besonders gut abschneiden. Wohnen in der Stadt ist daher wieder ein Modell, das sich großer Beliebtheit erfreut.

Seite 2: Text in Englisch

Quality of Life Indicators – from the City Centre to the Periphery

The quality of life plays a significant role in the competition between cities as it is not only a factor for large companies in selecting business locations but is also crucial for the development of population levels. Only a city which is developing dynamically can fulfil the requirements of a modern living and working environment. The City of Graz has developed a set of eleven indicators to measure its quality of life in order to be able to react to essential requirements.

For some years now cities and conurbations have been a popular place of residence again. With population growth of about one per cent per year and as Austria’s second largest city, Graz is also in line with this international trend. Moreover in terms of percentages, the metropolitan area of Graz has the largest population growth of all the conurbations in Austria. The main reasons for moving to medium-sized cities are their supply of jobs as well as good infrastructure. In choosing a place of residence, however, the high quality of life is particularly important in the competition between the urban regions. In addition to available jobs and the provision of social, childcare and educational facilities the easy accessibility of the place of residence, place of work and leisure time facilities is also an important factor. Environmental quality and a subjective sense of security as well as the cost of daily life also play a significant role.

In the Graz model for its quality of life indicators, these subject areas are grouped into eleven indicators in order to provide insight into the requirements for urban development in the individual districts of the city. At five year intervals the population of Graz is invited to take part in surveys on various issues of daily life. The need for action is calculated from these surveys and this can then be used as a strategic planning tool by the specialist departments. The respective analyses are attributed to the environment of the participants so that conclusions can be drawn for Graz’s individual urban districts.

In autumn 2013 a new survey was carried out on the quality of life in Graz. All in all almost 10,000 people took part in the survey; that is about 3.5 per cent of those people with their principal place of residence in Graz. In the survey, people were asked about the subjective importance of and their contentment with the various subject areas, for example if they were satisfied with childcare facilities near their homes and whether the availability of these facilities is of personal importance to them. An accurate assessment of the political need for action can be deduced therefrom. In addition, general questions were asked about their personal satisfaction with the residential environment, whether people wished to move house or whether people felt that the quality of life had changed.

Amongst all the quality of life indicators referred to, most significance is attached to the areas of local businesses and facilities, the cost of living, housing and the environment as well as the job situation. These greatly influence the subjective quality of life of the population throughout the city. The districts of Geidorf, Andritz, Innere Stadt, St. Leonhard and Jakomini show the highest degree of satisfaction with the local environment. In Mariatrost, Andritz, St. Peter and Waltendorf the level of satisfaction with the housing situation is very high.

It is striking that those districts in particular which obviously have heavy traffic recorded a slight decrease in the subjective quality of life. Noise emissions often resulting from traffic are a frequently stated reason for wanting to move house. In Graz this primarily concerns those parts of the city bordering on the city’s access roads. It is no coincidence that urban development in Graz supports traffic-calmed building infill in an urban environment connected to public transport as well as a well-developed road network so that daily stretches can be covered without cars. A compact city also needs generous public spaces such as squares and green areas which are within walking distance. District developments in the west of Graz, such as Waagner-Biro-Straße and Graz-Reininghaus, which have considerable potential for the growing demand for housing thus back intelligent mobility concepts, even going as far as "car free" district development.

Living in the city offers numerous opportunities and challenges. As a result of the growing population, people are moving closer together which sometimes causes conflict. Neighbourhood topics thus become more important. The generally very high satisfaction with the infrastructure as far as education, care and health facilities are concerned can be seen almost throughout the entire city, whereby the districts near the centre come off particularly well. Thus living in the city is once again a model which enjoys great popularity.

anonym

Zitat Bericht: "Auffallend ist, dass besonders Bezirke, die offenkundig eine hohe Verkehrsbelastung haben, einen leichten Rückgang in der subjektiven Lebensqualität verzeichnen. Lärmemissionen, oftmals ausgelöst durch den Verkehr, sind zudem ein sehr häufig genannter Grund, warum Menschen den Wohnort wechseln. Das betrifft in Graz primär jene Stadtteile, die an Zufahrtsstraßen in das Stadtgebiet angrenzen."
Zitat Prospekt "Ihr Wohntraum im Herzen von St.Peter": Das Projekt liegt im ursprünglichen Ortsteil von St.Peter zwischen der St.Peter Hauptstraße und der Pfarrwies'n (Anmerk. an der St.Peter Hauptstr.) .... 47 Wohnungen und 2 Geschäftslokale. Gefällige Allgemeinflächen und Innenhöfe ergeben spannende Wohnsituationen mit teils dörflichem Charakter (!) Es entstehen großteils 2-Zimmer Wohnungen mit vermietungsoptimierten (!) Grundrissen, in den Randbereichen ... und Dachgeschoßen familienfreundliche Grundrisse und Penthäuser, die EG- Wohnungen verfügen teilweise über Eigengärten.
Großzügige raumkonzepte kombiniert mit hochwertiger Ausstattung machen das Wohnen tagtäglich zum speziellen Erlebnis. Sie wohnen in Zentrumsnähe mit Blick ins Grüne (Anmerk. St.Peter Hauptstraße gegenüber Postamt)
Die Vorsorgewohnung
Lage: perfekt
Die Nachfrage nach Mietwohnungen im Einzugsbereich der Grazer Universitäten ist ungebrochen. TU Inffeldgasse fußläufig erreichbar .......
3 Penthouse-Wohnungen von ca. 64 - 132 m2 von € 258.574 - €501.466 (Anmerkung: € 4.040/m2)

Mo. 05/05/2014 8:27 Permalink

Wichtige Ergänzung zum Zitat aus dem Bericht Grazer Modell der Lebensqualitätsindikatoren (LQI) von Werle/Reis, auf das sich meine Antwort bezogen hat: "....Das betrifft in Graz primär jene Stadtteile, die an Zufahrtsstraßen in das Stadtgebiet angrenzen. Die Stadtentwicklung in Graz setzt daher nicht von ungefähr auf eine verkehrsberuhigte Nachverdichtung in einer urbanen Stadt mit einer Anbindung an den öffentlichen Verkehr und einem gut ausgebauten Wegenetz, so dass die täglichen Wegstrecken auch ohne Auto zurückgelegt werden können."
Nachsatz: Verkehrsberuhigte Nachverdichtung mit Vorsorgewohnungen im "Wohntraum im Herzen von St.Peter" von REMAX? Lärmschutz auf Terrassen durch offene, raumhohe, käfigartige Lattenverkleidung?
Wird alles erlaubt und genehmigt, obwohl Stadt "nicht von ungefähr" auf verkehrsberuhigte Nachverdichtung setzt?

Di. 06/05/2014 8:44 Permalink

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