Graz

Nachtgesichter. Foto: Heinz Pachernegg

©: Intro-Graz-Spection

Jahresausstellung der Intro-Graz-Spection mit Positionen nationaler und internationaler Künstler/innen: Arnold Reinisch, Markus Wilfling, Nikos Zachariadis, Eva Mohringer-Milowiz / Wenzel Mracek / Roman Klug, Georg Dinstl, Christoph Szalay / Sarah Sternat, Zita Oberwalder, Edgar Sorgo, Felix Gephart, Heinz Pachernegg, Luis Constantin, Martin Behr, Total Refusal (Robin Klengel, Leonhard Müllner, Michael Stumpf)

Kurator: Emil Gruber
Produktion und Ko-Kurator: Christian Marczik
Ausstellungsgestaltung: e.d. gfrerer

Nachtgesichter sind ursprünglich Träume in der Bibel, in denen Gott zu seinen Propheten spricht. Meist entstanden daraus Weissagungen, die nichts Gutes für die Zukunft ahnen ließen. Von Jeremiah im Alten Testament, bis zur Offenbarung des Johannes als letztes Buch in der Bibel, sind die Inhalte voller Schrecken, Konflikten und Unruhemomenten. Das Nachtgesicht wurde spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts zum tiefenpsychologischen Deutungsfeld, zu einem Objekt in Traumanalysen, zum Gefährt durch die Geistes-Geisterbahn. In der Kunst ließen sich Nachgesichter als Albdrucke und Nachtmahre gerne nieder. In aufgeschlagenen Büchern schauen sie dich unvermittelt an. In der Musik wandeln sie schon mal in deinen Gehörgängen auf und ab. Im Film erhöhen sie deinen Herzschlag. Nachtgesichter ergeben auf den ersten Blick nicht das, was sie scheinen. Sie müssen nicht immer alles in Angst und Schrecken versetzen. Manche dieser Gesichter zeigen eine verborgene Schönheit, andere wiederum werden erst durch das zweite „Gesicht“ von Künstlerinnen und Künstlern sichtbar. Traum und Realität sind Bausteine, die zusammengefügt werden können, wenn Fantasie die Arbeit lenkt.

Die heurige Jahresausstellung der Intro-Graz-Spection wird zum Fundbüro für besondere Interventionen, für unterschwellige Bezüge, für verdeckte Wirklichkeiten. Natur trifft auf digitalen Raum. Steigen, Fallen, Hängen: Tiefe misst sich mit Oberfläche, Leid trifft auf Gier, das Fremde auf Routine. Gefallene Engel, hohle Köpfe, tote Legenden, die letzte Reiseleiterin nimmt immer alle mit. Weltuntergang braucht Wiederauferstehung.
Internationale Künstlerinnen, Künstler und Kunstkollektive zeigen im November ihre Nachtgesichter.

Der überwiegende Teil der Werke ist – quer durch alle Disziplinen – Auftragsarbeit, die speziell für die Schau gestaltet wurde. Zwei andere Arbeiten sind erstmals in Österreich bzw. in Europa zu sehen.

In der als Parcours angelegten Schau präsentiert das viel prämierte Filmemacher-Trio Total Refusal (Robin Klengel, Leonhard Müllner und Michael Stumpf) eine neue Arbeit, in der sie Onlinevideospiele auf Zwischenmomente hin untersuchen.
Der Berliner Graphic-Artist Felix Gephart, dessen Comic Wicked New York im Vorjahr hoch akklamiert wurde, zeigt in großformatigen Zeichnungen hybride Lebenswesen aus einem fiktionalen Kosmos. Nikos Zachariadis Lichtinstallation zieht die Betrachter/innen in den unendlichen Raum. Arnold Reinischs Installationen geben menschlichen Körpern buchstäblich opulente neue Form. Eva Mohringer-Milowiz wiederum erzählt in nüchternen Fotos von einem traurigen, einsamen Leben. Louis Constantin aus München formt in der wohl eigenwilligsten Arbeit Kunst aus Fliegenkot.
Ebenfalls werden die preisgekrönte Fotografin Zita Oberwalder, das literarische Künstler-Duo Christoph Szalaj und Sarah Sternat, Georg Dinstl, Martin Behr, Markus Wilfling, Heinz Pachernegg und Edgar Sorgo neue Werke präsentieren.

Wir sehen Götter, zu denen wohl niemand beten möchte, Häuser, die etwas verbergen. Wir turnen, gehen durch die Wälder und tauchen in ein dystopisches Atlantis der Moderne ein. Am Ende waschen wir uns die Hände wieder in Unschuld und erwachen mit vielen neuen Bildern im Kopf.

Zu sehen bis Mittwoch, 11. Dezember 2019
(Die – Fr, 16 – 19, Samstag, 11 – 14 Uhr)

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16. + 17.11.2023
 
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