19/01/2020

Australien auf der Feuerprobe

Der Einfluss des Klimawandels auf den Kontinent und das fehlende Bewusstsein dafür

19/01/2020
©: Fridays for Future
©: Fridays for Future

Hitze. Glühende Hitze. Wind. Rauch. Es ist beinahe unmöglich, etwas zu sehen, wenn man so nahe am Feuer ist. Die Augen brennen und das Gesicht tut von der enormen Temperatur, der es die ganze Zeit ausgesetzt ist, schon weh. Der Wind hat gedreht und schlägt die Hitze nun wie Peitschenschläge in die Richtung der zwei Freunde. „Run!“, kommt der Befehl von einem der beiden. Sie laufen. Überall sind kleine Glutnester zu sehen, die sie bereits in den letzten Stunden und Tagen versucht haben zu löschen, aber es ist verflixt. Man hat das Gefühl: für jeden Teil, der gelöscht wird, wird anderswo ein weiteres Feuer entfacht. Die Stürme machen es nicht leichter, da die Luftzufuhr die Buschbrände noch weiter anfacht und in schlimmen Fällen sogar mehrere mit einander verbindet. Das Feuer vor ihnen baut sich auf. Die beiden Männer, die eben noch tapfer versucht haben, die viel zu hohen Flammen mit eigener Kraft zu löschen, rennen jetzt. Weg vom Feuer. Weg von der Hitze. Es ist viel zu gefährlich. Die Panik und Verzweiflung sind ihnen ins Gesicht geschrieben. Einem der beiden gehört eine Rinderherde, die nur mehr ein paar Kilometer von dem Feuer entfernt ist. Wenn es die nicht mehr gibt, hat er alles verloren, was er noch besitzt.

Situationen wie diese erfundene tragen sich momentan in Australien in Massen zu. Seit Ende August 2019 brennen Teile des dortigen Waldgebietes. Grund dafür ist die Dürre, die seit einiger Zeit herrscht. Die Temperaturen haben im letzten Jahr bis zu 50°C erreicht, was dazu geführt hat, dass viele der natürlichen Barrieren, wie beispielsweise Seen, oder Flüsse, die nun notwendig wären, um die Buschbrände einzudämmen, ausgetrocknet sind. Für die vor Ort lebenden Menschen bedeutet das: Existenzangst. Einmal ganz abgesehen von den über eine Milliarde Wildtieren, die bereits ums Leben gekommen sind, fallen auch Tiere aus der Zucht dem Feuer und der Dürre zum Opfer. Große Rinderherden werden durch importiertes Futter ernährt, da kein Gras mehr wächst, kein Futtermittelanbau mehr denkbar ist. Das Ziel der Bauern*Bäuerinnen ist es einzig und allein die überbleibenden Tiere entweder so schnell wie möglich zu verkaufen oder die restlichen am Leben zu halten. Dass das nicht lange gut geht, ist einleuchtend. Viele Bauern*Bäuerinnen – egal ob sie aus der Viehzucht, oder aus der Landwirtschaft kommen – müssen gezwungenermaßen das aufgeben, was ihre Familie seit Generationen macht. Nicht nur Bauern*Bäuerinnen, auch andere Einwohner*innen sind gefährdet. 1.400 Häuser habe das Feuer laut Cultural Survival, einer Organisation, die sich für Rechte indigener Völker einsetzt, bereits zerstört. Auch die Ureinwohner*innen Australiens sind betroffen. Das Verlieren von Hab und Gut hat die Zahl der Selbstmorde in die Höhe getrieben. Sydney hat den Gesundheitsnotstand aufgrund der Rauchbelastung ausgerufen. Das ist nur eine kleine Aufzählung dessen, welche Auswirkungen das Feuer auf die Tiere und Menschen hat.

Doch warum kam es überhaupt erst zu dieser Dürre? Warum entstanden Buschfeuer, die eine Fläche, so groß wie ein Zehntel von Österreich niederbrennen? Viele bezeichnen die momentane Situation Australiens als DIE offensichtliche, aktuelle Auswirkung des Klimawandels. Der Klimawandel hat dazu geführt, dass die Dürre, die für Australien durchaus typisch ist, solche enormen Ausmaße angenommen hat. Das Andauern der Dürren wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer länger, nicht zuletzt, weil der Kontinent zu einem sehr großen Teil auf fossile Brennstoffe setzt. Der momentane Premierminister, Scott Morrison hat sich sogar explizit für Kohle als Energiequelle ausgesprochen und unterstützt des Weiteren Adani, einen Konzern, der sich auf eben diese Art Rohstoffe, seinen Abbau, sowie Transport und die Umwandlung dessen in nutzbare Energie fokussiert hat. Greta Thunberg habe, laut DEM STANDARD, Siemens dazu aufgerufen, ein Projekt, das sie für Adani aufgenommen haben, wieder fallen zu lassen. „Der Siemens-Chef Joe Kaeser will am Montag entscheiden, ob der Konzern einen Auftrag im Wert von rund 20 Millionen Euro zurückziehen soll.“, heißt es in dem Artikel (Zitat, DER STANDARD, 14.1.2019). Adani nicht weiter zu unterstützen, wäre von äußerster Wichtigkeit, da der Konzern nicht nur rücksichtslos mit der Umwelt und den dort lebenden Ureinwohnern umgeht, sondern indirekt auch den Siemens-Mitarbeiter*innen schadet, die sich nicht bewusst für das Großprojekt entscheiden haben dürfen.
Das Bewusstsein, dass durch diese Art der Energieerzeugung massenhaft CO2 ausgestoßen wird, ein Gas, das den Treibhauseffekt vorantreibt, scheint noch nicht wirklich eingekehrt zu sein. Auch viel Betroffene glauben weiterhin, dass es sich nur um eine etwas längere Dürreperiode handle, weswegen sie sich weigern, etwas dagegen zu unternehmen. Ein Umstieg auf erneuerbare Energie, wie beispielsweise Wasserkraft oder Windkraft, würde es ermöglichen, aus dem Teufelskreis auszubrechen. Hierfür würde klarerweise Geld benötigt werden, auf das man anderswo verzichten müsste. Und das tut beinahe niemand. Natürlich. Wer verzichtet schon gerne auf Wohlstand, Reichtum und ein Leben im Überfluss? Die wenigsten! Doch, wenn erst einmal das Haus brennt, man Rauch atmet und die Familie leidet, dann sollte man die Augen öffnen und etwas tun. Man könnte jetzt meinen, dass Australien weit weg sei und die Brände dort, seien sie auch noch so groß, uns gar nicht beträfen. Doch wenn man nur etwas metaphorisch denkt, die Erde als „Haus“, die Feinstaubbelastung als „Rauch“ und die Gattung Mensch als „Familie“ sieht, dann merkt man: auch uns betrifft es! In größerem Ausmaß, als man glaubt!

Quellen
•   https://theconversation.com/morrison-government-approves-next-step-towa… (zuletzt abgerufen am 12.1.2019)
•   https://www.businessinsider.com.au/scott-morrison-coal-boycott-climate-… (zuletzt abgerufen am 12.1.2019)
•   https://www.nzz.ch/panorama/buschbraende-in-australien-wueten-weiter-nz…
•   https://de.wikipedia.org/wiki/Steiermark (zuletzt abgerufen am 12.1.2019)
•   https://www.culturalsurvival.org/news/australia-must-listen-traditional… 
(zuletzt abgerufen am 12.1.2019)
•   https://www.australien-info.de/buschbraende.html (zuletzt abgerufen am 12.1.2019)
•   https://www.youtube.com/watch?v=t-CYdPXJGic (zuletzt abgerufen am 12.1.2019)
•   https://www.youtube.com/watch?v=lJ-rXRf88sA (zuletzt abgerufen am 12.1.2019)
•   DER STANDARD KOMPAKT, 13.01.2019 (S. 14)

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