Die Gegenwart des Balkan
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Radio Ö1

Präsentation: Peter Waldenberger

Belgrad, die "weiße Stadt", zählt mit seinen rund 1,8 Millionen Einwohnern zu den größten Agglomerationen in Südosteuropa. Man sieht der serbischen Hauptstadt am Kreuzungspunkt der beiden Flüsse Save und Donau immer noch an, dass sie Metropole einer größeren Einheit war, die einst Jugoslawien hieß.

Die Architektur der Altstadt ist am Westen orientiert, und der berühmte sozialistische Gebäude-Cluster Novi Beograd, der als Regierungs- und Verwaltungs-Wohnviertel geplant wurde, atmet den Geist der Moderne - einer ziemlich unvollendeten Moderne allerdings. Belgrad ist unbestritten der politische, kulturelle und wirtschaftliche Kraftpunkt Serbiens und beherbergt mittlerweile mehrere Festivals in den Bereichen Kunst, Literatur, Fashion und Musik. Belgrad ist auch der Geburtsort des "Turbofolk", jener Musikrichtung, die traditionelle Volksmusik und Schlager mit Rock, Pop, Elektronik, oft auch mit Nationalismus und Machismo verknüpft.

Belgrad, das seit jeher als Pforte zwischen Orient und Okzident galt, war immer auch Anziehungspunkt für Roma, Ashkali und andere Bevölkerungsgruppen der Cigani, des fahrend Volk. Das Blühen des Informellen und die daraus resultierende Schattenwirtschaft sind im heutigen Belgrad omnipräsent. Im Gefolge der Kriege der 1990er Jahre sind viele Flüchtlinge aus allen Teilen des früheren Jugoslawien hierher gezogen, andere, vor allem Jüngere und gut Ausgebildete, haben die Stadt Richtung Westeuropa verlassen. Doch immer noch - oder vielleicht gerade deswegen - geht von Belgrad eine Energie aus, die in der Region ihresgleichen sucht.

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