63 Jahre danach
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Graz

Buchpräsentation – Arbeit mit der Öffentlichkeit. Jochen Gerz. 63 Jahre danach.

©: Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark - KIÖR

Buchpräsentation

Die Präsentation des Buches Arbeit mit der Öffentlichkeit. Jochen Gerz. 63 Jahre danach, herausgegeben von Werner Fenz, mit Mitteln des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark und der Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik, findet am Institut für zeitgenössische Kunst (IZK) der TU Graz statt.
Die Leiterin des IZK, Milica Tomić, hat die Arbeit 63 Jahre danach als erstes Projekt ihrer Amtszeit mit ihren Studierenden bearbeitet.

Arbeit mit der Öffentlichkeit. Jochen Gerz. 63 Jahre danach
Werner Fenz, Hg.
Verlag für moderne Kunst, Wien
216 Seiten, Deutsch/Englisch, 287 Bilder
ISBN 978-3-903004-95-5

Zum Buch
Text von Herbert Nichols-Schweiger, Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik.

Die Bild-Text-Objekte für steirische Kunst im öffentlichen Raum von Jochen Gerz für sein Projekt 63 Jahre danach wurden bekanntlich vor eineinhalb Jahren auf Anordnung des damaligen und heutigen Grazer Straßen-Stadtrats abgebaut. Am 11.04.2016 wird das dazu gehörige Werkbuch von Werner Fenz präsentiert (Verlag für moderne Kunst, Wien). Der kulturpolitische „Ziehvater“ dieses und vieler anderer Projekte im öffentlichen Raum, Landtagspräsident a. D. Dr. Kurt Flecker, nennt das neue Buch über die Arbeit des in Irland lebenden Künstlers Jochen Gerz „Protokoll einer gesellschaftspolitischen Entwicklung, die beweist dass solche Projekte permanent notwendig sind“. Den Abbau während der Sommermonate 2014 bezeichnet Flecker als „Schande eines schlagenden Burschenschafters“ und setzt hinzu, „dass vorauszusehen war, das der Grazer Bürgermeister ihm gefolgt ist“.
Die Tatsache, dass der Entwurf von Jochen Gerz für das Denkmal Die Gänse des Feliferhofes am ehemaligen Schießplatz vor Jahren am Militär scheiterte und dann auch die mit Wissenschaftlern, Politikern, der Kleinen Zeitung und der Bevölkerung entwickelten Erinnerungstafeln vor der Zeit verräumt wurden, habe, so der Kunsthistoriker Werner Fenz, den Künstler Gerz „traumatisiert“. Er hat daraufhin bekanntlich auch den Abbau aller in steirischen Gemeinden aufgestellten Tafeln rigoros verlangt. Vier von 22 geplanten Tafeln wurden schon von Beginn an in Gemeinden abgelehnt, obwohl mit Gemeindevertretern ausführlich gesprochen wurde. Umgekehrt haben sich einige Gemeinden, genannt wurden Wagna, Selzthal und Leoben, heftig um ein Stehenbleiben in ihren Orten bemüht. Fenz bedankt sich ausdrücklich bei seinem Team Evelyn Kraus und Dr. Edith Risse sowie dem Atelier Neubacher.
Die für Abbruch und Verstecken verantwortliche FPÖVP-Mehrheit im Grazer Stadtsenat ansprechend, nennt der seinerzeitige (2005-2009) Kulturreferent Flecker „ein Zeichen, wie mit Erinnerungsarbeit und Kunst in dieser Stadt umgegangen wird, welches Denken hier eine Renaissance findet, welche Methoden Renaissance haben“. Im Buch wird das dokumentiert und wissenschaftlich dargestellt. Dafür bedankt sich Dr. Flecker bei Univ.-Doz. Fenz und dessen Arbeitsteam. Die nunmehrige Leiterin des UMJ-Instituts Kunst im öffentlichen Raum, Dr. Elisabeth Fiedler, erinnert daran, dass eine längere Aufstellung, zum Beispiel bis in das Gedenkjahr 2018 mehrmals vorgeschlagen, aber von Grazer politischer Seite abgelehnt wurde. Der Stadt Graz hätte es gut angestanden, wenn hinter den Titeln Menschenrechtsstadt und Kulturhauptstadt die Erinnerung an die Stadt der Volkserhebung nicht vergessen worden wäre. Auch sie macht darauf aufmerksam, dass die gleiche Rigorosität bei Riesenstühlen oder drehenden Einkaufssackerln nicht zu beobachten ist.

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