Wien

Martha Jungwirth, 2018. Screenshot s. Link > albertina.at

Martha Jungwirth erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2021. Damit wird die 81-jährige Künstlerin auf Vorschlag des Österreichischen Kunstsenats mit der höchst dotierten Auszeichnung der Republik für ihr künstlerisch herausragendes Lebenswerk geehrt. Die Verleihung findet am Montag, 15. November 2021, 17:00 Uhr, durch Staatssekretärin Andrea Mayer im Leopold Museum im Wiener Museumsquartier statt.
Zuletzt gestaltete Martha Jungwirth den Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper für die Saison 2019/20 mit einem "Trojanisches Pferd". Ihre erste Ausstellung machte sie 1968 gemeinsam mit Wolfgang Herzig, Kurt Kocherscheidt, Peter Pongratz und Franz Ringel in Wien bekannt. 2018 waren ihre jüngsten Arbeiten in einer Retrospektive der Albertina zu sehen.

Martha Jungwirth
(aus der Pressemappe der Albertina, 2018)
"Martha Jungwirth wird 1940 in Wien geboren. Sie studiert hier an der Akademie für angewandte Kunst, wo sie von 1967 bis 1977 auch lehrt. 1968 überwindet sie – als einzige Frau einer losen Künstlergruppe – die bis dahin starre Trennung der Wiener Kunstszene in Phantastische Realisten, abstrakte Maler und Wiener Aktionisten. Unter Bezugnahme auf die Art Brut lehnt sie sich mit ihren Künstlerfreunden in einer Wirklichkeiten genannten Ausstellung gegen das in den späten 1960er-Jahren durch Aktionismus, Installationskunst und Minimalismus propagierte Ende der Malerei auf.
Eine Reise nach New York 1974/75 löst weitreichende neue künstlerische Impulse aus.
Jahrzehnte vor der heute längst selbstverständlichen Gleichstellung der monumentalen, autonomen Zeichnung mit Malerei schafft Martha Jungwirth nun großformatige Zeichnungen von banalen Haushaltsgegenständen wie einer italienischen Geschirrspülmaschine der Marke Indesit. Die scheinbar harmlosen Küchenutensilien oszillieren in diesen 1977 auf der documenta ausgestellten Zeichnungen als Symbol des Nachkriegsfrauengefängnisses zwischen groteskem Fetisch und Zerfall des Objekts.
Eine wichtige Inspirationsquelle für Martha Jungwirth sind ihre ausgedehnten Reisen, die sie von Istrien über die Kykladen bis Bali führen. Wie eine Flucht aus der Geborgenheit in eine unbekannte Wirklichkeit gehen diese Reisen ihrer zum Teil nachträglichen Verarbeitung zu monumentalen Aquarellen im Wiener Atelier voraus. Lichtdurchflutete Farbakkorde, Gespinste aus Strichen, Flecken und Klecksen, auf dem Papier schwebende Motive, die aus dem Körpergefühl der rhythmischen Bewegung und einer spontanen Sensomotorik entstehen, prägen diese Meisterwerke.
In den letzten Jahren greift Martha Jungwirth auch auf Ölfarbe zurück, bleibt aber dem Papier als Malgrund treu. Pastose Farbschichten, der Wechsel von Fülle und Leere, von opaker Dichte und filigraner Transparenz zeichnen diese jüngste Werkgruppe aus. Noch nie gesehene Farbkombinationen auf wie nachlässig abgerissenen Papieren und das Unterlassen einer kompositorischen Ordnung geben Zeugnis davon, wie sehr sich das Werk von Martha Jungwirth nicht zuletzt dem Zufall als Ausdruck für die Dynamik des Daseins des modernen Menschen verdankt: „Weil eben das Leben so ist: mit all seinen Höhepunkten und Schicksalsschlägen, Glück und Unglück, Freud und Furcht, Enttäuschung, Ärger, Zorn und Trotz.“ (Martha Jungwirth)"

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