1928 in Wien geboren, begann Gustav Peichl 1943 sein Architekturstudium an der Staatsgewerbeschule in Wien und beendete es 1953 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1955 eröffnete er sein Architekturbüro, 1991 kam es zur Gründung des Ateliers Peichl & Partner, das ab 2002 als ZT-GmbH weitergeführt wird. Die ab 1954 unter dem Pseudonym Ironimus veröffentlichten politischen Karikaturen sind weltweit bekannt.

Biographie

Gustav Peichl wurde am 18. März 1928 in Wien geboren. Peichl besuchte ab 1938 die Oberschule für Jungen in Mährisch-Trübau und 1943 bis 1944 die Abteilung für Hochbau der Bundesgewerbeschule in Mödling. 1944 bis 1947 war er als technischer Zeichner am Stadtbauamt in Mährisch-Trübau beschäftigt. Danach schloss er die Staatliche Gewerbeschule Linz 1949 mit Matura ab. Er studierte anschließend Architektur bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste (Diplom 1953) und ist seither als Architekt tätig. 1949 bis 1952 konnte er neben seinem Studium praktische Erfahrung im Architekturbüro Zellinger-Perotti sammeln. Von 1952 bis 1954 war Peichl Mitarbeiter im Atelier von Roland Rainer.
Seit den 1940er Jahren veröffentlichte er politische Karikaturen zuerst unter dem Pseudonym "PEICH", dann unter "Ironimus" in der "Presse", der "Süddeutsche Zeitung" und im "ORF": "Ich bin Karikaturist, weil ich ein politischer Mensch bin, aber ich glaube, daß auch Architektur einen immensen politischen Inhalt hat, denn ganze Gesellschaftssysteme bemühen den Architekten als Werkzeug", sagte er 1972 in einem Interview mit der "Wochenpresse". Seine erste "Ironimus"-Karikatur erschien am 9. Oktober 1949 in der der Tageszeitung "Die Presse", bis 2013 zeichnete Peichl ca. 14.000 Karikaturen.
1955 eröffnete er ein eigenes Architekturbüro. 1964 gründete Peichl die Zeitschrift "Bau − Schrift für Architektur und Städtebau" mit Hans Hollein, Walter Pichler und Oswald Oberhuber. 1973 bis 1996 übernahm er die Leitung der Meisterklasse für Architektur an der Akademie der bildenden Künste, 1987/1988 war er Rektor der Akademie. Seit 1977 gibt er die "Wiener Akademiereihe" der Akademie der bildenden Künste heraus.
1991 gründete Peichl das Atelier "Peichl & Partner", das 2002 in die "Peichl & Partner ZT GmbH" umgewandelt und 2012 von Christoph Lechner übernommen wurde.
Peichl gehört zu den fruchtbarsten und einflussreichsten Architekten Österreichs. 1958 entwarf er gemeinsam mit Wilhelm Hubatsch (1904 bis 1974) und Franz Kiener das Verwaltungsgebäude der Newag-Niogas (heute EVN) in Maria Enzersdorf (Fertigstellung 1960), es folgte die Wohnhausanlage in Wien-Donaustadt, Langobardenstraße (Fertigstellung 1962). Aus dem Umbau der Städtischen Volks- und Hauptschule in Döbling entstand die sogenannte Atrium-Schule (Fertigstellung 1964). 1964/1965 baute er den österreichischen Pavillon für die Weltausstellung in New York, 1965 für den Dominikanerinnenkonvent in Hietzing wieder eine Schule, 1967 das Rehabilitationszentrum Wien-Meidling und 1978 die Diesterwegschule in Penzing.
Seit Beginn der 1970er Jahre bis in die 1980er Jahre plante Peichl acht ORF-Landesstudios (mit Ausnahme von Wien). Die Anlagen sind kreisförmig organisiert, alle Sektoren, die Aufnahmestudios, Regieräume, Redaktions- und Archivräume gruppieren sich um eine runde Halle. In einem weiteren Trakt sind die Räume der Intendanz sowie die Garagen für den Fuhrpark untergebracht. Weiters verfügt jedes Landesstudio über ein Publikumsstudio samt Podium sowie über eine Dachterrasse. Dazu kam noch der Sender Kahlenberg (1974). 1980 baute Peichl die Erdfunkstelle Aflenz, 1985 die Phosphateliminationsanlage Berlin.
In Deutschland feierte Peichl als Architekt die größten Erfolge: 1986 gewann er den Wettbewerb um die Errichtung der Bundeskunsthalle in Bonn (Fertigstellung 1992), 1987 erhielt sein Entwurf für den Zubau zum Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt den ersten Preis (Fertigstellung 1990). 2013 wurde in Berlin an der Akademie der Künste am Pariser Platz 4 ein Gustav-Peichl-Archiv eröffnet. Es enthält Dokumente zu seinen für Deutschland entwickelten Bauprojekten, darunter die Bundeskunsthalle in Bonn sowie der Erweiterungsbau für das Städel in Frankfurt am Main, das Werkraumtheater der Münchner Kammerspiele (1998 bis 2002) und die Kindertagesstätte des Deutschen Bundestags im Spreebogen (1998 bis 1999). Das Archiv umfasst rund 3.100 Pläne, Zeichnungen, Skizzen und fünf Modelle zu 23 deutschen Bauprojekten.
1989 baute Peichl wieder eine Volksschule in Wien-Favoriten. 1993 errichtete er die Probebühne des Burgtheaters auf dem Gelände des [Arsenal|Arsenals]] in Wien. Gemeinsam mit Roland Rainer realisierte Peichl 1993 bis 1996 den Akademiehof Karlsplatz in Wien. Seine letzten Projekte waren das Hochhaus Donaucity (1994 bis 1996), das ORF-Landesstudio St. Pölten (1998), gemeinsam mit Boris Podrecca der Millennium Tower (1998), das Karikaturenmuseum in Krems (Eröffnung 2001), die Wiener Messe (2004), der Toscanahof Wien (2005) und das Haus der Barmherzigkeit Wien (2006). Gustav Peichl nimmt auch immer wieder zu aktuellen Projekten der Wiener Stadtplanung wie zur Neugestaltung des Praters kritisch Stellung.
Die Gesellschaft Peichl und Partner Architekten wurde 2014 durch Christoph Lechner übernommen, seit 2012 heißt die Firma Christoph Lechner & Partner ZT. (http://www.cehl.at/)
Peichl lebt und arbeitet in Wien, hat eine Tochter und zwei Söhne. Der Künstler ist Mitglied des Künstlerhauses Wien, Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten, Mitglied der Akademie der Künste Berlin, Ehrenmitglied des Royal Institute of British Architects und gehört seit dem Ende der 1960er Jahre der Künstlervereinigung MAERZ an.
(Text: wien.gv.at)

 

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Artikel: GUSTAV PEICHL

Perspektive, Verwaltungsgebäude der Newag Niogas, Maria Enzersdorf, 1958-1960

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