22/01/2010
22/01/2010

… erklärt Josef Taucher (li.), … denkt Josef Schützenhöfer

Josef Taucher, Gleinalm 3 Lerchkogel, 2008, Öl/Molino

Josef Taucher, Rossbachkogel Gleinalm, 2008, Stahlfederzeichnung, Tusche auf Papier, 2008

Josef Schützenhöfer, Mali Login Schlepper, 2008, Aquarell, Papier

Josef Schützenhöfer, Camp side, 2009, Aquarell, Papier. Fotos: Wenzel Mracek

Die Grazer Galerie remixx zeigt bis zum 30. Jänner Freiluft-Malerei und -Grafik von Josef Schützenhöfer und Josef Taucher.

Launig ironisch gab sich Josef Taucher zur Eröffnung der Ausstellung „Natur“ in der Grazer Galerie remixx, als er sinngemäß sagte, dass er so seine Zweifel gegenüber abstrakter Grafik habe, die allenfalls noch Natur beziehungsweise Landschaft zum ihrem Thema macht. Da könne er ja hier etwas auftragen und dort etwas gestisch herumzeichnen und schließlich hätte er im Tag zwanzig solcher Zeichnungen angelegt und wüsste nicht wofür. Dem ziehe er die Herausforderung der akribischen Arbeit vor dem wirklichen Gegenstand und die penible Umsetzung seiner Ansichten von Pflanzen als Stahlfederzeichnung auf Papier respektive Landschaften in großformatiger Ölmalerei auf Leinwand vor.

Man müsse sich also, erzählt Taucher weiter, vorstellen, wie er sich zunächst ein möglichst diffizil zu handhabendes Werkzeug aussucht – eine feine Stahlfeder –, um dann in seinem Wohnort Übelbach aus Augenhöhe, also liegend, mit schwarzer Tusche „Schneeglöckchen“, „Weiße Krokusse“ oder „Rosa Tulpen“ in feinstem Kontur und Binnenzeichnung direkt zu Papier zu bringen. Das dauert seine Zeit und weist Josef Taucher im Ergebnis einmal mehr als Virtuosen aus.

Größeren Aufwand noch nimmt er neuerdings mit seinen Landschaften in Öl auf sich, wenn er sich nicht nur des alten Genres der Freiluftmalerei erinnert, vielmehr zuvor grundierte und gerollte Leinwand nebst Spannrahmen und Ölkasten im Rucksack auf die Gleinalm trägt. Nachdem der Künstler und Mineraloge dort, „im größten Atelier“, endlich die Leinwand auf den Rahmen gespannt hat, beginnt es, naturgemäß, zu regnen. Als nun auch der Regen ausgesessen und die Leinwand wieder trocken ist, wird es Abend und Taucher geht mit seiner Ausrüstung zurück unter die Baumgrenze, bindet die Leinwand, halbwegs windgeschützt, an einem Baum fest, um anderntags zurück zu kommen und weiter zu arbeiten. Kunst kommt also doch von Arbeit. Oder vom Wandern?
Nicht unähnlich geht es dem „Arbeitermaler“ und Malarbeiter Josef Schützenhöfer, dessen große und thematisch ausgesprochen kritische Personale „Früchte des Zorns“, derzeit im Volkshaus, Lagergasse 98a, hier empfohlen sei. In der Galerie remixx zeigt Schützenhöfer Aquarelle, zum größten Teil aus dem Zyklus „This is my land“. Wenn Landschaftsmalerei in der Gegenwartskunst gewissermaßen stiefmütterlich betrachtet wird, beschreibt Schützenhöfer seine Haltung in Erinnerung an die Pleinair-Malerei nach Barbizon mit seinem persönlichen Zugang: Indem er sommers per Fahrrad mit Papier und Aquarellfarben in Kroatien unterwegs ist, kommt das Malen für ihn einem Akt der Aneignung gleich, eines ideellen In-Besitz-Nehmens von Orten und Situationen und ihre Weitergabe als Bild. Damit verbunden ist eine Form der Kontemplation gegenüber dem Motiv und entgegen seiner Nerven fordernden künstlerischen Auseinandersetzung mit im weitesten Sinn politischen Umständen, wie sie im Volkshaus zu erfahren sind. Die poetischen, wenngleich oft durch Industriefragmente in Spannung gesetzten Landschaftsausschnitte, Schiffe und Gebäude bringt er vergleichsweise rasch und nicht weniger virtuos nach seiner Devise ins Bild: „A Sketch a Day keeps the Trouble away“.

„Natur“ mit Arbeiten von Josef Taucher und Josef Schützenhöfer in der Galerie remixx, Graz, Herrengasse 7, Stiege 1, 5. Stk..
Bis bis 30. Jänner 2010; nach telefonischer Vereinbarung: T 0664 31 12 169.

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+