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Hopfgarten im Osttiroler Defereggen, Lauterach in Vorarlberg und Ottensheim in Oberösterreich werden
am Donnerstag, dem 8. November 2012 mit dem LandLuft Baukulturgemeinde-Preis für innovative Baukultur auszeichnet. Auszeichnungen erhalten die Gemeinden Hittisau in Vorarlberg, Klaus in Vorarlberg, Neckenmarkt im Burgenland, Röthis in Vorarlberg und Waidhofen an der Ybbs in Niederösterreich.
Nominiert wurden Galtür in Tirol, Hartberg in der Steiermark, Neumarkt im Mühlkreis in Oberösterreich, Rattenberg in Tirol und Velden am Wörthersee in Kärnten.
Die Preisträger 2012
Mit der Prämierung von Hopfgarten in Defereggen, Lauterach und Ottensheim betont die Jury des LandLuft Baukulturgemeinde-Preises, dass gelebte Baukultur unabhängig von Größe und Struktur einer Gemeinde zu positiven kommunalen Entwicklungen beiträgt.
Hopfgarten repräsentiert den Typus der von Abwanderung bedrohten alpinen Dorfgemeinde, Lauterach steht stellvertretend für jene Kommunen, deren Nähe zu urbanen Ballungsräumen ihr ursprünglich rurales Gepräge komplett verändert, zu rasantem Wachstum und zahlreichen kommunalen Bauvorhaben führt. In Ottensheim schließlich ziehen Kommunalpolitik und zahlreiche Initiativen aus der Bevölkerung erfolgreich an einem Strang, wenn es um die Bekämpfung des Leerstands im Ortskern oder um die Integration von alter Substanz und zeitgenössischer Architektur im Rahmen kommunaler Bauaufgaben geht.
Hopfgarten in Defereggen / Osttirol
„Wir waren mit dem Kopf in der Welt und mit den Füßen in den Bergen.“
Hopfgarten, Eingangsort des Osttiroler Defereggentals, entwickelte sich in den letzten zehn Jahren zum baukulturellen Vorzeigeort. Der Prozess rund um das neue Feuerwehr- und Kulturhaus war Anstoß für eine neue Ortspolitik: gemeinsam, lösungsorientiert und mit möglichst viele Beteiligten. „Wenn man zusammensteht kann man etwas riskieren, man muss nicht immer im Tiroler Lederhosenstil bauen“, meint Bürgermeister Franz Hopfgartner. Ein leer stehendes Lokal im Ortskern wurde
2005 zur „Machlkammer“ (Mundart für Werkstatt) umfunktioniert, in der Einheimische und Gäste Handwerk und Köstlichkeiten aus dem Ort finden. Seither herrscht Leben auf dem Dorfplatz. 2010 folgte gleich daneben die kleine „Galerie der Mitte“, die regelmäßig Kunst aus Nah und Fern präsentiert. Weiters wurden zentrumsnahe Bauplätze geschaffen, die landschaftstypischen historischen „Tröglschupfen“ saniert, der Fluss Schwarzach renaturiert und die Uferbereiche gestaltet. Bis 2008 realisierte die Gemeinde auch den Umbau des Gemeindehauses und die Neugestaltung des Dorfplatzes. Die
Friedhofserweiterung und eine neue Aufbahrungshalle sowie ein Wellness-Hotel folgten. Der engagierten Bevölkerung ist es zu verdanken, dass neuer Architektur eine tragende Rolle zukommt und jungen Leuten neue Perspektiven im Ort gegeben werden. Das Best Practise-Beispiel Hopfgarten zeigt, dass innovative, gemeinsam gelebte Baukultur nicht nur eine Trendumkehr bei der Abwanderung bewirkt, sondern auch die sozialen Strukturen der Bevölkerung stärkt.
Lauterach / Vorarlberg
„Wenn sich die eigenen Leute wohl fühlen, fühlen sich auch die Touristen wohl.“
Lauterach im Vorarlberger Rheintal, zwischen Bregenz und Dornbirn gelegen, ist die am schnellsten wachsende Gemeinde Vorarlbergs. Ursprünglich bäuerlich strukturiert, bringt das rasante Wachstum seit den 1970er Jahren große Herausforderungen: Einerseits musste mit den kommunalen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Seniorenwohnungen, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und der Struktur der Verwaltung mitgezogen werden, andererseits haben sich die Struktur des Ortes und das soziale Gefüge massiv verändert. Konzepte für die zukünftige Gemeindeentwicklung vom Bauen über Soziales und Umwelt bis hin zum Verkehr wurden gemeinsam mit ExpertInnen und Betroffenen erstellt. Auch hinsichtlich der architektonischen Ästhetik stellt die Kommune mit dem seit 1991 bestehenden Gestaltungsbeirat, dem ersten in Vorarlberg, höchste Ansprüche. „Durch einen kontinuierlichen Prozess über Jahrzehnte versuchen wir das Ortszentrum zu stärken“, erzählt Bauamtsleiter Erwin Rinderer. An Dorfplätzen, einem belebten Boulevard sowie Fuß- und Radwegen wird mit großem Einsatz gearbeitet. Ebensoviel Bedeutung schenkt die Gemeinde einer zukunftsorientierten Energiebilanz, motiviert durch das e5 Programm des Landes Vorarlberg. So entstand beispielsweise das Biomasseheizkraftwerk. Um die Identität des Ortes zu erhalten, wurden geschichtsträchtige Gebäude, z. B. leer stehende Gasthäuser, zu Räumen für Vereine umfunktioniert. Auch die Substanz des Klosters in Lauterach erstrahlt in neuem Glanz.
Ottensheim / Oberösterreich
„Wir wollen die Leute dabei unterstützen, selbst etwas tun“.
Die Marktgemeinde Ottensheim liegt an der Donau im südlichen Mühlviertel und erfreut sich seit langem einer aktiven Kulturszene, die laufend für Impulse sorgt. Auf dem kulturellen Nährboden bildeten sich zahlreiche Initiativen, die dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung der Marktgemeinde nachgehen. Die Bürgermeisterin, unterstützt vom Rathausteam, nimmt dabei eine tragende Rolle ein. So gehen in Ottensheim sämtlichen baulichen Maßnahmen eine strukturierte Phase der Bewusstseinsbildung, Konzeption und Strategieentwicklung voran. Die daraus resultierende Akzeptanz und die Bürgerbeteiligung zeigen, wie gelebte Baukultur Gestalt annimmt. Das neue und vielfach preisgekrönte Gemeindeamt beherbergt einen direkt von der Straße aus begehbaren Saal, der neben Gemeinderatssitzungen auch Vereinen, BürgerInnen und Veranstaltungen zur Verfügung steht. Die Umgestaltung des Marktplatzes ist ebenso gelungen. „Wir wollen die Tradition des Marktes betonen und gleichzeitig immer wieder Ideen für neue Märkte umsetzen: vom Frauenmarkt bis zum offenen Markt, wo jeder alles verkaufen kann“, betont Bürgermeisterin Uli Böker. Das zieht mittlerweile Menschen aus Nah und Fern an - auch zum Essen, Trinken und als Ort der Kommunikation. Außerdem ist Ottensheim Pilotgemeinde für Shared-Space-Entwicklungen, hat die Hauptschule saniert und eine Bibliothek geschaffen. Ganz oben auf den Zukunftsplänen der Kommune: den Leerstand im Zentrum zu reduzieren und die Ortskernentwicklung mit Arbeitsgruppen gemeinsam weiter voran zu treiben.
Die Auszeichnungen 2012
Fünf österreichischen Gemeinden hat die Jury des LandLuft Baukulturgemeinde-Preises wegen ihrer beachtlichen baukulturellen Leistungen eine Auszeichnung zugesprochen:
Hittisau / Vorarlberg
„Wir möchten den Bürgern eine Gemeinde bieten, in der man sich wohlfühlen kann.“
Die ursprünglich bäuerlich strukturierte Gemeinde Hittisau im Bregenzer Wald sprüht vor Vereins- und Kulturaktivitäten. Nicht nur, dass die Landschaft idyllisch wie aus einem Kinderbuch wirkt, findet man hier stimmiges Zusammengehen von Tradition und Moderne, Natur und Kultur und eine unaufgeregte Architektur, die traditionelles Bauen in eine neue Form führt. Vor allem die ganzheitliche Holzkultur ist in Hittisau nahezu überall erlebbar – im Außen- wie im Innenraum. Volle Gasthäuser, Nahversorger für den täglichen Bedarf sowie das Mehrzweckgebäude mit Feuerwehr und einem mutigen Frauenmuseum im Ortskern zeugen von gelebter Baukultur. Aus einem städtebaulichen Wettbewerb ging die Altstoffsammelstelle und das erste „Betreutes Wohnen“-Projekt im Bregenzer Wald hervor. Die Wohnanlage im Zentrum hat mittlerweile Vorbildwirkung und auch die engagierte Teilnahme am e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden in Vorarlberg zeigt Früchte. Als nächstes ist der Bau eines Gründerzentrums geplant, bei dem - wie auch bisher - auf regionale Wertschöpfung geachtet wird.
Klaus / Vorarlberg
„Das Gemeinderatssitzungszimmer ist auch Raum für den Chor und das Seniorenturnen.“
Klaus ist eine der Vorderland-Gemeinden des Rheintals mit hoher Wohnqualität und hoher architektonischer Qualität der Gebäude im Betriebsgebiet am renaturierten Klausbach. Besonders der Stammsitz der Firma Omicron ist dabei hervorzuheben. Die vorbildliche Gestaltung findet im Dorf durch den Schulneubau ihre Fortsetzung. Zeitgemäße Lern- und Lehrmethoden haben im ersten konstruktiven Holzbau für eine Schule, und das noch dazu in Passivhausstandard, optimale räumliche Voraussetzungen. Die zur Straße hin orientierte öffentliche Bibliothek wird intensiv genutzt. Bereits im Jahr 2002 richtete Klaus erfolgreich einen Fachbeirat ein, dem alle Bauvorhaben, auch die kleinsten, vorgelegt werden müssen. Ein notwendiges Verkehrskonzept, das den Rückbau der Durchzugsstraße und Neuplanung des öffentlichen Raumes vorsieht, ist derzeit in Arbeit.
Datum:
Terminempfehlungen
Thu 03/07/2014 - Fri 04/07/2014
_Fortbildung -lang, Lauterach und Zwischenwasser
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Infobox
LandLuft Baukulturgemeinde-Preis 2012
Wettbewerbsergebnis
Der Verein LandLuft fördert seit 1999 aktiv die Baukultur in ländlichen Räumen und kooperiert mit gleich gesinnten ExpertInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen: Raumplanung, Architektur und Landschaftsplanung, Kunst und Kultur, Politik, Medien und Wirtschaft.
„Baukultur entsteht durch gelebtes Engagement aller Beteiligten. Dieses unterstützen wir und informieren über erfolgreiche Modelle zukunftorientierter Gemeindeentwicklung.“ (LandLuft)