26/06/2007
26/06/2007

Pädagogische Akademie, Diözese Linz. Wettbewerb und erste Baustufe 1968 mit Othmar Sackmauer, Linz. Zu- und Umbauten: Franz Riepl, bis 1995. Geplant gewachsenes Ensemble: Salesianum 1900, darunter Erweiterung in den 1950iger Jahren, dahinter und davor: Erweiterungsbauten. Luftaufnahme 2005 von Nordosten. Landschaftsplanung ab 1985 durch Gerhard Roemer.

Pädagogische Akademie, Diözese Linz. Zu- und Umbauten Franz Riepl, 1970 – 1995. Zubau Sporthalle mit schmalen, langen, beidseits verglasten Laternen. Dahinter Salesianum.

Pädagogische Akademie, Diözese Linz. Zu- und Umbauten Franz Riepl, 1970 – 1995. Eingegrabenes Zugangsgebäude zum Salesianum mit Glaslaterne. Links die Fensterbänder des Schülerheimes.

Pädagogische Akademie, Diözese Linz. Zu- und Umbauten Franz Riepl, 1970 – 1995. Talseitige Ansicht. Sheds belichten die Räume.

Pädagogische Akademie, Diözese Linz. Zu- und Umbauten Franz Riepl, 1970 – 1995. Viertelkreisförmiger Hörsaal, Innenansicht.

Pädagogische Akademie, Diözese Linz. Zu- und Umbauten Franz Riepl, 1970 – 1995. Innen liegende Gänge und Kommunikationsbereiche.

Bundesgestüt Piber, Köflach, Steiermark, Franz Riepl, 1987 – 1990. Lageplan mit Neubauten Riepls oben in der Mitte. Die Grünraumplanung von Gerhard Roemer konnte zu seinem Bedauern nicht verwirklicht werden

Bundesgestüt Piber, Köflach, Steiermark, Franz Riepl, 1987 – 1990. Talseitige Ansicht: Von der Tankstelle bis zum zweigeschossigen Flügel mit der Veterinärstation fügen sich die Neubauten in den Bestand ein.

Bundesgestüt Piber, Köflach, Steiermark, Franz Riepl, 1987 – 1990. Architektur der Einfügung.

Nachlese zum Werkvortrag von Architekt Franz Riepl, am 19.06.2007 an der TU Graz.

Nach sieben Jahren Abwesenheit von seiner einstigen Wirkungsstätte am Institut für Landwirtschaftliches Bauwesen und Ländliches Siedlungswesen kehrt Franz Riepl zu einem Werkvortrag an die TU Graz zurück und leitet in bekannt leidenschaftlicher Weise mit dem Statement ein, dass er sich wirklich frage, was heute in den Köpfen der Architekturschaffenden vorgehe. Was heute beachtet wird, sei viel zu oft das Ungewöhnliche - die Architektur, die auffällt. Das andere Bauen gibt es aber auch und die Öffentlichkeit würden daran oft zu geringes Interesse zeigen. Riepl fordert daher den Wandel von der Aufmerksamkeit hin zur Qualität. Was er unter Qualität im Bauen versteht, trägt er anhand eigener Beispiele, die auch in einem Buch von Paulhans Peters ausführlich beschrieben werden, vor.

Immer stehen die Auseinandersetzung mit der Landschaft und der Bezug zur Vergangenheit des Ortes in der Berücksichtigung des baulichen Kontextes und der jeweiligen Hauslandschaft im Zentrum seiner Arbeiten. Eingehend auf die Bedürfnisse des Menschen werden Antworten auf unterschiedlichste Aufgaben gesucht, wobei Franz Riepl die Angemessenheit der Lösung in Bezug auf den Ort vordringlich ist und er kritisiert, dass diese heute so oft verloren geht. Die Verträglichkeit moderner Gebäude mit ihrem Umfeld, ihre manchmal nicht vorhandene Ablesbarkeit, bei der die äußere Erscheinung mit dem Inneren nicht übereinstimmt, und der verloren gegangene menschliche Maßstab seien heute Themen, denen Architekten sich stellen müsste.

Wie wichtig ihm das Bauen im Einklang mit der Landschaft ist, wird in seinen Bemühungen offenbar, den Bauherren auch von der Notwendigkeit der Gestaltung der Räume um die Gebäude herum zu überzeugen. Bewusste Gestaltung der Außenräume mit ihren Übergängen zur Landschaft ist ihm ein unabdingbares Anliegen, das er der Landschaft, der er durch den Eingriff des Bauen etwas weggenommen hat, schuldig ist.

Dass diese Bemühungen auch fruchtlos bleiben können, zeigte sich am Beispiel Bundesgestüt Piber in der Weststeiermark, wo es nicht gelang, für die begleitende Landschaftsplanung Mittel aufzutreiben. Das ehemalige Kloster, spätere Schloss Piber, wurde seit der Säkularisierung durch Joseph II als staatliches Gestüt betrieben. Riepl, 1987 bis 1990 mit der Erweiterung betraut, ging auf den Baubestand ein, übernahm ihn formal und wollte ihn auf bereichernde Weise weiterbauen. So wie sich die alten Bauten pragmatisch den Gegebenheiten anpassten, sollten sich die neuen mit ihnen zu einem gewachsenen Ensemble fügen. Gleiche Massen, ähnliche Dachneigungen, jedoch Stahl bei den Neubauten als edleres, den Lipizzanern eher entsprechendes Material der Dachträger. Die Wände gemauert und verputzt wie die alten. Die Fenster – auch ein Credo von Riepl – funktional und individuell.

Am Beispiel Pädagogische Akademie der Diözese Linz, an der er fast 25 Jahre arbeitete, zeigt er, wie er mit dem Baubestand und der Landschaft umzugehen versteht: Das alte Schülerheim Salesianum (um 1900) bleibt das dominante Gebäude. Für Riepl stellt sich der Neubaukomplex, den er als geplante gewachsene Architektur bezeichnet, städtebaulich durchkomponiert, immer die Landschaft herein fließen lassend, dar. Mehrere Kunstgriffe, wie in den Hang eingegrabene Räume mit Belichtung durch gläserne Laternen, bewältigen ein riesiges Bauvolumen, das trotz seiner Dimension mit der Landschaft verträglich erscheint. Im Inneren eröffnen sich helle öffentliche Verkehrs- und Kommunikationsbereiche, wieder städtebaulich angelegt, nach dem Prinzip von Gasse, Straße, Platz mit unterschiedlichen Charakteren. Und immer wieder wird die Landschaft mitgedacht und hinein genommen, um Aufenthalt und Arbeiten verträglicher zu machen.

Riepl betont wiederholt, wie wichtig ihm auch die Angemessenheit beim Umgang mit Baumaterialien ist. Dass diese mit dem Ort zu tut haben, dass sie nicht um ihrer selbst willen, sondern in dienender Funktion eingesetzt werden sollen. „Wer baute Anfang der 1970iger Jahre nicht in Beton? Doch es ist kein zelebrierter, bis zum Nichterkennen verfeinerter Beton, sondern nur gut gemacht, weder beton brut wie bei Le Corbusier noch Betonromantik a la Paul Rudolph, sondern fast mönchisch-zurückhaltend, selbstverständlich – und nach einem Vierteljahrhundert Benutzung durchaus anschaubar.“, schreibt Paulhans Peters bezogen auf die Akademie in Linz, in seinem Buch Franz Riepl Architekt/ Architect.

FRANZ RIEPL, (geboren 1932 in Sarleinsbach, Oberösterreich)
Riepl studierte an der TU Wien (Diplom 1956). Er war von 1958-62 Assistent an der TH München und con 1963-67 Mitarbeiter und Partner von Prof. Johannes Ludwig in München. Seit 1967 betreibt er ein eigenes Büro in München. Von 1980 bis 2000 war er Professor am Institut für Landwirtschaftliches Bauwesen und Ländliches Siedlungswesen an der Architekturfakultät der TU Graz. Riepl betreibt seit 2000 wieder sein Büro in München.

BUCHTIPP:
Franz Riepl Architekt/ Architect
Paulhans Peters
Edition Axel Menges
„... Durch seine Bauten und seine Lehre sollte dem vergessenen, missachteten, beiseite geschobenen Bauen für den Alltag wieder jene beispielhafte Aufmerksamkeit zuwachsen, die diesem wichtigen Teil im allgemeinen Baugeschehen zusteht. Dieses Bauen für den Alltag war für Riepl nicht Protest gegen die Architektur mit den vermeintlichen oder wirklichen Bedeutungsinhalten, sondern immer der andere, gleichberechtigte Pol allen Bauens. ..." (Zitat Peters)

Fotoquelle: Edition Axel Menges

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