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Graz

Chasing Max Mustermann

©: zweintopf

Interventionen und Analysen zwischen öffentlich und privat
Interventions- und Ausstellungsprojekt im öffentlichen Raum in und rund um Graz von zweintopf.

Any Street, Any City, Any State – dank Shopping und Urban Entertainment finden wir uns in immer gleicheren Innenstädten wieder.

Wo man sich an Konsumenten und Touristen orientiert, wo Sicherheit und Ordentlichkeit herrschen, wo private Sicherheitsdienste walten, macht Stadtluft längst nicht mehr frei. Es gibt kaum eine Grenze, die so beharrlich neu verhandelt werden muss, wie die Schnittstelle vom Öffentlichen zum Privaten, zwischen Individuum und Gesellschaft.

17 KünstlerInnen wurden an dieser Sollbruchkante tätig – ihre Eingriffe und Analysen im und über das Private im öffentlichen Raum werden nun in einer gemeinsamen Ausstellung präsentiert.
 
KünstlerInnen: Brad Downey, Eva Engelbert & Christian Hoffelner, Anne Glassner, Reinhard Gupfinger, Andreas Heller, Katharina Lackner & Sam Bunn, Wolfgang Lehrner, Michail Michailov, Tomáš Moravec, Erwin Polanc, we are visual, Roswitha Weingrill, zweintopf.

Kuratiertierung: zweintopf

Was ist öffentlich? Was privat?
Wie erkennt man die Merkmale des einen und des anderen? Gibt es fassbare Übergänge und wo und wann zeichnen sie sich ab? Wie im alltäglichen Zusammenleben äußern sich diese Grenzen und wie positioniert sich der Einzelne dazu? Was erlaubt man sich und was ist tatsächlich erlaubt? Und wer erlaubt sich zu erlauben? Wo kann man sich einbringen und wo regiert das Von-oben-herab? Oder ist ohnehin alles längst virtuell und den Bedingtheiten eines persönlichen wie örtlichen Interagierens entwachsen?
Das Thema, öffentlich und privat, mit dem wir zu Beginn des Jahres 13 KünstlerInnen und Kollektive konfrontiert haben, beinhaltet viele Ws und Abers. Den öffentlichen Raum  miteinander zu teilen, ist ein immerwährender Prozess und die Beschaffenheit jener Orte, die dafür gewidmet sind, bleibt in ständiger Diskussion. Während die verantwortlichen Touristiker gerne alles durch eine Brille Marke blauer Himmel und Sonnenschein vermarkten, haben andere längst ihre beweglichen Kameras ausgerichtet und stöbern BettlerInnen und angebliche Asoziale aus ihren Nischen auf. Ist doch gut und im allgemeinen Interesse, wenn alles möglichst sauber sicher und gefällig wird? Wo kämen wir denn hin, wenn...
Auch Kunst kann sich in diesem Zusammenhang im öffentlichen Raum gut und gern instrumentieren lassen. Ob zur zeitweiligen Bespaßung der PassantInnen oder um wiedererkennbare Monumente und interessante Oberflächen innerhalb des Städtischen zu schaffen. Viele bunte Pins im Stadtplan. Must sees. Einstige Subkulturen wie Graffiti und Street Art dienen unter anderem dazu ein urbanes Lebensgefühl zu applizieren. Offen kritische Positionen, Hinweise auf eine unbequeme Vergangenheit werden nach einem entsprechenden Zeitraum von Empathie und Empören gerne wieder verräumt - aus Gründen einer angeblichen öffentlichen Sicherheit, die wohl eher im Aufstören der Gedanken, als an tatsächlich entstandenen Hindernissen zu suchen ist.

Die Idee zu Chasing Max Mustermann
ist nicht zuletzt auch dem überbordenden Angebot des Massenkonsums geschuldet:  Jenen Dingen, mit denen wir unsere Räume, die öffentlichen wie die privaten gestalten, die Moden und Standards unterliegen, ob aus dem Baumarkt stammend oder aus dem Fundus der Lifestyle-Blogs. Auf der Suche nach dem, was uns antreibt, stoßen wir am Ende immer auf diesen Bodensatz an materiellen Stellvertretern, der uns bereichert und belastet gleichermaßen. Neben den Möglichkeiten, die er uns angeblich verschafft, verlangt er uns nämlich auch einiges ab, weil er finanziert, gewartet und in immer schneller werdenden Rhythmus erneuert werden will. Der Name Max Mustermann dient uns dabei als Platzhalter  oder besser Phantom eines Durchschnitts, zu dem schlussendlich niemand gehören will. Die Art der Herangehensweise, die wir für unsere Fragen gesucht haben, ist eine möglichst subtile, eine temporäre, eine invasive. Wir haben die KünstlerInnen gebeten, auf ihre Weise tätig zu werden. Fragen zu stellen und nicht um Erlaubnis zu fragen, Äußerungen ganz selbstverständlich zu positionieren, Dinge zu extrahieren, Muster zu entdecken, zu überzeichnen, zu unterstreichen, die Gegebenheiten und Oberflächen durch ihre Setzungen umzuarbeiten bzw. neu zu deuten.  Wir wissen, dass unser Publikum dabei ein rein zufälliges ist, umso mehr wiegt die Dokumentation, die diese Aus- bzw. Einschnitte über bzw. in den öffentlichen Raum zugänglich macht  – in der Ausstellung und im Katalog, der zur Ausstellung erscheinen wird.

ERÖFFNUNG: Donnerstag,  03. September 2015 um 19 Uhr
 
ORT: ehemalige Designhalle, Lazarettgürtel 62, Graz

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