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Bericht
Die neuen Kommunen

In neuen Formen gemeinschaftlichen Wohnens soll für Städter die dörfliche Idylle wiederauferstehen.

Im großen Wohnzimmer stehen 25 Menschen im Kreis, halten einander an den Händen und schweigen. Männer und Frauen, Alte und Junge im Poloshirt, Trainingsanzug oder Kapuzenpullover. Uschi Pollanka, eine Mittfünfzigerin mit Krausehaar, hat heute süßen Nudelauflauf gekocht. "Ich hoffe, es ist genug für alle da", sagt sie und wünscht: "Guten Appetit!" Der Kreis löst sich auf. Keine Minute dauert das Ritual, das sich viermal die Woche wiederholt, von Montag bis Donnerstag, immer um sieben Uhr abends im Gemeinschaftshaus der Wohnsiedlung Lebensraum in Gänserndorf, nördlich von Wien. Die Menschen, die da so vertraut nebeneinander an den Tischen sitzen, sind nicht bloß Nachbarn. Sie sind ein Ernährungskollektiv. Wer mitessen will, muss einmal im Monat einkaufen und kochen. Die restlichen Tage nimmt man einfach am gedeckten Tisch Platz. "Wir können uns gar nicht mehr vorstellen, woanders zu wohnen", sagen Uschi und ihr Mann René, der früher nie am Esskreis teilnehmen wollte ....

Verfasser / in:

Moritz Gottsauner-Wolf

Datum:

Sun 12/05/2013

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Sie heißen Wohnsiedlung Lebensraum und Garten der Generationen.
Mit neuen Wohnformen wollen Städter in Österreich die dörfliche Idylle wieder aufleben lassen.

Der Artikel von Moritz Gottsauner-Wolf ist am 27.03.2013 in der Onlineausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT erschienen.

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