Graz

Die Publikation 'I’m that angel' ist weltweit in Buchhandlungen und Institutionen erhältlich. 


Tyler Coburns Performance I’m that angel erkundet die Bedingungen, wie wir am und gegen den Computer arbeiten. Er erzählt aus Sichtweise eines „Content Farmers“: einer neu aufkommenden Art des Online-Journalisten, der sich vertraglich verpflichtet, Artikel zu generieren, die auf einer Suchmaschinenoptimierung bei Google Trends basieren.

Als Text nimmt I’m that angel die Form einer absurden Analogie zur Cloud an, eines Einschnitts im Datenstrom – nämlich eines Buches, dessen Format die paraliterarischen, bekennenden und brieflichen Präzedenzfälle unserer virtuellen Umgangssprachen unterstützt. Entworfen von Eric Nylund geben die Seiten gefundenen Zitaten, Trendsprache, Anekdoten, Anmerkungen und Schimpftiraden eine feste Form; „Inattentionalität“ wird hier zur Methode. Genauso wie sich das Buch an eine Begrenzung des Materials hält, welche die diffuse Form der Daten-Cloud Lügen straft, unternehmen auch die Lesungen den Versuch ähnlicher Konkretisierungen, indem sie die LeserInnen und das Publikum die Standorte besetzen lassen, die die physische Form des Internet repräsentieren. Bei anderen Gelegenheiten gehen die Lesungen mit einer Dokumentation einher, die auf Server-Etagen aufgenommen wurde, wodurch vorübergehend ein Datenzentrum innerhalb der Kunstinstitution geschaffen wird. Jedes Szenario eröffnet den Blick auf abgesicherte Räume, in denen sich LeserInnen und Publikum schon längst befinden, denn wir begegnen den materiellen Doppelgängern unserer virtuellen Subjektivitäten als Daten, die in Server-Form gespeichert sind.

Anstatt vor der scheinbaren Ausweglosigkeit des kognitiven Kapitalismus zu kapitulieren, potenzieren diese Lesungen neue, kritische Operationen durch einen gemeinsamen Zugang, durch Zuhören und Diskussion. In seinen verschiedenen Teilen argumentiert I’m that angel zugunsten einer erneuten Berücksichtigung der immanenten Horizonte der Subjektivität, der Geselligkeit und der Kreativität.

Im Mai und Juni zeigt Coburn seine Performance in Datenzentren und Institutionen in ganz Europa, darunter im Google Zürich in Zusammenarbeit mit dem Corner College; im Pionen Data Center, Stockholm; im EvoSwitch, Amsterdam in Zusammenarbeit mit San Serriffe; im Volta, London in Zusammenarbeit mit der South London Gallery; im e-shelter, Berlin in Zusammenarbeit mit Archive Kabinett; im Objectif Exhibitions, Antwerpen; CAC Vilnius; und im Museo d’Arte Contemporanea di Villa Croce in Zusammenarbeit mit Peep-Hole.

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+