05/06/2023

Eugen Gross zum 90. Geburtstag.

05/06/2023
©: Thomas Raggam

Der Architekt, Essayist und Publizist Eugen Gross ist vergangene Woche 90 Jahre alt geworden. Mit seinem architektonischen Schaffen prägte er Architekturvorstellungen und Gebäude, die weit über Graz hinaus von sich reden machten.

Eng verbunden ist sein Name mit der Terrassenhaus-Siedlung in Graz St. Peter. An kaum ein anderes Projekt denkt man schneller im Zusammenhang mit Gross, als an die international bekannte, partizipativ geplante Wohnsiedlung. Gross begleitete das Projekt seit Planungsbeginn 1965 als Architekt der Werkgruppe Graz. In einem Buch über die Architektengruppe werden deren Architekturen als typologische, soziale und räumliche Innovationen, „die ausgehend von Graz 'Architektur nach einer längeren Bewusstlosigkeit in Österreich wieder zum Thema machten'", bezeichnet.

Eugen Gross hat sich mit einer Vielzahl schriftlicher Beiträgen auf gat.st eingebracht. So in seinem Essay linksherum – rechtsherum, in dem er über den Ossiacher See nachdenkt. In einem Gespräch mit ihm aus dem Jahr 2013 liest sich – ganz locker – was ihn von Beginn an bis heute an- und umtreibt.

Nach 90 Jahren prallem Leben, Utopie und Strukturalismus, sei auch ein kurzer Rückblick erlaubt: Eugen Gross, geboren am 31.05.1933 in Bielitz, Ost-Schlesien. Nach Realgymnasium in Wien und Salzburg, Matura 1952, Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Graz 1952–1958 bei den Professoren Friedrich Zotter, Karl Hoffmann und Karl Raimund Lorenz. Teilnahme an der Sommerakademie Salzburg 1957 bei Prof. Konrad Wachsmann. Nach Studienabschluss Tätigkeit beim Amt der Stmk. Landesregierung und Praxis in Architekturbüros in Erlangen und Nürnberg. 1960-61 Assistent am Institut für Städtebau und Ländliches Siedlungswesen an der TH Graz bei Prof. Hubert Hoffmann. 
Personale: 1967 Graz, Forum Stadtpark, Werkgruppe Graz, Kristallisationen.
1971 Gastprofessor an der Washington University, St. Louis, Missouri. 1974–1980 Lehrbeauftragter für Raumplanung an der Technischen Universität Graz. Von 1982 an Arbeiten im In- und Ausland in Projektgemeinschaft PLANCONSULT AUSTRIA mit den Architekten Wolfgang Kapfhammer, Gert Koßdorff, Johannes Wegan, Pablo Golger. 
Ab 1987 Tätigkeit in eigenem Büro.
1982–1986 Vorsitzender der Sektion Architekten der Ingenieurkammer für Steiermark und Kärnten. 1990/91 Vorsitzender des Landeskulturbeirates Steiermark. 1989–1999 Lehrer an der Grazer Ortweinschule, Höhere Technischen Bundesanstalt für Bau, Kunst und Design.
Preise und Nominierungen erhielt Gross einige. Besonders auffällig: der Theaterpreis „Nestroy“ für Darstellertätigkeit bei experimenteller Performance Kinder der Toten nach Elfriede Jelinek im Rahmen des Steirischen Herbstes 2017. Nominierung der 90 Min. Retro-Filmversion in s/w von Ulrich Seidl nach Script des Nature Theater of Oklahoma, Kelly Copper und Pavol Liska, für Berlinale 2019, Forum, und Diagonale 2019.
2022 erschien auf Initiative von Eugen Gross gemeinsam mit Andrea Jany, das Buch „Gelebte Utopie – Die Terrassenhaussiedlung der Werkgruppe Graz“, in dem die Geschichte und das Geschehen der Siedlung textlich und fotografisch festgehalten ist. Und im Buch „Wenn ein Haus spricht – eine andere Biografie“ nimmt Eugen Gross die Leserinnen und Leser mit in sein Fischerhaus am Ossiachersee. 

Eugen Gross ist Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Graz und des Großen Ehrenzeichens des Landes Steiermark.

Eugen Gross! Alles Gute! Gratulation.

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