Eine Annäherung an den Abschied von Andrea Sadjak
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Schaumbad Graz

Im Dezember 2020 verlässt eine sehr alte Frau ihre Wohnung im 13. Grazer Gemeindebezirk und übersiedelt in ein Altersheim. Zurück bleiben die Spuren von fast 60 Jahren gemeinsamen, aber auch einsamen Lebens und Wohnens an einem der lautesten und wohl wenig einladendsten Straßenzüge der Stadt Graz, der Wiener Straße. Wie Schatten überlagern die Spuren die verlassene Wohnung: ausgeschnittene Zeitungsberichte, kommentiert und in Küchenladen archiviert. Handlungsanweisungen und Informationen zu ausgedienten Möbelstücken, ausrangierte Gegenstände und notdürftig mit Klebeband reparierte Tapetenrisse zeugen von einem eigenwilligen, aber auch selbstbestimmten Leben zwischen Alltag und Ausnahmezustand der fortschreitenden Demenz.

Die Schaumbad-Künstlerin Andrea Sadjak hat die Wohnung ihrer im Dezember 2021 verstorbenen Mutter als Ausgangspunkt für eine sehr persönliche und poetische Arbeit genommen und sich ihr mit der ihr typischen künstlerischen Sprache über Porzellan und Ton angeeignet. Jedes Loch, jeder Zierrat erzählt Geschichte(n). Und so zeigt Sadjak höchst einfühlsame Geschichten aus ihrem gemeinsamen Leben, übersetzt fragile Erinnerungen in Porzellan gebrannte Bilder, fügt persönliche Zitate zu einer kollektiven Erfahrung von Demenz und dem Ringen nach Selbstbestimmung zusammen, während der Beat der Wiener Straße den unbarmherzigen Takt der Vergänglichkeit schlägt.

Kuration und Text: Elke Murlasits

Kooperationspartner: Xenos. Verein zur Förderung der Soziokulturellen Vielfalt | Joachim Hainzl

Öffnungszeiten der Ausstellung: Mi bis Sa 13:00 bis 18:00 Uhr

Soft Opening im Beisein der Künstlerin

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16. + 17.11.2023
 
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