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Interview
Landesrat Christian Buchmann im Interview

In letzter Zeit drängt sich in Graz der Eindruck auf, das Kunst im öffentlichen Raum nur temporär geduldet wird und ohne entsprechendes Nachfolgeprojekt, allzu gerne in den Skulpturenpark abgeschoben wird - so z.B. "das Goldene Kalb" von Hans Hollein und auch diskutiert bei der Kunst-Tram-Station in der Morellenfeldgasse/Sparbersbachgasse. Wie sehen Sie dies? Welchen Stellenwert hat Kunst im öffentlichen Raum für Sie?

Christian Buchmann: Der Bereich „Kunst im öffentlichen Raum“ genießt eine Sonderstellung - mit spezifischen Bestimmungen im Kultur- und Kunstförderungsgesetz und dem eigens hierfür installierten „Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark“ (in der Universalmuseum Joanneum GmbH). Die administrative Abwicklung durch das Institut umfasst die Abwicklung der Förderung der „Kunst im öffentlichen Raum“ und auch damit verbundenen Tätigkeiten - wie Betreuungsaufgaben, Vermittlung von Kunst, Dokumentation, Wartung, etc. Das bedeutet, dass das Institut gerade auch die Betreuung der angesprochenen dauerhaften Projekte wahrnimmt.
Dass das „Goldene Kalb“, das für eine temporäre Ausstellung nach Graz gebracht wurde und in der Folge eine herausragende Ergänzung für den Österreichischen Skulpturenpark (der jährlich von über 20.000 Personen besucht wird) darstellt, halte ich für einen glückliche Bereicherung, zumal Hans Hollein selbst mit der nunmehrigen Aufstellung sehr zufrieden ist (war, Anm.d.R.), wie ich vom Institut höre. Auf dem Andräplatz konnte die Arbeit „Welcome“ von Markus Wilfling im Vorjahr aufgestellt werden. Das „Lauftext-Mahnmal“ von Catrin Bolt wurde anlässlich der Reichpogromnacht im November vorigen Jahres als Schriftband auf dem Gehsteig von der Radetzkystraße bis zum Griesplatz aufgebracht. Dauerhafte Projekte für Kunst im öffentlichen Raum sind oft schwer realisierbar, weil die Stadt Graz überwiegend nur temporäre Aufstellungen zulässt - das Institut ist jedoch um dauerhafte Lösungen bemüht. Auf dem Joanneumsviertelplatz konnten wir dauerhaft Arbeiten von Michael Schuster, Lois Weinberger und Thomas Baumann realisieren.

Thema Projekte und Schwerpunkte im Kulturressort

Die Grazer Kulturszene fordert seit längerem eine universitäre Ausbildungsmöglichkeit in Graz und leistbare Atelierräume. Wie stehen Sie dazu?

Christian Buchmann: Mit „Probebetrieb 01“ haben nach einer Phase des fruchtbaren Diskurses und unterstützt durch das Kulturressort einige wichtige Grazer „Player“ Bottom Up den Anstoß für eine neu gedachte Ausbildung von KünstlerInnen in Graz/ Steiermark gegeben. Eine dreitägige Veranstaltung im Forum Stadtpark (März 2014) war der gelungene öffentliche Auftakt für eine Zeit des gemeinsamen Arbeitens, Experimentierens, Entwickelns, an deren Ende eben diese Ausbildungsmöglichkeit stehen soll. Das Projekt haben wir also „aufgesetzt“, es wird immer wieder davon zu hören sein. Erste Veranstaltungen finden möglicherweise bereits Ende 2014 statt. www.offenerbetrieb.mur.at
Atelierräume: Mit dem vielfältigen Atelierprogramm des Landes Steiermark, das wir im letzten Jahr neu ausrichten und präsentieren konnten, liegen wir auch international ganz weit vorne. Das neue Stipendium „KUNSTRAUM STEIERMARK“ wird noch vor dem Sommer ausgeschrieben. Es wird jeweils 10 KünstlerInnen über 2 Jahre hinweg die Möglichkeiten bieten, ein eigenes Atelier zu etablieren und in der Kunstwelt Fuß zu fassen. Und das individuell und in der ganzen Steiermark. Mit € 600,00 pro Monat soll den KünstlerInnen aller Sparten ein konzentriertes und vom finanziellen Druck des Mietens unabhängiges Arbeiten ermöglich werden.

Ende 2013 wurde „Kultur international - Call 2014, Vergabe von grenzüberschreitenden Kunst- und Kulturprojekten im Gedenkjahr 2014“, anknüpfend an das Kulturprojekt Trigon-Biennalen (1963-1995), mit einer Gesamtfördersumme von € 200.000,-- ausgeschrieben (http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/11930626/103500048). Laut Homepage hätte die Bekanntgabe der ausgewählten Projekte bereits Ende Februar 2014 erfolgen sollen. Warum kam es zur Verzögerung? Welche Projekte sind nun geplant?

Christian Buchmann: Alle ausgewählten Projekte sind auf der Homepage des Kulturressorts genannt. Einmal unter den News des Kulturreferenten und einmal unter Kultur International. Gemeinsam mit den Projektantinnen und Projektanten wird darüber hinaus an einer Dokumentation und redaktionellen Begleitung der Projekte auf der Website des Kulturressorts gearbeitet. Dies wird ab Mai, abhängig vom jeweiligen Projektstand, nach und nach erfolgen.
Aus den Einreichungen wurden vom Kulturkuratorium elf Projekte, die ich Ihnen gerne und mit Freude nenne, zur Förderung vorgeschlagen und am 27. Februar 2014 von der Landesregierung beschlossen:
1. „Ein Ort des Abstands" (Verein Camera Austria)
2. „Museum Solidarity Lobby" (rotor Verein für zeitgenössische Kunst)
3. „Franz Ferdinands Princip - Synthese eines Feindbildes (Igor F. Petkovic)
4. „100 Jahre Attentat von Sarajevo" (Ensemble Zeitfluss)
5. „SCHAU/SCHALL FEST II." (nA-yeAh kompAnie - Verein zur Förderung neuer, musiktheatralischer Werke und experimenteller Musik)
6. „Fictional State Macedonia" (Christian Winkler)
7. „Das Hemd" (Kulturvermittlung Steiermark - Kunstpädagogisches Institut Graz)
8. „Flusswege und Tabakstraßen" (XENOS - Verein zur Förderung der soziokulturellen Vielfalt)
9. „Differenz/Razlika" (Kulturinitiative Kürbis Wies-Kalendarium)
10. „Back to Heritage - Schöne Tage 1914/2014 (next - Verein für zeitgenössische Kunst)
11. „Rose oft he winds. A semantic compass of post-Habsburg Europe" (Daily Rhythms Collective)

Wir danken für dieses Interview.

Verfasser / in:

Martin Brischnik
Petra Kickenweitz

Datum:

Tue 29/04/2014

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Baukultur, ASVK, Kunst im öffentlichen Raum, Projekte & Schwerpunkte im Kulturressort standen im Mittelpunkt des Interviews mit Landesrat Dr. Christian Buchmann, zuständig für
Wirtschaft _ Wachstum durch Innovation
Kultur_ Internationalisierung, Integration, Migration, Kulturvermittlung
Europa_ Europa der Regionen

Das Interview konnte aus terminlichen Gründen vonseiten des Landesrats nur schriftlich durchgeführt werden

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