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Jurystatements zu den Preisträgerprojekten
Schul‐ und Kulturzentrum, Feldkirchen, 2014
Architektur: Fasch&Fuchs
Kopenhagen in Feldkirchen an der Donau
Einen "langen Prozess" nennen die Architekten aus Wien die Entstehungsgeschichte des neuen Schul‐ und Kulturzentrums in Feldkirchen. Dieser begann 2005 mit der Umsetzung des Kulturzentrums und endet vorläufig mit dem Um‐ und Zubau für die Schule. In Summe ist ein lebendiger Hybrid entstanden, der noch dazu dem Ort einen ganz neuen Mittelpunkt schenkt. Konsequent nach Prinzipien des offenen Lernens konzipiert, erinnert im ganzen Komplex nichts an eine herkömmliche Schule. Gänge gibt es praktisch nicht. Stattdessen organisiert sich alles um den zentralen, über mehrere Geschoße laufenden Veranstaltungsort. Jeder Unterrichtsraum ist von außen einsehbar. Gegessen wird in der Aula und im Garten. Dank der Überlagerungen und Offenheit kommt ein Gefühl von Kinder‐Universität und Campus auf. Diese Architektur bietet den besten Rahmen für die neuesten Erkenntnisse der Pädagogik. Hier wurde von allen Beteiligten ein mutiger Schritt nach vorne gemacht. Ähnlich offene Schulen kennt man derzeit vor allem aus Skandinavien und insbesondere Kopenhagen.
Landwirtschaftliche Fachschule Ritzlhof, Haid, 2011
Architektur: Raimund Dickinger, Mario Ramoni
Geduckt im Gelände
Die Landwirtschaftliche Berufs‐ und Fachschule für Garten und Landschaftsbau Ritzlhof in Haid ist Ausbildungsstätte und zum Teil Wohnort für jährlich ca. 600 Schüler. Der bereits 2011 mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnete Bau wurde von den Architekten Raimund Dickinger und Mario Ramoni entworfen. Der Zubau duckt sich ins Gelände, schafft gleichzeitig einen neuen Eingang zum bestehenden denkmalgeschützten Schulkomplex. Ein unterirdischer Gang verbindet Alt‐ mit Neubau. Typologisch folgt der Zubau dem bestehenden Gutshof. Ähnlich einem hier üblichen Vierkanter bildet ein Atrium und ein Mehrzwecksaal den zentralen Innenhof. Unterrichtsräume, Bibliothek, Foyer und Garderobe ordnen sich drumherum. Auf dem mit Sichtbeton ausgeführten Sockel des Untergeschoßes bildet der filigrane Holzbau eine pavillonartige Struktur. Alles ist sehr hell, Farbe wurde in dem von Holz dominierten Bau nur wo nötig eingesetzt, der Blick in die Landschaft bzw. auch im Gegenzug die Einblicke von außen in die Schule prägen die Raumstimmung. Bei einer Ausbildung, die sich größtenteils draußen abspielt, sehr stimmig.
Agrarbildungszentrum Salzkammergut, 2011
Architektur: Altmünster, Fink Thurnher
Vorarlberger Wissenstransfer
Das Agrarbildungszentrum in Altmünster wurde bereits mehrfach ausgezeichnet: 2012 für seine Nachhaltigkeit als Lernwelt, 2013 für die vorbildhafte Bauherrenschaft und nicht zuletzt 2012 als Holzbau. Und das zurecht: 2007 aus einem Wettbewerb hervorgegangen, konnten Fink Thurnher Architekten aus Bregenz hier 2011 doch ein außergewöhnliches und zukunftsweisendes Bauwerk errichten. Durch die Zusammenlegung der landwirtschaftlichen Schulen Altmünster und Weyregg wurde es erforderlich, das bestehende Gebäude wesentlich zu erweitern. 270 junge Menschen lernen und wohnen nun hier. Sie werden drei Jahre überaus vielfältig praktisch und theoretisch für das Leben als (Nebenerwerbs‐)Bauer ausgebildet. Wie bei einem “Vierkanter” bildet der zentrale Innenhof das Zentrum der Schule. Der ganze Bau ist von Holz dominiert. Das kann bald einmal zuviel werden, hier aber nicht, weil die eingesetzte heimische Weißtanne in unterschiedlichsten Formen, hochwertig und meist unbehandelt verarbeitet wurde. Alles wirkt hell, angenehm und wie in einem guten Hotel. Auch Konstruktion und Wände sind zu einem großen Teil aus Holz. Der Passivhausstandard und die hohen Anstrengungen um ökologische Kriterien verstehen sich bei den Vorarlbergern dann fast schon von selbst: Eine Solaranlage am Dach bereitet Warmwasser auf, eine Hackschnitzelanlage sorgt für Wärme, es gibt eine Photovoltaikanlage, mechanische Be‐ und Entlüftung gekoppelt mit Wärmerückgewinnung, ein Erdabsorber unter der Bodenplatte des Neubaus ermöglicht die umweltfreundliche Kühlung der Zuluft, gedämmt wurde mit Schafwolle und Zellulose und für die WC‐ Spülungen wird Regenwasser verwendet.
(Text: Lorenz Potocnik)
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Infobox
Daidalos
Architekturpreis OÖ 2014
Der Daidalos wird von den OÖNachrichten, der Arch+Ing Kammer für OÖ und Salzburg und dem afo architekturforum oberösterreich mit den Partnern Land Oberösterreich, Hypo, Erdgas OÖ und der Generali Versicherung ausgelobt. Der Name geht auf das griechische daidallein – kunstvoll arbeiten – zurück.
Die Suche nach gesellschaftlich innovativen Projekten ergab drei zukunftsweisende Lebensorte.
Am 25. Nov. 2014 wurden die Preise vergeben an:
- Fasch&Fuchs, Wien, für das Schul‐ und Kulturzentrum, Feldkirchen
- Raimund Dickinger, Mario Ramoni, Vorchdorf, für die Landwirtschaftliche Fachschule Ritzlhof, Haid
- Fink Thurnher, Bregenz, für das Agrarbildungszentrum Salzkammergut, Altmünster