04/05/2011
04/05/2011
Architektur: WG3 ©: Karin Lernbeiß

Hypercubus, Mobiles Hotelzimmer für 2 Personen Planung: WG3, Graz. Im Rahmen des Designmonats Graz wird der Hypercubus von 09.05. bis 06.06. auf Mariahilferplatz in Graz 1:1 ausgestellt.

Hypercubus, Mobiles Hotelzimmer für 2 Personen Planung: WG3, Graz. Im Rahmen des Designmonats Graz wird der Hypercubus von 09.05. bis 06.06. auf Mariahilferplatz in Graz 1:1 ausgestellt.

Hypercubus, Mobiles Hotelzimmer für 2 Personen Planung: WG3, Graz. Im Rahmen des Designmonats Graz wird der Hypercubus von 09.05. bis 06.06. auf Mariahilferplatz in Graz 1:1 ausgestellt.

Hypercubus, Mobiles Hotelzimmer für 2 Personen Planung: WG3, Graz. Im Rahmen des Designmonats Graz wird der Hypercubus von 09.05. bis 06.06. auf Mariahilferplatz in Graz 1:1 ausgestellt.

HGO 15 Ollersdorf, Burgenland - Umbau. Preis für Das beste Haus 2011 - Burgendland. Planung: WG3 Graz. Foto: Karin Lernbeiß

HGO 15 Ollersdorf, Burgenland - Umbau. Preis für Das beste Haus 2011 - Burgendland. Planung: WG3 Graz. Foto: Karin Lernbeiß

HGO 15 Ollersdorf, Burgenland - Umbau. Preis für Das beste Haus 2011 - Burgendland. Planung: WG3 Graz. Foto: Karin Lernbeiß

HGO 15 Ollersdorf, Burgenland - Umbau. Preis für Das beste Haus 2011 - Burgendland. Planung: WG3 Graz. Foto: Karin Lernbeiß

Pult C3. Design: WG3, Graz

Der Hypercubus ist ein mobiles Hotelzimmer, benannt nach der mathematischen Form des Hypercube. Im Rahmen des Grazer Designmonats wird es ab 9. Mai mit Unterstützung der Firma Kapo, Mayr-Melnhof Kaufmann Gaishorn und proHolz Steiermark im öffentlichen Raum am Mariahilferplatz aufgestellt und tagsüber von Desigern und Desigenrinnen als Arbeitsraum genutzt. Bei diesem Projekt geht es darum, den Begriff “Hotel” neu zu interpretieren. Der Hypercubus ist so ausgestattet, dass er ver- und entsorgungstechnisch unabhängig ist, also ist eine temporäre Aufstellung möglich und eine Kombination zu größeren Clustern. Der Transport ist unkompliziert, sodass die Hypercuben nach Saison oder Bedarf genau dort eingesetzt werden können, wo sie gebraucht werden.

WG3 - eine junge Gruppe von Möbeldesignern und Architekten aus Graz – ist Erfinder des Hypercubus. Albert Erjavec, DI Matthias Gumhalter, DI Christian Reschreiter und DI Jan Ries sprachen mit Kate Howlett-Jones über ihre Design-Philosophie und den Hypercubus.

KHJ: Ihr seid zu viert, warum WG3?

AE: Matthias, Christian und ich haben zusammen auf der TU Graz studiert. Schon damals waren wir eine enge Gruppe und ständig zusammen unterwegs. So begann es als Witz unter Freunden, “Hier kommt die WG3”. Jetzt ist auch Jan dabei aber der Name ist geblieben.
MG: Und wir sind noch immer sehr eng befreundet und arbeiten wirklich zu viert. Es ist eine Frage der Menschlichkeit: wir kochen zusammen, wir essen zusammen. Es ist wesentlich mehr als eine günstige Arbeitspartnerschaft. Wir sind keine Einzelgänger, sondern Gruppenmenschen.
CR: Und wir genießen es einfach, mit anderen Leuten zu arbeiten.
AE: Wir fangen meistens mit einem Grundkonzept an, das stark diskutiert, verfeinert und verarbeitet wird. Das ist unser Arbeitsprozedere als Team.

KHJ: Warum der ‘Hypercubus’?

CR: Die Form basiert auf dem mathematischen Hypercube: ein 4-dimensionaler Würfel. Der Entwurf ist extrem minimalistisch und auf das Wesentliche abgespeckt. Innen gibt es drei verschiedene Ebenen, die eine Vielfalt von Ausblicken auf die Außenwelt bieten. So wird ein Raum-Wohnerlebnis im Inneren mit einem Außenerlebnis kombiniert.
AE: Der Innenraum fordert, dass man ihn erlebt: er ist äußerst spannend. Wir wollten auch zeigen, dass mit einem nachwachsenden Rohstoff (der Hypercubus besteht hauptsächlich aus Brettsperrholz) auch innovative Formen entstehen können. Brettsperrholz ist großartig – es ist strukturell tragfähig, Wärme dämmend und es bietet innen eine fertige Oberfläche. Es ist ein ökologisch wertvolles, heimisches Produkt. Es ist auch leicht zu bearbeiten – die Form vom Hypercubus ist relativ komplex, aber mit Brettsperrholz ist das kein Problem.

KHJ: Wo wird der Hypercubus zur Verwendung kommen?

CR: Es geht vor allem um einen “bewegten Raum”, der im Tourismus angewendet werden kann - als ein mobiles Hotelzimmer. So wurde aus der Immobilie eine “Mobilie”. Der Transport ist einfach, es gibt sogar Haken für den Kran, die an der Außenseite befestigt sind.
MG: Hypercubus ist grundsätzlich ein Hotelzimmer mit dem Komfort eines herkömmlichen Hotels, aber ein Hotel das nicht auf Gäste warten muss, sondern sich dorthin bewegt, wo es gebraucht oder gewünscht wird. So könnte es im Laufe eines Jahres an verschiedenen Standorten installiert werden, je nachdem, wo Bedarf besteht. Ortsabhängige Defizite in der Auslastung während der Nebensaison können auf dieser Art und Weise kompensiert werden. Er wird entweder für eine Versorgung mit Wasser, Kanal usw. hergestellt oder kann auch ganz autark funktionieren. Für größere Veranstaltungen können Hypercuben zu Clustern vereinigt werden. Es gibt zahlreiche Vorteile: rasche Einsetzbarkeit für die Unterbringung in Gebieten mit besonderen Events oder Attraktionen, wo es nur beschränkte Unterbringungsmöglichkeiten gibt. Der Hypercubus kann schnell auf veränderte Marktsituationen reagieren und eine nahezu 100%ige Auslastung schaffen. Mitten in der Stadt könnte er möglicherweise auf Flachdächern aufgestellt werden.

KHJ: Was ist eure ‘Design-Philosophie’?

MG: Vor unserem Architekturstudium an der TU Graz haben wir Tischlerei gelernt und ein Kolleg für Möbeldesign absolviert. Das schafft natürlich einen gemeinsamen Fokus auf handwerkliche Arbeit, zusammen mit einem großen Interesse an Qualität. Es zeigt sich auch in unserer sehr praktischen und aktiven, ‘hands-on’-Arbeitsweise. Wir haben dann mit Architektur begonnen, weil wir auch den Raum um das Möbel entwerfen wollten, nicht nur das Innere sondern auch die Hülle, das Ganze.
AE: Es war der nächste logische Schritt. Wir hatten das große Glück, dass wir Peter Schreibmayer (Ao. Professor i. R; Inst. f. Architekturtechnologie, TU Graz; Anm. d. Red.) als Lehrer hatten, der uns das Minimal-Housing-Konzept vermittelt hat.
MG: Heutzutage wird Styling oft als Design verkauft. Es gibt aber einen Riesenunterschied zwischen einem Trend und dem, was echt und gerechtfertigt ist, dem Design. Das muss man deutlich erkennen.
CR: Unsere Arbeitsweise ist sehr praktisch, wir arbeiten auch gerne unter schwierigen Bedingungen. Die Herausforderung “Das wird nie funktionieren” macht ein Projekt bloß zweimal so interessant. Wir genießen Umbau und Sanierung, wir reagieren gern auf Umstände und historische Substanz. Unser Umbau eines etwa 100 Jahre alten Vierkanthofes in südlichen Burgenland zum Beispiel, (zurzeit für „Das Beste Haus 2011“ nominiert): Hier wollten wir einen sensiblen Dialog zwischen Altbestand und der neu errichteten Substanz pflegen. Auf der anderen Seite, haben wir die Änderungen hauptsächlich durch die Verwendung von Sichtbeton spürbar gemacht.
AE: Wir sind immer bereit, auf eine gegebene Problematik einzugehen und Lösungen auf der Baustelle zu finden. Raumerlebnis liegt uns am Herzen. Und wir achten sehr darauf, die eigentlichen Bedürfnisse eines Kunden herauszufinden und zu erklären, was gewisse Materialien machen können.

KHJ: Liegt dieser Zugang auch eurem Möbeldesign zu Grunde?

AE: Den Pult C3 haben wir ursprünglich entworfen, weil wir einfach selbst einen höheren, praktischen Tisch wollten.
MG: Zuerst ging es darum, die Statik in den Entwurf einfließen zu lassen, dann wurde zur Herausforderung, die Statik weiter auszureizen. Was können wir schaffen, wie weit kann man mit einem Material gehen, wie weit kann das Pult auskragen ohne dass es umkippt?
AE: Noch ein wichtiger Aspekt unserer gesamten Arbeit, von Architektur und Möbeldesign bis zum Design von Umhängetaschen, ist Kontakte zu anderen Arbeitsgebieten zu knüpfen. Interdisziplinäres Arbeiten ist eine der wichtigsten Herangehensweisen für unsere Projekte.
CR: Unsere Arbeitsweise ist flexibel, es geht um Lösungen, die für alle Beteiligten gut passen, die als Prozess entstehen. Natürlich ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Uns ist es sehr wichtig, Holzbau in Österreich zu fördern. Aber was zum Beispiel das Passivhaus betrifft, muss man Kompromisse zwischen Verwendbarkeit und Nachhaltigkeit finden. Es gibt Extreme, da muss man einen Mittelweg finden. Ich will nicht in meinem eigenen Haus überlegen, ob ich ein Fenster aufmachen darf oder nicht. Es ist schlicht „Common Sense“.

KONTAKT:
WG3
Marienplatz 1, Atelier 2
A-8020 Graz
studio@wg3.at
www.wg3.at
www.hypercubus.at

Biografische Notizen:

DI Christian Reschreiter
* 1982 in Altenmarkt, Salzburg
1996-2000 Fachschule für Tischlerei - HTBL Hallein
2000-2002 Kolleg für Möbeldesign – St. Pölten
2003-2010 Architekturstudium TU Graz
seit 2007 Studienassistent Modellbauwerkstatt TU Graz

DI Matthias Gumhalter
1980 * in Wien
1995-2000 Fachschule für Tischlerei - HTL Mödling
2000-2002 Kolleg für Möbeldesign – St. Pölten
2003-2010 Architekturstudium TU Graz
seit 2007 Studienassistent Modellbauwerkstatt TU Graz

Albert Erjavec
1982 *in Villach
1996-2000 Fachschule für Tischlerei - HTBLuVA Villach
2000-2002 Kolleg für Möbeldesign – St. Pölten
seit 2003 Architekturstudium TU Graz
seit 2006 Studienassistent am Institut für Architekturtechnologie TU Graz

DI Jan Ries
1981 *in Novy Jicin, Tschechien
1997-2002 HTL 1 Bau & Design, Abteilung Hochbau, Linz
2003-2009 Architekturstudium TU Graz
seit 2010 Mitarbeit bei Architekt Geldner

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