Leitthema 2013/14: Bildwelten
Graz

Heinz-Dieter Kurz

©: Montagsakademie – Bildung für alle

Der verführerische Charme von Bildern in der Wirtschaftswissenschaft

"Bilder lügen!", heißt es. Das stimmt, und es stimmt auch wieder nicht. Dies wird für den Fall der Wirtschaftswissenschaften und der sich wirtschaftswissenschaftlicher Argumentationsfragmente bedienenden Politik sowie des Journalismus beispielhaft belegt. In dieser Wissenschaft spielen Bilder eine große Rolle. Zum einen verwendet sie Statistiken und stellt diese diagrammatisch dar. Die besondere Art der Darstellung kann beim Betrachter gewisse Eindrücke bewirken, und ganz gewisse Eindrücke sind seitens der Verwender der Diagramme, seien sie nun Politiker oder Journalisten, auch gewollt: Man will nicht nur informieren, sondern indoktrinieren und instrumentalisieren. Man will, dass das Bild in bestimmter Weise gelesen wird und vertraut auf die suggestive Kraft der gewählten Darstellung. Das angefertigte Bild selbst „lügt“ dabei nicht notwendigerweise, aber sein Erzeuger macht sich zunutze, dass Teile des Publikums das Bild nicht richtig lesen können.
Bilder lügen selbst dann nicht, wenn sie nur Teile der darzustellenden Befunde aufzeigen. Derjenige, der die Auswahl getroffen hat, mag indes damit bestimmte Absichten verfolgen.
Dann gibt es Bilder zur Darstellung mehr oder weniger komplizierter dynamischer wirtschaftlicher Zusammenhänge. Dieser Fall ist ungleich schwieriger, weil die Frage nach wahr oder unwahr, richtig oder falsch nur sehr schwer zu beantworten ist und ein Urteil über die gesamte hinter einem Bild stehende Theorie verlangen würde. Wer aber, außer der Eingeweihte und klug Urteilende, ist dazu schon fähig?

Das nur vermeintlich einfachste Bild in der Wirtschaftswissenschaft ist wohl die Darstellung von Angebot und Nachfrage durch Kurven, die sich schneiden. Man sagt, auf diese Weise würde der Preis des betreffenden Produkts und die zu diesem Preis ge- und verkaufte Menge bestimmt. Tatsächlich lauern hinter dem unschuldig daher kommenden Bild gewaltige Monster, die nicht so einfach zu bändigen sind. Das Bild wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt, wenn es denn überhaupt Antworten gibt. Dies und Anderes wird im Verlauf des Vortrags verdeutlicht. Die Quintessenz des Beitrags lautet: Bilder können sehr effektiv lügen. Man tut gut daran, sich ihrem verführerischen Charme nicht ohne Gegenwehr zu ergeben. Aber muss derjenige, der auf der Hut ist, deshalb gleich zum Bilderstürmer werden? Nein. Bilder haben ihre nützliche Rolle beim Versuch, wenn schon nicht sich der Wahrheit zu nähern, so doch wenigstens sich von der Unwahrheit ein Stück zu entfernen. Mittels von Bildern können irrige Vorstellungen sowohl verstärkt als auch in Zweifel gezogen werden.

Vortragender: O.Uni.-Prof. Mag. Dr. Heinz-Dieter Kurz, Institut für Volkswirtschaftslehre & Graz Schumpeter Centre, Universität Graz

Liveübertragung in folgende Regionen:

Steiermark
- Bruck an der Mur, Rathaus
- Hartberg, oekopark/Maxoom Kino
- Knittelfeld, Stadtbibliothek
- Leibnitz, Galerie Marenzi
- Leoben, Neues Rathaus
- Liezen, Rathaus

Burgenland
- Oberpullendorf, BHAK & BHAS

Niederösterreich
- Baden, Volksschule (Mehrzwecksaal)

Salzburg
- Lungau, Lungauer Bildungsverbund

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