09/09/2011
09/09/2011

Rundblick in den Schulhof (grün: Volkschule, grau: Hauptschule, rot: Politechnikum, SchiHS)

Politechnikum, SchiHS

Hauptschule

Interviews und Skizzieren in den gemischten Teams

Vorstellung der Ergebnisse des ersten gemeinsamen Tages in der Klasse

Vorstellung der Maßnahmenpläne im Team

Gemeinsames Arbeiten am Umgebungsmodell

Umgebungsmodell

Präsentation der Semesterprojekte

Umsetzung eines „Traumpausenplatzes“ durch die SchülerInnen

Die Ergebnisse eines Semesters gemeinsamen Arbeitens
Fotos: Lola Seibt, Marion Starzacher, Anna Vukan

Studierende der TU Graz und Schüler der HS Eisenerz arbeiteten im Sommersemester 2011 gemeinsam an Lösungsvorschlägen für den Schulhofvorplatz in Eisenerz

Zwischen Hauptschule, Volksschule und dem Gebäude des Polytechnischen Lehrganges spannt sich ein Platz auf, der zurzeit in erster Linie als Parkraum dient. Ein großer Wunsch der SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern ist die Umgestaltung des Schulvorplatzes des Schulzentrums in Eisenerz in eine Erlebnis- und Aufenthaltszone.
Dieser bietet zur Zeit wenig Aufenthaltsqualität für die SchülerInnen und LehrerInnen. Eingezwängt zwischen den Schulgebäuden und einseitig an der stark befahrenen Hauptstraße liegend wirkt der Schulvorplatz derzeit unattraktiv und von den SchülerInnen unbenützt. Als partizipatorisches Projekt zwischen SchülerInnen der HS Eisenerz und Studierenden der TU Graz wurde diese Bauaufgabe in einer Bauherren - Architektensituation unter der Leitung von Martina Ramschak, Marion Starzacher und Wolfgang Neuhold in Angriff genommen: Es wurden in mehreren Terminen gemeinsam Konzepte eines aus BenützerInnensicht "Idealen Schulvorplatzes" entwickelt. Teile dieser Konzepte sollen in weiterer Folge auch baulich umgesetzt werden.

Die Grundidee der Bauherren - Architektensituation: Die 19 SchülerInnen der 4M agierten als SprecherInnen ihrer KollegInnen und erarbeiteten als "Bauherrn" mit den Studierenden die Aufgabenstellung bzw. ihre Vorstellungen eines idealen Schulvorplatzes in einem gemeinsamen Termin (Schritt 2). Die SchülerInnen sollten gemeinsam mit den Studierenden einen Außenraum entwickeln, der ihren (SchülerInnen) Ansprüchen an Nutzungswünschen erfüllt. Es sollten verschiedenste Räume entstehen, die sowohl zum Unterricht im Freien animieren als auch in der Freizeit kreativen Ideen zur Nutzung bereithalten könnten.

Projektziel war es, bis zum Ende des Semesters Konzepte und Entwürfe für einen Schulvorplatz-Freiraum zu entwickeln, die den Bedürfnissen und Wünschen der SchülerInnen entsprechen. Die Konzepte sollten als Leitfaden und Grundlage für eine weitere Planung dienen.

In Theorie und Praxis wurde eine kritische Raumbeobachtung und ein Hinterfragen des gebauten und gestalteten Raumes durch die Architektinnen und den Lehrer vermittelt. Der theoretische Teil beinhaltete eine Raumanalyse und ein plangraphisches Erfassen des Platzes. Im Anschluss daran wurde dieses Wissen praktisch vertieft und zum Schluss in einem Workshop beim Bauen des Modells auf Basis der vorbereiteten Zeichnungen des Schulvorplatzes, durch die SchülerInnen und Studierenden selbst erprobt. Diese mehrstufige Methode hat den Vorteil, dass Wissen in kleinen Schritten ohne Zeitdruck vermittelt und anschließend vertieft werden kann.
Die drei Schritte fanden an unterschiedlichen Tagen statt.

Eine Methode in drei Schritten:
Schritt 1: Vorbereitung der SchülerInnen durch den Lehrer - Bestandsaufnahme während des Unterrichts
Im GZ-Unterricht wurden der Schulvorplatz aufgemessen und Grundrisszeichnungen, die als Konzept- und Planungsgrundlage gedient haben, hergestellt.
Vorbereitung der Studierenden durch die Architektinnen - Ausgeben der Aufgabe und Entwicklung eines Fragenkataloges als Gesprächsbasis für die SchülerInnen - Interviews
Den Studierenden wurde in einer Einheit die Aufgabenstellung des Entwerfens II vorgestellt und es gab einen theoretischen Input zu den Themen "Partizipation" und "Schulbau/ Platzgestaltung", weiters wurden gemeinsam die Fragen für die „Bauherreninterviews“ ausgearbeitet.
Der Schulvorplatz sollte von den SchülerInnen kritisch erforscht, analysiert und nach ihren Bedingungen bewertet und es sollte auch hinterfragt werden, ob dieser Platz seinen Funktionen (nutzerInnendefiniert) gerecht wird, wie zum Beispiel:
Was macht einen Schulvorplatz aus? Welche Sinne werden beim Platz wahrgenommen? Welche Bedeutung hat er in Bezug auf Eisenerz-Zentrum? Ist ein gestalteter Platz identitätsstiftend?

Schritt 2: Vorstellung der Teams und erste Zusammenarbeit (Dauer 4 Schulstunden)
In Kleingruppen wurde gemeinsam im Gespräch ein NutzerInnenanforderungskatalog, der die Basis für das Maßnahmenkonzept war, erstellt. Es war auch geplant, dass diese Kleingruppen das gesamte Semester zusammenarbeiten und auch am Semesterende gemeinsam ihr Projekt vorstellen.
Die Studierenden besprachen an diesem Tag mit den SchülerInnen den erarbeiteten Fragenkatalog. In gemischten Teams (SchülerInnen und Studierende) wurden die Anforderungen diskutiert und auch neu aufgestellt. Diese Anforderungen dienten den Studierenden als Grundlage, als eine Art „Raumbuch“ für den Entwurf. Moderation und Begleitung erfolgte durch die Architektinnen. Die Interviews wurden einerseits von den Studierenden face-to-face geführt aber es gab andererseits auch einen gemeinsamen Ortsaugenschein, bei dem photographiert und gemeinsam skizziert wurde.

Ein Ziel dieser Zusammenarbeit war, dass die SchülerInnen im Diskurs mit den Studierenden lernen, ihre Wünsche und Vorgaben zu formulieren und auch zu argumentieren. In diesem fachlichen Diskurs können beide Beteiligten ihre Bereitschaft und Fähigkeit zu analytischem Denken und Wiedergebens trainieren. Weiters bekommen die SchülerInnen durch das gemeinsame Arbeiten auch einen Einblick in das Berufsfeld des Architekten oder der Architektin.
Ein weiteres Ziel dieses Semesterprojektes war neben der Ideenfindung für die Gestaltung des Schulvorplatzes auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Protagonisten und die Sensibilisierung aller Beteiligten für die Gestaltung öffentlichen Raumes. Es soll mit der Neugestaltung des Schulhofes der drei Schulen auch eine neue Mitte der Stadt geschaffen werden, in der man sich nicht nur zu schulischen Belangen trifft, sondern auch Konzerte, Lesungen und kleine Feste miterlebt.

Schritt 3: Workshop mit den SchülerInnen und Studierenden (Dauer 6 Schulstunden)
Die Studierenden stellten ihre Konzepte und Maßnahmenpläne den SchülerInnen vor; im Anschluss daran fand eine Diskussion statt, wo gemeinsam mit den SchülerInnen hinterfragt wurde, inwieweit auf ihre Bedürfnisse eingegangen worden war.
Als zweiter Programmpunkt wurde gemeinsam das Umgebungsmodell für die Schlusspräsentation mittels eines von den Architektinnen vorbereiteten Modellbausatzes gebaut, in das bei der Schlusspräsentation die Einsatzmodelle der Studierenden eingesetzt wurden. Dabei gaben die Studierenden den SchülerInnen einen Einblick in die Modellbauweise der Architekten und gaben Tipps, wie das Bauen funktioniert. Es konnten auch die handwerklichen Fähigkeiten aller erprobt werden. Bäume, Wege, Gebäude und viel Spaß waren der Garant für ein gelungenes Modell.

Ab Schritt 2 begannen die Studierenden in Dreierteams an den Maßnahmenplänen zu arbeiten, wobei sie mit der Analyse des Schulhofes begannen und anschließend mit der Ausarbeitung von Lösungsvorschlägen zum Abschluss ihrer Teamarbeit kamen. Diese Ergebnisse haben sie zu Beginn des Workshops präsentiert. Im Team wurde auch die Aufteilung des Bearbeitungsgebietes besprochen, sodass jedes Team in Einzelentwürfen den gesamten Schulhof abgedeckt hat. Durch das Splitten der Teams ergab sich in den Einzelentwürfen eine große Bandbreite an Ideen, die von konkreten sofort umsetzbaren Interventionen bis hin zur gesamten Umstrukturierung und Neuzonierung des Schulhofes reichte. Die SchülerInnen als Bauherren waren sehr zufrieden mit den Vorschlägen ihrer Architekten und erkannten auch ihre Wünsche sehr gut in den einzelnen Projekten wieder.

Schlußpräsentation:
In der Schulprojektwoche Ende Juni fand die Präsentation der Projekte durch die einzelnen Teams mit anschließender Ausstellung der Projekte und Modelle im Schulhof in Eisenerz statt.
Es wurde auch ein Projekt einer Studierenden gemeinsam mit den SchülerInnen im Schulhof als partizipatorische Installation modellhaft im Schulhof umgesetzt, um ein Bewusstsein für den Raum in seiner Dimension und in seiner Bespielbarkeit zu schaffen.
Die angehenden Architekten standen nach der Präsentation vor Ort zur Fragebeantwortung zur Verfügung, was von der interessierten Bevölkerung gerne angenommen wurde. Gleichzeitig galt es die Installationen des umgesetzten Projektes im Schulhof zu besichtigen und zu bewerten. Dem Siegerteam wurde von Frau Direktor Harrer ein schulfreier Tag in Aussicht gestellt, was die Motivation seitens der SchülerInnen noch erhöhte.

Die Öffentlichkeit (Eltern der SchülerInnen, Lehrende, Gemeinde und die Bevölkerung) wurde als Publikum und Jury miteinbezogen und es gibt positives Feedback für die Umsetzung einiger kleiner Entwurfspunkte, die den Schulhof attraktiver und bespielbarer machen.

Fazit:
In der Durchführung des Projektes, Entwerfen als Stärkung des Bestandes, hat es sich gezeigt, dass kleine Eingriffe eine sehr große Wirkung haben und den Vorteil, dass sie sofort und kostengünstig umgesetzt werden können. Die Herausforderung für die Projektentwicklung: Eine Aufgabenstellung zu entwickeln, die beiden Wissensgruppen gerecht werden konnte und die nicht unterforderte sowie durchführbar war und den Beteiligten Spaß machte. Wichtig war die Miteinbeziehung der SchülerInnen als Akteure, die maßgebend an der Durchführung und Lösung der Aufgabe beteiligt sind. Wichtig war, dass beide Gruppen, SchülerInnen und Studierende im Team gearbeitet haben und sich mit der Thematik gemeinsam auseinandergesetzt haben.

TEAMS (SchülerInnen und Studierende):
TEAMA
Marietta Barabas „Traumpausen - Pausentraum“, Cordula Weitgruber „Parkflächen“, Jasmin Neubauer „Natur erleben“, Katharina Haberl, Leonie Kurzmann,
Albin Zwanz

TEAMB
Lola Seibt „Sitzschweine“, Melanie Heinl „Farben & Reflexionen für kreative Köpfe“ , Katharina Prüfling „Learning by Doing“, Gerhard Stromberger, Markus Nömayer
Silke Ebenberger

TEAMC
Karin Streibl „Gestalte einen Schulvorplatz“, Tobias Leitner „Gestalte einen Schulvorplatz“, David Fruhmann „Bühne frei“, Robert Pernegger, Daniel Reiter, Tamara Dörr, Eva Fürweger, Christoph Swoboda

TEAMD
Nusa Kosar , Vedran Zonic „Gestalte einen Schulvorplatz“, Christiane Harm “Die Jause in der Pause”, Tanja Schrottner, Klaus Siebenbrunner, Sabine Leis, Florian Bacher

TEAME
Gerald Fischbacher, Sandra Frei, Ramona Winkler „Fallen Leaves“, Daniela Riegler,
David Stangl, Fabio Perndorfer
Vanessa Köninger

Dieses Projekt ist ein Folgeprojekt eines Workshops, der im Rahmen der Architekturtage 2010 an der HS Eisenerz von Maria Kübeck und Marion Starzacher abgehalten wurde. Eine Dokumentation der Projekte ist in Arbeit. Ein Kooperationsprojekt der HS Eisenerz und der TU Graz | Sommersemester 2011
Projektpartner:
Hauptschule Eisenerz | Direktorin Christine Harrer
Klasse 4M | 8. Schulstufe | Altersgruppe 14 | Musikzweig
Lehrer Wolfgang Neuhold , Fach: Geometrisch Zeichnen
Institut für Stadt- und Baugeschichte | Leitung Prof. Dr. Simone Hain
Studierende der Architektur, TU Graz, Entwerfen II | 4. Semester Bachelorstudium Architektur
Architektinnen: DI Martina Ramschak | Dr. Marion Starzacher
Durchführungszeitraum: Sommersemester 2011 (Semesterprojekt für SchülerInnen und Studierende)
Förderpartner : Kulturkontakt Austria, Raumm macht Schule Steiermark

Verfasser/in:
Marion Starzacher, TU Graz; Bericht für kinderGAT
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