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Graz

Neuschreiben von Heimaten, Festveranstaltung anlässlich des 65. Geburtstages von Dekan Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Konrad

©: UNI Graz - Institut für Geschichte : Zeitgeschichte

Die Erzählung der Landschaft (Helmut Konrad gem. mit Dieter A. Binder und Eduard Staudinger), 2010;

Festveranstaltung anlässlich des 65. Geburtstages von Dekan Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Konrad.

Unter den vielfältigen Anstößen, die vom Historiker Helmut Konrad für die Zeitgeschichtsforschung sowie Gesellschaftspolitik ausgingen, nimmt die kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept „Heimat”, dem er sich in verschiedenen Variationen widmet, einen zentralen Stellenwert ein. Ausgehend von der in den 1980er Jahren virulenten Diskussion um österreichische Vergangenheitsbewältigung spiegeln Auseinandersetzungen um den Begriff sowohl eine wissenschaftliche als auch eine persönliche Distanzierung von jenem gesellschaftspolitischen Konsens wider, der die österreichische (Mit-)Beteiligung, -Schuld und -Verantwortung am verbrecherischen NS-Regime auf kollektiver wie individueller Ebene weitgehend geleugnet und den österreichischen Opfermythos betont hatte.

Vor diesem Hintergrund widmet sich das Symposium dem Beitrag der Zeitgeschichtsforschung zu einer kritischen Debatte um das Konzept „Heimat”, die sich als Gegeneinschreibung und Neupositionierung seit knapp 30 Jahren in Wissenschaft, aber auch Kunst und Literatur nachzeichnen lässt. Aus interdisziplinärer Perspektive wird diskutiert, ob und auf welche Weise „Heimat” als Abgrenzungsfolie in der gegenwärtigen österreichischen Kunst und Zeitgeschichte fungiert. Welche intellektuellen Positionen zwischen Aufbegehren gegen Obrigkeit und Anpassung/ Unterordnung werden in dieser Abgrenzung vom Konzept „Heimat” im Rahmen spezifischer Generationserfahrungen sichtbar? Inwieweit verschränken sich im Bild der Landschaft ambivalente Erzählstränge, finden sich Neucodierungen, invertierte kulturelle Deutungen, subversive Interpretationen von „Heimat”?

„Es muss also heute darum gehen, in der Heimat-Diskussion präsent zu sein und zu versuchen, einerseits die emotionalen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne andererseits auf die Gefahren zu vergessen. Der neue Heimatbegriff muss voluntaristisch verstanden werden, also Heimat muss wähl- und wechselbar sein. Er muss ferner konfliktorientiert sein, muss also die zentralen Konflikte im Kleinraum widerspiegeln, muss sie sogar hier verständlicher, anschaulicher machen können. Der Heimatbegriff darf nicht ausgrenzen, darf nicht zu Fremdenhass führen. Und der neue Heimatbegriff darf Heimat nicht statisch, museal sehen, sondern muss auf die Dynamik, die Veränderung und die Veränderbarkeit abzielen. [...] Und meine Heimat? Sie teilt sich auf mehrere Heimaten auf, deren Gewichtung und Bedeutung sich verschieben, wandeln, den Lebensumständen anpassen.” (Helmut Konrad, Heimaten. In: Heimat-Sterz, Nr. 39/1988, 19.)

Festveranstaltung:

15.00 Uhr: Symposium
_ Josef Winkler (Klagenfurt) liest aus Roppongi. Requiem für einen Vater (2007)
_ Joanna Drynda (Poznań), Heimat, Landschaft, Identität in der österreichischen Gegenwarts- literatur
_ Reinhard Kannonier (Linz), Reflexionen zur Neukonzeption von Heimat, Region, Dorf und Landschaft zwischen Kunst und Geschichte
_ Gespräch zum Thema mit Joanna Drynda, Reinhard Kannonier, Josef Winkler und Helmut Konrad (Moderation: Regina Guhl)

18.00 Uhr: Festakt
_ Grußworte von Rektorin Christa Neuper (Karl-Franzens-Universität Graz)
_ Grußworte von Vizedekan Lukas Meyer (Geisteswissenschaftliche Fakultät)
_ Grußworte von Institutsleiter Harald Heppner (Institut für Geschichte)

18.45 Uhr: Laudatio von Jay Winter (Yale University)

Musikalische Gestaltung: Bertl Mütter mit seinem Mut!horn.
Anschließend Buffet

Um Anmeldung bis 25. Jänner 2013 wird gebeten
edith.wirthler@uni-graz.at / +43-316-380-2615

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